Die Nationalbank belässt den SNB-Leitzins und den Zins auf Sichtguthaben unverändert bei −0,75%. Sie sei weiterhin bereit, bei Bedarf am Devisenmarkt zu intervenieren – so die Mitteilung nach der geldpolitischen Lagebeurteilung vom September 2019.

Grundsätzlich sei eine expansive Geldpolitik angesichts der internationalen Entwicklungen und der Inflationsaussichten in der Schweiz nach wie vor notwendig. Die Lage am Devisenmarkt bleibe fragil, auch werde der Franken unverändert hoch bewertet. «Negativzins und Interventionsbereitschaft sind wichtig, um der Attraktivität von Anlagen in Franken entgegenzuwirken und damit den Druck auf den Franken zu verringern», kommentiert das SNB-Direktorium die Lage.

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Weniger Inflation erwartet

Allerdings kommen die Notenbanker den Geschäftsbanken etwas entgegen: Der Negativzins wird weiterhin auf jenem Teil der Sichtguthaben der Banken erhoben, der einen bestimmten Freibetrag überschreitet. Dieser Freibetrag wird aber neu monatlich aktualisiert. Damit soll er Entwicklungen in den Bilanzen der Banken besser widerspiegeln. 

Die kurzfristigen Inflationsprognosen für die Schweiz wurden bei der Nationalbank gegenüber Juni deutlich heruntergesetzt: Für 2019 erwartet die SNB neu eine Teuerung von +0,4 Prozent aus (alt: +0,6%). Für 2020 werden nun +0,2 Prozent (alt: +0,7%) prognostiziert, für 2021 +0,6 Prozent (alt: +1,1%).

«Nur noch wenige Pfeile»: Erste Reaktionen

Der Verband der MEM-Industrie ist besorgt über die Entwicklung des Wechselkurses. Der Franken sei gegenüber dem Euro «erheblich überbewertet». Dies sowie der schwächeren Konjunktur in den wichtigsten Absatzmärkten mache der Exportwirtschaft zu schaffen. So fordert der Verband, dass sie SNB alles tun werde, um den Franken zu schwächen. 

Die SNB reagiere auf die Massnahmen der anderen Notenbanken und habe «nur noch wenige Pfeile im Köcher», meint der Ökonom Jörg Angele von Bantleon. Sofern die EZB keine weitere geldpolitische Lockerung vornimmt erwartet Angele keine weitere Aufwertung des Franken. Damit wäre auch die SNB nicht zu weiteren Lockerungsmassnahmen «gezwungen». 

«Die SNB wird den Leitzins wohl nicht vor der EZB anheben, womit sich das Zeitfernster für eine Zinserhöhung frühestens im zweiten Halbjahr 2021 öffnen wird. Sollte die SNB mit ihrer pessimistischen Inflationseinschätzung recht behalten, tendenziell sogar später», sagt Jörg Angele.

Die Anpassung der Berechnungsgrundlage für den Negativzins auf den Sichtguthaben wertet Philipp Burckhardt von Lombard Odier als Reaktion auf den EZB-Entscheid. Einen Zinsschritt erwartet der Privatbanker von der SNB weder in diesem noch im nächsten Jahr. 

«Die SNB steht also weiter mit dem Rücken zur Wand und scheint ähnlich wie die EZB einen Grossteil ihrer geldpolitischen Mittel ausgeschöpft zu haben. Unterdessen bleibt die SNB in der Liste der Zentralbanken eingereiht, welche mit ihrer stark expansiven Geldpolitik - ob aus gutem Grund oder nicht - einem immer grösser werdenden Schuldenberg nicht gerade entgegengewirkt haben», sagt Philipp Burckhardt.

EZB und Fed senken Zinsen

In der Vorwoche hatte die EZB beschlossen, den Einlagensatz für Banken auf von minus 0,4 auf minus 0,5 Prozent zu senken. Und am gestrigen Mittwoch reduzierte die US-Notenbank Fed ihrerseits den Leitzins erneut – und tönte, dass man sich die Tür für eine weitere Lockerung offenhalte.

Die Fed kappte den geldpolitischen Schlüsselsatz um einen Viertelpunkt – auf die neue Spanne von 1,75 bis 2,0 Prozent. Die Entscheidung war jedoch umstritten: Drei Währungshüter stimmten dagegen. Zuletzt hatte die Fed Ende Juli den Leitzins heruntergesetzt - erstmals seit der Finanzkrise 2008/09. 

(mlo/rap mit Material von reuters)