Der neue Co-Chef der Deutschen Bank, John Cryan, setzt auf dem Weg zur Sanierung ein historisches Zeichen. Für zwei Jahre streicht er den Aktionären die Dividende, wie das Institut am Mittwochabend in Frankfurt mitteilte. Erst für das Geschäftsjahr 2017 erwarte der Vorstand, wieder eine «wettbewerbsfähige» Ausschüttungsquote vorschlagen zu können. Seit den 1950er Jahren hatte die Deutsche Bank ihren Aktionären jedes Jahr eine Dividende gezahlt. Die Aktie legte nachbörslich dennoch zu.

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Die Bank befindet sich in einer bedrohlichen Lage. Zahlreiche Skandale haben die Bank bereits Milliarden gekostet und ein Ende der Rechtsstreitigkeiten ist nicht abzusehen. Zudem machen die immer strengeren Kapitalanforderungen dem Institut zu schaffen. Viele Geschäfte gerade auch im schwankungsanfälligen Investmentbanking lohnen sich nicht mehr. An diesem Donnerstag wird Cryan erklären, wie er das Ruder herumreissen will.

Milliardenschwere Einsparungen

Dabei wird er zunächst bei den Kosten ansetzen. Sie sollen bis 2018 um gut 3,5 Milliarden Euro sinken, wie die Bank nun ankündigte. So sollen die um Sondereffekte wie etwa Rechtsstreitigkeiten bereinigten Kosten ab 2018 auf unter 22 Milliarden Euro sinken. Im vergangenen Jahr waren es 25,6 Milliarden Euro. Das Verhältnis der Kosten zum Ertrag soll 2018 auf rund 70 Prozent und 2020 auf rund 65 Prozent sinken, 2014 lag es bei 86,7 Prozent. Beobachter erwarten den Abbau tausender Stellen.

Von 2018 will die Bank dann eine Eigenkapitalrendite von mehr als zehn Prozent erwirtschaften, 2014 waren es gerade 3,1 Prozent. Die harte Kernkapitalquote, die das Eigenkapital ins Verhältnis zu den Risikopositionen setzt, soll künftig bei 12,5 Prozent liegen. Davon war die Bank Ende Juni mit 11,4 Prozent nicht weit entfernt. Dafür hatte sie sich in den vergangenen beiden Jahren auch rund 12 Milliarden Euro durch Kapitalerhöhungen besorgt.

Rekordverlust angekündigt

Eine grössere Herausforderung sind die Ziele für die zuletzt wichtiger gewordene sogenannte Verschuldungsquote (Leverage Ratio). Sie setzt das Eigenkapital ins Verhältnis zur gesamten Bilanzsumme. Ende Juni kam die Deutsche Bank auf einen Wert von 3,6 Prozent. 2018 sollen es nun 4,5 Prozent sein, Ende 2020 soll die gesamte Bilanzsumme dann mit fünf Prozent eigenem Geld abgesichert sein. Auf dem Weg dahin dürfte die Bank ihre Bilanz kräftig ausdünnen – also auf zahlreiche Geschäfte verzichten.

Ganz überraschend kommt der historische Dividendenausfall nicht. Bereits vor rund drei Wochen hatte die Bank darauf eingestimmt, als sie den höchsten Quartalsverlust der Firmengeschichte ankündigte. Das Geldhaus erwartet für das dritte Quartal unter dem Strich 6,2 Milliarden Euro Verlust – das ist noch mehr als zum Höhepunkt der Finanzkrise 2008 als die Lehman-Pleite die Finanzwelt schockte. Grund sind gigantische Abschreibungen vor allem auf den Wert der Tochter Postbank, von der die Deutsche Bank sich trennen will, und das nicht mehr so lukrative Investmentbanking. Für Rechtsrisiken legte die Bank weitere 1,2 Milliarden Euro zurück.

Erster öffentlicher Auftritt

Aufgeräumt hat der seit Juli amtierende Cryan auch schon im Top-Management. Zahlreiche altgediente Führungskräfte müssen gehen, mehrere Entscheidungsgremien fallen weg. Zudem schneidet Cryan die Sparten neu zu und teilt das Investmentbanking auf. An diesem Donnerstag will er nun weitere Details seiner Pläne vorlegen.

Cryan hatte zum 1. Juli Anshu Jain an der Führungsspitze der Bank abgelöst. Der zweite Co-Chef Jürgen Fitschen bleibt noch bis zur Hauptversammlung im Mai 2016 im Amt, ehe der Brite alleine das Ruder übernimmt. Mit Spannung wird Cryans öffentlicher Auftritt erwartet – bisher hatte er sich weitestgehend zurückgehalten.

(awp/ise)