Kaum wurde der H1N1-Virus zur Pandemie erklärt, hat Novartis bereits die erste Charge Impfstoff gegen die Schweinegrippe fertiggestellt. Jetzt muss in verschiedenen Tests die Wirksamkeit und Verträglichkeit geprüft werden. Mit der Impfstoffgenehmigung rechnet der Pharmakonzern im Herbst 2009, gerade rechtzeitig zur Grippesaison im Winter. «Novartis ist potenziell in der Lage, Impfstoff für einen Drittel der Bevölkerung in Westeuropa herzustellen», sagt Karl-Heinz Koch, Pharmaanalyst von Helvea. Er schätzt das Umsatzpotenzial des Novartis-Impfstoffes auf rund 1 bis 2 Mrd Dollar. Daraus könnte also für Novartis ein Blockbuster werden. Da der Impfstoff allerdings nur für eine einzelne Grippewelle wirkt, wird der Umsatz wahrscheinlich nur in einem Jahr anfallen. Es ist auch noch unklar, wie sich die Schweinegrippe weiter verändert und wie viele Regierungen am Ende den Impfstoff bestellen.

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Novartis ist das erste Pharmaunternehmen, das eine Produktionscharge fertiggestellt hat. «Das Herstellungsverfahren von Novartis ist anderen Firmen überlegen», sagt Koch. Im Gegensatz zu Pharmaunternehmen wie etwa GlaxoSmithKline und Sanofi-Aventis stellt Novartis den Impfstoff in Zellkulturen und nicht nur in Eiern her.

Novartis-Titel reagieren stärker

Die Hoffnung der Anleger auf steigende Umsätze mit dem Grippeimpfstoff hat sich auch sofort im Aktienkurs von Novartis niedergeschlagen. Nach der Mitteilung, dass Novartis mit dem Impfstoff schneller als erwartet voran kommt, sind die Titel 4,4% höher aus dem Handel gegangen. Seit Jahresbeginn liegen die Aktien des Pharmaunternehmens dennoch knapp 15% im Minus, während die Genussscheine von Roche im gleichen Zeitraum rund 11% verloren haben.

Auch Roche reagiert mit Kursavancen, wenn sich die Situation um den H1NI-Virus zuspitzt. Am Tag, als die Weltgesundheitsorganisation WHO die Schweinegrippe zur Pandemie erklärt hat, haben die Titel - von einer positiven Branchenstudie unterstützt - knapp 2% zugelegt. Denn Tamiflu, das Grippemittel von Roche, kann nicht nur gegen die Vogelgrippe, sondern auch gegen die Schweinegrippe eingesetzt werden. Der Basler Pharmakonzern hat deshalb kürzlich die Tamiflu-Produktion erhöht.

Tamiflu am Ende des Zyklus

Bei künftigen Nachrichten über die Ausbreitung des H1N1-Virus dürften aber jeweils die Aktien von Novartis stärker anziehen als die von Roche, weil das Überraschungspotenzial des Impfstoffes grösser ist. «Tamiflu befindet sich bereits am Ende des Produktzyklus und beflügelt deshalb die Fantasie der Anleger nicht mehr so sehr», sagt Koch von Helvea.