Zu den wichtigsten Hebelprodukten gehören Optionsscheine und Knock-outs. Der Kauf eines Optionsscheins gibt einem Investor das Recht, aber nicht die Pflicht, einen Basiswert zu einem vorab definierten Preis (Ausübungspreis) bis zu oder an einem bestimmten Datum zu erwerben (Call Warrant) oder zu veräussern (Put Warrant). Ist das Ausübungsrecht auf ein Datum begrenzt, spricht man von einem Warrant europäischer Ausübung, bei jederzeitigem Ausübungsrecht von amerikanischer Ausübung.
Entscheidung an der Barriere
Im Gegensatz zu den vorgenannten klassischen Warrants sind Knock-out Warrants eine relativ junge Anlageklasse, die sehr schnell an Beliebtheit gewonnen hat. Im Vergleich zu einem einfachen Optionsschein hängt die Wertentwicklung des Knock-out noch vom Über- oder Unterschreiten einer Barriere ab. Tritt dieses Ereignis ein, so wird das Produkt wertlos oder es wird ein vorher bestimmter Betrag ausbezahlt. Ein vereinfachtes Beispiel soll diesen Zusammenhang verdeutlichen.
Ein europäischer Call Warrant auf die Aktie ABC besitzt einen Ausübungspreis von 35 Fr. und eine Laufzeit von 6 Monaten. Schliesst die ABC-Aktie am Verfalltag unter 35 Fr., so verfällt der Optionsschein wertlos. Schliesst die Aktie bei 63 Fr., so werden an den Anleger 28 Fr. ausbezahlt. Der Call Warrant in der Knock-out-Variante ist zusätzlich mit einer Barriere von 35 Fr. ausgestattet. Berührt oder unterschreitet die Aktie die Barriere während der Laufzeit, verfällt der Knock-out Call Warrant wertlos. Im aufgeführten Beispiel entsprach die Barriere dem Ausübungspreis. Es gibt aber auch Produktausgestaltungen, sog. Knock-outs mit einer Stop-Loss-Schwelle, bei der sich die Barriere vom Ausübungspreis unterscheidet. Für die Call/Put-Variante gilt, dass die Barriere über/unter dem Ausübungspreis liegt. Im Falle eines Knock-out-Events erhält der Anleger somit eine Auszahlung, die der Differenz der beiden Variablen entspricht. In Bezug auf das obige Beispiel mit einer unterstellten Barriere von 55 Fr. bedeutet dies, dass beim Berühren der Barriere während der Laufzeit das Produkt vorzeitig fällig wird, und der Anleger erhält 20 Fr.
Höhere Transparenz
Grundsätzlich wird die Anlage in einen Warrant in Erwägung gezogen, wenn der Anleger entweder einen Anstieg oder einen Rückgang des Basiswertes erwartet (Anlage in Call/Put). Für den Erwerb eines Knockout gelten die gleichen Überlegungen, allerdings müssen die Erwartungen noch weiter spezifiziert werden. Es muss nicht nur eine Erwartung des Basiswertes bei Fälligkeit gebildet werden, sondern auch eine über den Kursverlauf während der Laufzeit.
Daher bietet der Knock-out eine noch massgeschneiderte Möglichkeit der Absicherung bzw. der Spekulation. Die Beliebtheit dieser Produkte machen jedoch noch zwei weitere Charakteristika aus. Die Kursentwicklung bei einem Optionsschein wird in erster Linie durch die Preisentwicklung des Basiswerts sowie dessen erwartete Volatilität bestimmt. Intuitiv macht dies Sinn, denn je höher die Schwankung, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass das Underlying bei Verfall im Falle eines Calls/Put über oder unter dem Ausübungspreis schliesst.
Für die Variante mit Barriere stellt sich dieser Einfluss wesentlich geringer dar, sodass die Kursentwicklung des Underlying den Haupttreiber für den Preis des Produktes darstellt, was eine höhere Transparenz erlaubt. Ein weiterer gewichtiger Grund für die Popularität dieser Produktklasse liegt im geringeren Preis im Vergleich zum einfachen Optionsschein.
Der niedrigere Preis ist aber einem deutlich höheren Risiko geschuldet. Des Risikos eines Totalverlustes sollte sich jeder Anleger schon bei einer Anlage in einen gewöhnlichen Optionsschein bewusst sein, bei der Knock-out-Variante wird dieses Risiko weiter erhöht. Anleger, die sich trotz der hohen Risiken für ein Investment entscheiden, sollten das Produkt kontinuierlich überwachen, um es bei drohender Überschreitung der Barriere rechtzeitig abzustossen oder im Falle eines rasanten Kursanstiegs die Gewinne durch Veräusserung zu realisieren.
Knock-outs bieten beträchtliche Chancen, aber auch Risiken. Potenzielle Anleger sollten deshalb über Erfahrungen im Handel mit einfachen Optionsscheinen verfügen und die Funktionsweise von Knock-outs genau kennen.