An der Schweizer Börse waren am Donnerstag erneut die Pessimisten in der Überzahl. Die Unsicherheit über das weitere Tempo der Zinserhöhungen in den USA und der Konflikt um Nordkoreas Atomprogramm trübten die Stimmung, sagte ein Händler. Enttäuschenden US-Jobzahlen verstärkten die Abgaben. Der SMI fiel um 0,8 Prozent auf 8887 Punkte.
Ihren Blick richten die Investoren vor allem in die USA, erklärten Händler. Dort bereitet die hartnäckig niedrige Inflation der US-Notenbank mit Blick auf die angepeilte weitere Zinserhöhung in diesem Jahr zusehends Kopfschmerzen. Zudem sind sich die Zentralbanker nicht einig darüber, wann die Notenbank mit der Verkürzung ihrer Bilanz beginnen soll, wie aus den am Mittwoch veröffentlichten Protokollen der Juni-Zinssitzung hervorgeht. Die Experten der Zürcher Kantonalbank erwarten eine Entscheidung zur Bilanz im September. «Die nächste Zinserhöhung dürfte dann im Dezember über die Bühne gehen», erklärten sie.
Gutes Debüt von Zur Rose
Amerikanische Firmen heuerten im Juni weniger Personal an als erwartet. Es entstanden 158'000 neue Stellen, wie der Personaldienstleister ADP zu seiner Umfrage unter Privatunternehmen mitteilte. Ökonomen hatten hingegen mit einem Plus von 185’000 gerechnet. Am Freitag folgt die vielbeachtete Job-Statistik der US-Regierung.
Die Versandapotheke Zur Rose legte ein glänzendes Börsendebüt hin. Die Aktien stiegen um 14,2 Prozent auf 159,9 Franken. Im Zuge des Börsengangs waren die Aktien zu 140 Franken pro Titel und damit am oberen Ende der zuvor bereits eingeengten Preisspanne platziert worden. Den Erlös von bis zu 233 Millionen Franken will die Firma vor allem in den Ausbau des Geschäfts in Deutschland stecken, wo sie unter der Marke «DocMorris» tätig ist.
Roche und Novartis schwach
Dagegen lasteten die beiden Pharma-Schwergewichte auf dem Markt. Grund dafür waren negative Analystenkommentare. UBS nahm die Empfehlung für Roche auf «Neutral» von «Buy» zurück, woraufhin die Genussscheine 1,1 Prozent nachgaben. Die Novartis-Titel rutschten sogar 1,6 Prozent ab. Ein Händler begründete das mit der Verkaufsempfehlung der Credit Suisse vom Vortag: «Das sind die Nachwehen der Zurückstufung durch die CS. Das ist immerhin eine Verkaufsempfehlung und da wird wohl auch einiges an Material dahinter stehen», sagte er. Die Aktie hatte bereits am Mittwoch nachgegeben.
Mit Nestle gab auch das dritte SMI-Schwergewicht 0,2 Prozent nach. Der Lebensmittelkonzern hat in einem Patentstreit um Kaffeekapseln mit der Firma Ethical Coffee Company eine Niederlage erlitten. Ein Zivilgericht in Düsseldorf befand die Firmen Nespresso Deutschland GmbH, Groupe SEB Deutschland GmbH und De Longhi Deutschland GmbH der Patentverletzung für schuldig.
Richemont und Swatch sacken ab
Die Anteile von Lonza verloren 1,9 Prozent an Wert. Der Pharmazulieferer hat nach Vorliegen aller Genehmigung die 5,5 Milliarden Dollar schwere Übernahme der Firma Capsugel abgeschlossen. Die Analysten der Bank Vontobel erwarten nun, dass sich Lonza neue Mittelfristziele setzt.
Vergleichsweise gut hielten sich Finanzwerte. Die Aktien der Grossbank Credit Suisse stiegen 0,4 Prozent. Konkurrent UBS ging unverändert aus dem Handel. Die Aktien der Zurich Insurance Group legten 0,1 Prozent zu. Bei dem Versicherer soll Michel Lies im kommenden Jahr das Präsidium übernehmen. Der frühere Konzernchef des Rückversicherers Swiss Re löst Tom de Swaan ab. Swiss Re rückten ein Prozent vor. Unter die Räder kamen die beiden Luxusgüterhersteller: Richemont und Swatch sackten 2,1 und 1,6 Prozent ab.
(reuters/gku)