Der Bitcoin-Kurs explodiert derzeit nicht länger, er wächst nur noch rasant. Nachdem die Digitalwährung seit Anfang August die Rekordmarken im Akkord geknackt hat und das erste Mal 3000, 3500, 4000 Dollar wert war, hat der Anstieg diese Woche ein etwas gemässigtes Tempo eingeschlagen. Und doch nähert sich der Bitcoin-Kurs bereits der nächsten entscheidenden Wegmarke: Stand Donnerstagmittag kostete ein Bitcoin 4490 Dollar, die 4500 Dollar sind also zum Greifen nahe.
Die Bitcoin-Rally wurde ausgelöst, weil die Spaltung der Währung am 1. August überstanden war, ohne zu destabilisieren. Darüber hinaus verläuft auch die Implementation einer wichtigen technischen Erweiterung erfolgreich, das Segwit2-Update. Beim «Segregated Witness» werden bestimmte Daten nicht länger in der Bitcoin-Transaktion, sondern extra gespeichert. Einer der Vorteile ist, dass ein Block dadurch mehr Transaktionen speichern kann – das war bisher der Flaschenhals, der das Bezahlen mit Bitcoin verlangsamte.
Kluge Argumente für die Kursprognose
Die Erleichterung über die geglückten technischen Schritte hat die Bitcoin-Euphorie also deutlich befeuert, die wiederum das Interesse von potenziellen Investoren weckt. Wer möchte bei solchen Traumrenditen nicht gerne mitverdienen?
Zwei Fragen allerdings stehen angesichts der Rallye im Raum: Wie lange geht der Bitcoin-Rausch weiter und wie hart wird der Absturz, wenn er kommt? Kein Wunder, bemühen sich aufgrund des grossen Interesses viele Analysten und Experten um eine treffsichere Antwort. Und meist haben sie kluge Argumente.
Bitcoinpreis bei 100'000 Dollar in fünf Jahren
In den vergangenen Tagen in den Raum gestellt wurde zum Beispiel die Zahl von 100'000 Dollar. In fünf Jahren soll der Bitcoin so viel wert sein, sagte Harvard-Forscher Dennis Porto zu «Business Insider». Diese Summe hat er kalkuliert aufgrund des Mooreschen Gesetzes.
Dieses Gesetz geht auf Intel-Gründer Gordon Moore zurück, der damit die exponentiellen Steigerungen von digitalen Technologien beschreibt – also zum Beispiel den Zuwachs von Speicherkapazitäten bei Computerchips. Es besagt, dass sich dessen Kapazitäten innerhalb eines bestimmten Zeitraumes verdoppeln. Wer diesen Zeitraum kennt, kann die künftige Entwicklung voraussagen.
Die Anwendung des Mooreschen Gesetzes auf eine Preisentwicklung ist neu, laut Dennis Porto bisher aber zutreffend. Demnach habe sich der Bitcoin-Preis bisher alle acht Monate verdoppelt. Er gehe davon aus, dass diese Verdopplungsrate anhalte. Bis Februar 2021 wäre ein Bitcoin dann 100'000 Dollar wert.
Oder doch in zehn Jahren
Die Herleitung ist neu, die Summe von 100'000 Dollar wurde allerdings im Frühjahr schon einmal ins Spiel gebracht – und zwar durch die Saxo Bank. Deren Chefökonom Steen Jakobsen hatte vergangenes Jahr in seinen jährlich publizierten «unerhörten Prognosen» einen Bitcoin-Wert von 2100 Dollar für das Jahr 2017 vorausgesagt. Zu dem Zeitpunkt kostete ein Bitcoin 750 Dollar. Jakobsens Prognose erfüllte sich bereits im Mai.
Daraufhin legte Saxo-Bank-Analyst Kay Van-Petersen drauf und sagte einen Preis von 100'000 Dollar voraus. Er geht allerdings einen anderen Rechenweg als Harvard-Forscher Dennis Porto und kalkuliert die Entwicklung der Marktkapitalisierung von Kryptowährungen und welchen Anteil der Bitcoin daran haben wird. Anders als Porto gibt Van-Petersen dem Bitcoin auch mehr Zeit, um die Marke von 100'000 Dollar zu erreichen: Erst in zehn Jahren soll es soweit sein.
Maximalpreis von 4800 Dollar
Wer angesichts dieser Voraussagen glänzende Augen bekommt, sollte sich vielleicht die Prognose von Goldman Sachs wiederum ersparen. Einer der leitenden Tech-Strategen der US-Bank, Sheba Jafari, sieht das Potenzial des Bitcoin nämlich nahezu erschöpft: Auf maximal 4800 Dollar soll der Bitcoin noch zulegen. Andere Experten sehen die Spitze mit 5000 Dollar erreicht.
Wenn sich der Kurs des Bitcoin nicht drastisch ändert, könnten diese Aussagen allerdings bereits morgen oder in wenigen Tagen veraltet sein. Und es ist auch nach nicht die erste Prognose, die Jafari ausgibt: Im Juni noch hielt er maximal 3900 Dollar für möglich.
Goldene Regel
Was die Zahlen allerdings gemein haben: Sie sind ähnlich viel wert wie Kaffeesatzleserei. Sie können stimmen, oder sie können absolut daneben liegen. Die Entwicklung des Bitcoin ist viel zu volatil, um sich kalkulieren zu lassen. Das gilt bereits kurzfristig und langfristig umso mehr. Darum fährt wohl am besten, wer sich an die goldene Regel hält, in Bitcoin nicht mehr zu investieren, als er an Verlusten problemlos verschmerzen kann.
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Die unerhörten Prognosen der Saxo Bank für 2017: