Während Investmentlegende Warren Buffett mit einer eigenen Eisenbahngesellschaft auf die Erholung der US-Wirtschaft wettet, greift eine der kampfbereitesten Figuren im Finanzzirkus zu Rohstoffen:George Soros beteiligt sich mit 9% an der Minengesellschaft Platinum Australia. Eine Platinanlage ist ebenso eine Konjunkturwette, denn Platin wird hauptsächlich in der Industrie verwendet.
Edelmetalle sind derzeit generell gefragt wie nie. Die Assetklasse lief zuletzt sogar Aktien den Rang ab. Trotz des Wiedererstarkens der Kapitalmärkte im März weisen beispielsweise Silber und Palladium seit Jahresbeginn deutlich höhere Steigerungsraten auf. «Die Edelmetalle haben bereits im 4. Quartal 2008 nach oben gedreht», sagt Rohstoffexperte Thorsten Proettel von der Landesbank Baden-Württemberg. Allerdings geschah dies eher unbeachtet der breiten Öffentlichkeit, denn alle Augen sind momentan auf Gold gerichtet. Seit der Preis je Unze die 1000-Dollar-Marke nachhaltig überwinden konnte, markiert das gelbe Metall beinahe täglich ein Allzeithoch.
Silber stärker gesucht als Gold
Auch andere Edelmetalle verfügen über eine hohe Anziehungskraft: Zum Beispiel Silber. Seit Silvester legte der Preis um mehr als die Hälfte zu. Anders als Gold verfügt das weisse Metall aber nicht über einen Krisencharakter, sondern wird überwiegend in der Fertigung benötigt. Allein die Elektroindustrie ist für rund ein Drittel der Nachfrage verantwortlich.
Bei einer Erholung der Weltkonjunktur könnte also trotz der steilen Aufwärtsbewegung der Gipfel noch nicht erreicht sein. «Silber ist ein hervorragender elektrischer Leiter, der auch zum Beispiel bei der Herstellung von Solarzellen Verwendung findet», erklärt Proettel. Bei einem nachhaltigen Wirtschaftswachstum würden daher höhere Mengen des Metalls benötigt, was den Preis weiter anheizen könnte. «Bei einem Aufschwung hat Silber überproportionales Potenzial», sagt der LBBW-Experte. Pro-aurum-Mann Reymann macht noch einen weiteren Preistreiber aus: «Silber war lange Zeit kein monetäres Metall mehr, das könnte sich drehen.»
An diesem Punkt sieht er einen Unterschied zu Platin. Denn der Preis für das teuerste Edelmetall wird ebenfalls von der Industrienachfrage bestimmt, an eine Zukunft als Zahlungsmittel glaubt der Metallhändler allerdings nicht: «Platin wird immer ein Industriemetall sein.» Platin kommt vorwiegend in der Autoindustrie zum Einsatz. Das Metall ist ein wichtiger Bestandteil von Katalysatoren. Die jüngsten Zulassungszahlen zeigen, dass die Talsohle bereits durchschritten sein könnte. Im Oktober zog der Pkw-Absatz weltweit an. Insbesondere die asiatischen Märkte legten gegenüber dem Vorjahr deutlich zu.
Autoabsatz stützt Platin
Im Reich der Mitte etwa wurden im vergangenen Monat satte 70% mehr Fahrzeuge verkauft. Auch auf dem US-Markt zeichnet sich eine Stabilisierung ab. Konkurrenz bekommt das teuerste Edelmetall aber aus den eigenen Reihen.
Denn Palladium, das ähnliche chemische Eigenschaften besitzt, setzt sein «Familienmitglied» mehr und mehr unter Druck. Als Substitut findet das billigere Palladium in der Herstellung von Abgaskatalysatoren immer öfters Verwendung. Das gilt vor allem für Benzin- motoren, hier lassen sich circa zwei Drittel des Platinbedarfs ersetzen.
ETF verteuern Metalle
Für Platin spricht dagegen, dass das Edelmetall als Schmuck immer begehrter wird. So soll sich der Platinschmuckabsatz in China dieses Jahr auf 1,75 Mio Unzen mehr als verdoppeln. Ein entscheidender Faktor für die Preisentwicklung könnte darüber hinaus die Auflage von neuen ETF sein. Die Fondsgesellschaft ETF Securities versucht derzeit, die Amerikaner für eine kostengünstige Anlageart für sehr seltene Metalle zu begeistern.
Die Engländer haben einen Antrag bei der NYSE Arca Exchange für die Auflage ihres ersten physisch hinterlegten Platin-ETF gestellt. «Sollte der Antrag genehmigt werden, würde dies eine zusätzliche Nachfrage schaffen», sagt Analyst Proettel.