BURKHARD P. VARNHOLT. Sie sind seit dem 1. September CIO und Sie zeichnen für die Anlageprodukte der Bank Sarasin verantwortlich. Man erwartet, dass Sie im Produktbereich innovative Impulse setzen. Was sind Ihre Ideen?

Burkhard Varnholt:

Es gibt doch nichts Innovativeres als die Wirtschaft selbst. Sie entwickelt sich so dynamisch und rasch, dass man eigentlich nur zuschauen muss. Wir versuchen, mit viel Sensibilität für die Umwelt Trends aufzuspüren und darauf zu setzen.

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Was sind die aktuellen Trends?

Varnholt: Die Themenbereiche Nachhaltigkeit und Rohstoffe wachsen sehr rasch. Spannend ist auch das wirtschaftliche Potenzial der sogenannten Ärmsten der Armen in den Emerging Markets. Letztes Jahr wurde ja der Friedensnobelpreis zum Thema Mikrokredite vergeben, für die Finanzindustrie ist dieses Thema noch ganz neu. Dort liegt viel Potenzial.

Was wären sonst noch unerschlossene Gebiete?

Varnholt: Ein knapper werdender Rohstoff oder ein neuer Emerging Market, der über die bekannten wie Brasilien, Russland, Indien, China hinausgeht.

Welche Innovationen auf Produktebene werden auf uns zukommen?

Varnholt: Die Rolle der strukturierten Produkte ist es, Gebiete zu erschliessen, wo sich Investoren auf unbekanntes Territorium hinauswagen. Als Rohstoffe noch was Neues waren, sind viele davor zurückgeschreckt, direkt in Rohstofffonds oder Futures zu investieren. Strukturierte Produkte haben diese Anlagethemen eigentlich erst auf eine einfache, flexible und individuelle Art erschlossen.

Afrika?

Varnholt: Wenn Investoren an Afrika Interesse haben – Vietnam war letztes Jahr so ein Thema, das rundging wie verrückt –, dann ist das eine Rolle für die strukturierten Produkte.

Und in welche Rohstoffe würden Sie jetzt noch investieren?

Varnholt: Ich bin seit Jahren Fan von Anlagen in Energie. Und ich habe auch seit Jahren argumentiert, dass die Ölpreise über 100 Dollar steigen werden. Jetzt sind wir bald da, und wahrscheinlich werden sie auch noch auf 120 oder auch 150 Dollar steigen. Es ist wichtig zu verstehen, dass in dieser globalen industriellen Revolution, die derzeit in den Emerging Markets stattfindet, Ressourcen aller Art – Energie, Metalle, Nahrungsmittel, aber auch Luft und Wasser – knapper werden.

Wäre es denkbar, dass Rohstoffe so knapp und so teuer werden, dass sie diese Entwicklung zum Erliegen bringen könnten?

Varnholt: Punktuell ist das denkbar und möglich. Global scheint mir dies eher unwahrscheinlich. Die digitale Wirtschaft von heute ist weniger rohstoffabhängig als die Volkswirtschaft der 70er Jahre. Und wir sehen ja, wie viel Rohstoff-Preissteigerung die Wirtschaft und das Wirtschaftswachstum bis anhin verdauen konnten.

Welchen Rohstoffanteil im Portfolio empfehlen Sie?

Varnholt: Unter 20% bringt es wenig.

Das ist erstaunlich viel!

Varnholt: Nein, das Erstaunliche ist, dass die meisten Leute von Rohstoffen sprechen, trotzdem haben sie, wenns hoch kommt, gerade mal 5% investiert und die Hausse bisher verpasst. Irgendwann werden die meisten Leute nicht mehr mit 20, sondern mit 40 bis 50% in Rohstoffe investiert sein. Sie wollen ja mit Rohstoffen auch eine Diversifikation gegen die meines Erachtens sehr relevanten Risiken wirtschaftlicher, politischer und militärischer Konflikte, welche die knapper werdenden Ressourcen auslösen werden, erreichen.

Gold und Öl haben neue Rekorde erreicht. Dennoch ist die Hausse noch nicht vorbei?

Varnholt: Es gibt immer dann längerfristige Haussen, wenn Infrastrukturengpässe bestehen, deren Beseitigung viel Zeit und Kapital erfordert. Wie beim Öl derzeit. Der ganze Mittlere Osten importiert einen Grossteil von Benzin und Kerosin aus dem Ausland, weil Raffinerien fehlen. Doch der Bau einer neuen Raffinerie dauert mindestens sieben Jahre und kostet einen dreistelligen Millionenbetrag. Dieser Infrastrukturengpass existiert auch beim Gas und anderen Rohwaren, und daher werden sich die Rohstoffhausse und der Angebotsengpass noch einige Jahre akzentuieren.

Welche Schweizer Unternehmen können davon profitieren?

Varnholt: Im Energiebereich sagt die ABB- Aktie vieles darüber aus, was da passiert, aber auch eine Sulzer oder Meyer Burger. Darüber hinaus profitieren aber auch Werte aus anderen Branchen wie Lindt & Sprüngli und die ganze Luxusgüterindustrie von der aufstrebenden Mittelschicht in Asien. Für viele der Menschen dort müssen es eben jetzt Lindt & Sprüngli-Schokolade, Schweizer Uhren und Handtaschen aus Paris oder Mailand sein. Und davon profitiert das alte Europa.

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