Sie geben ihrem Unternehmen ein Gesicht, prägen dessen Entwicklung und stehen für den Erfolg oder Misserfolg der Firma gerade: Die Patrons. Der Tod von Nicolas Hayek hat sie jüngst wieder ins Rampenlicht gerückt. Denn Mr. Swatch hat die Rolle des Patrons, der seinen Uhrenkonzern mit Visionen und Engagement während Jahrzehnten gestaltete, perfekt verkörpert. Doch Hayek war nicht der einzige seiner Art.
An der Schweizer Börse finden sich viele von ihren Gründern aufgebaute und geführte Unternehmen. Allein im SMI sind neben Swatch mit dem Medizinaltechnik-Konzern Synthes oder der Biopharma-Firma Actelion zwei weitere Gesellschaften kotiert. Sowohl Synthes-Verwaltungsratspräsident Hansjörg Wyss als auch Actelion-Chef Jean-Paul Clozel nehmen dabei entscheidenden Einfluss auf die Entwicklung ihrer Firmen. «Für die Mitarbeiter haben die Patrons eine Vorbildfunktion, sie spüren das grosse Engagement der Chefs», ist Sibylle Bischofberger, Analystin bei der Zürcher Kantonalbank (ZKB), überzeugt.In einem solchen Umfeld wird es für das Management auch schwieriger, sich auf Kosten des Unternehmens zu bereichern.
Wert schwer messbar
Darüber hinaus ist es allerdings schwierig, den Wert eines Patrons für seine Firma zu messen. Schliesslich hängt dieser hauptsächlich von dessen Leistungsausweis ab. Dennoch reagiert der Aktienkurs zum Teil heftig, wenn ein Patron seine Führungsfunktion abgibt. So hat Anfang 2009 allein die Befürchtung um einen Rückzug von Steve Jobs bei Apple zu einem Kurseinbruch von mehr als 10% geführt. Bei Swatch dagegen fiel der Kursrückgang mit dem Tod von Nicolas Hayek weit geringer aus.Die unterschiedliche Entwicklung lässt sich damit erklären, dass Apple ohne Jobs schon einmal tief in die Krise gerutscht ist, während bei Swatch mit Nick Hayek bereits ein Nachfolger für Hayek Senior aufgebaut wurde, welcher die Geschicke des Unternehmens in den vergangenen Jahre erfolgreich geleitet hat. Aufgrund der noch zu Lebzeiten des Patrons getroffenen Nachfolgeregelung konnte daher jenes Führungsvakuum vermieden werden, welches an der Börse für grosse Verunsicherung und entsprechende Kursstürze sorgt.
Einfluss hängt von Branche ab
Die Bedeutung des Patrons hängt zudem von der Branche ab, in der dessen Unternehmen aktiv ist. «Trotz der grossen Verdienste von Jean-Paul Clozel für Actelion würde sein Rückzug weniger ins Gewicht fallen, da bei den Pharmaunternehmen die Produkte-Pipelines der Gesellschaften für den Erfolg entscheidend sind. In anderen Branchen sind die Geschäfte stärker mit dem Charisma des Firmenchefs verbunden», erklärt David Kägi, Analyst bei der Bank Sarasin. Hinzu kommt, dass die Macht von Actelion bereits heute nicht allein beim CEO konzentriert ist. «Der Geist des Unternehmens wird nicht nur durch Clozel transportiert, zumal er nicht alleiniger Gründer ist», weiss Bischofberger.Bleibt also noch Synthes. «Hansjörg Wyss hält die Mehrheit der Stimmen, kann entscheiden und hat die Firma zu dem gemacht, was sie heute ist», erklärt Vontobel-Analyst Christoph Gubler. Über seine Nachfolgeregelung kann derzeit allerdings nur spekuliert werden. Die operative Nachfolge scheint nicht familienintern geregelt. «Ein Rücktritt von Wyss würde die Unsicherheit bezüglich der Zukunft von Synthes erhöhen», erwartet Gubler.
Patrons zum Erfolg verdammt
Egal, wie bedeutend die Patrons in ihrem Unternehmen sind, für die Anleger kann es sich lohnen, auf Gesellschaften zu setzen, die von ihrem Gründer geführt werden. «Die Vergangenheit hat mehrfach gezeigt, dass dies durchaus ein erfolgreicher Ansatz ist», sagt Bischofberger. Die Logik dahinter besagt, dass die Patrons ihr gesamtes Unternehmen auf Biegen und Brechen weiterbringen müssen, da ihre eigenen Mittel in der Firma stecken. «Ein Spartendenken, wie es in gewissen Grosskonzernen anzutreffen ist und wo nur auf den kurzfristigen Erfolg geachtet wird, dürfte dadurch wesentlich geringer sein», ist die ZKB-Analystin überzeugt.Wer auf Patrons setzt, muss sich aber auch bewusst sein, dass die Geschicke des Unternehmens vor allem von dieser Person abhängen, falls diese keine fremde Meinung neben der eigenen zulässt. «Dieses Risiko besteht allerdings genauso bei anderen Firmen, wenn die Führungspositionen mit starken Persönlichkeiten besetzt sind», so Bischofberger.