Zweistellige Kurseinbrüche statt Jahresendrallye: Der Dezember 2018 enttäuschte viele Anleger, die nach den heftigen Einbrüchen im Oktober noch auf einen Schlussspurt gehofft hatten. Die zwischenzeitlichen Gewinne waren ausradiert. Aber nicht überall am Aktienmarkt sah die Bilanz so trüb aus.
Infrastrukturaktien überstanden das Jahr 2018 deutlich besser als die breiten Aktienmärkte. Der FTSE Developed Europe Core Infrastructure Index beispielsweise stand am Jahresende nur mit -2,8% im Soll, während der Stoxx Europe 600 beispielsweise auf -13,2% kam.
In Krisen besser als der Gesamtmarkt
Dass es sich hier nicht um einen positiven Ausreisser des Infrastruktur-Sektors handelt, zeigt ein Blick in die Vergangenheit: Bereits in den Krisenjahren 2008 und 2012 entwickelten sich Infrastruktur-Indices besser als der Gesamtmarkt. Während der globalen Finanzkrise 2007 bis 2009 beispielsweise fielen Indices wie MSCI World Core Infrastructure und FTSE Global Core Infrastructure lediglich um ein Viertel, während der MSCI World mit -35% deutlich mehr an Wert verlor. Seit 2006 hat der FTSE Global Core Infrastructure seinen Kurs sogar verdreifacht.
In haussierenden Aktienmärkten legt der Infrastruktur-Sektor zwar nicht so stark zu wie der breite Markt, aber langfristig ist das nicht von Nachteil. Schliesslich erleidet der Sektor in Abschwungphasen geringere Verluste und muss entsprechend weniger aufholen.
Ideal für sicherheitsorientierte Anleger
Auch seit Jahresanfang liegen Infrastrukturaktien leicht hinter dem breiten Aktienmarkt. Doch seit Anfang 2018 beispielsweise haben sie immer noch die Nase vorn. Attraktive Erträge mit relativ geringen Kursschwankungen sind ideal für sicherheitsorientierte Anleger.
Wer in Infrastruktur investiert, wettet damit nicht einfach auf schnell steigende Kurse, sondern setzt auf die Chancen eines strukturellen Wachstumstrends. Dazu zählen vor allem der hohe Investitionsbedarf in Industriestaaten und Schwellenländern sowie die Bedeutung als globaler Wettbewerbsfaktor im Zuge des digitalen und demografischen Wandels. Jährlich müssen etwa 4% des globalen Bruttoinlandsproduktes investiert werden. Dies entspricht insgesamt etwa 70 Billionen Dollar für die Jahre 2017 bis 2035. Die aktuelle Finanzierungslücke beträgt geschätzt 14 Billionen Dollar bis zum Jahr 2035.
Profitieren werden unter anderem regulierte Stromanbieter mit Fokus auf Netzstabilität und Vernetzung des europäischen Energiemarktes, Telekommunikationsunternehmen, die das Glasfaser- und 5G-Netz ausbauen und Anbieter für Lösungen von Strasseninfrastruktur-Problemen.
Strassenbau, Häfen, Glasfaser
Um zyklische Risiken zu vermeiden, ist ein Fokus auf Basis-Infrastruktur sinnvoll, also diejenigen Segmente, die eine grosse Bedeutung für den Fortschritt einer Volkswirtschaft haben. Die Unternehmen in den Bereichen Versorger, Telekommunikation und Transportinfrastruktur (Strassenbau, Schienenverkehr, Flug- und Seehäfen) profitieren von monopolistischen Geschäftsmodellen, hohen Markteintrittsbarrieren sowie einer relativ stetigen Nachfrage nach ihren Gütern und Leistungen. Diese Charakteristika machen die Zahlungsströme der Unternehmen vorhersehbarer und führen zu niedrigeren Kursschwankungen gegenüber dem breiten Aktienmarkt.
Zu den auch langfristig attraktiven Titeln zählen beispielsweise Stromnetzbetreiber wie die italienische Terna. Deren Netz kann nicht einfach ersetzt werden. Interessant sind zudem Mautstrassenbetreiber wie Ferrovial aus Spanien, ein Unternehmen, das Autobahnen baut und betreibt. Ferrovial ist aber auch im Flughafengeschäft aktiv, beispielsweise über eine Beteiligung am Londoner Flughafen Heathrow.
Weil viele Infrastrukturunternehmen des Euroraums auch global tätig sind, müssen Anleger nicht unbedingt in den USA oder Asien investieren. Im Bereich erneuerbare Energien ist das beispielsweise Iberdrola, die auch in Lateinamerika engagiert ist. Man kann hier also über Unternehmen mit Sitz im Euroraum von dem hohen Wachstum der Schwellenländer profitieren.
* Susanne Linhardt ist Senior Portfolio Manager Infrastrukturaktien bei Bantleon Bank.