Schuhe aus dem Drucker, Porzellan aus dem Drucker, Spielzeug aus dem Drucker, Schrauben aus dem Drucker, ja sogar ganze Häuser sollen via Drucker fabriziert werden können – in den letzten Jahren erlebte 3D-Druck einen rasanten Aufschwung. Beispiel Shapeways. Beim Dienstleister rund um 3D-Druck können Kunden 300'000 verschiedene Produkte aus dem firmeneigenen Angebot bestellen oder auch eigene Entwürfe einschicken und sich dreidimensional drucken lassen.

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Das US-Unternehmen mit Hauptsitz in New York führt derzeit etwa 750'000 Kundenwünsche im Jahr aus. Gedruckt wird mit eigenen 3D-Druckern in der Firmenzentrale und in Filialen in den Niederlanden. Zum Einsatz kommen dabei Materialien wie zum Beispiel Kunststoffe, Kunstharze, Keramik und Metalle. Shapeways erhält dafür einen bestimmten Prozentsatz von den Produktionskosten, der unter 10 Prozent des Kaufpreises liegen soll.

Marktvolumen – der grosse Schub steht erst bevor

Das Ganze klingt wie Science Fiction. Denn, wenn man alles aus einem Drucker holen kann, wird Transport mehr oder weniger überflüssig, Lagerhaltung entfällt zu grossen Teilen und auch Fabrikanlagen können auf ein Minimum begrenzt werden. Natürlich hat dann auch der Detail- oder Grosshandel weniger zu tun. Und: Alles könnte viel billiger werden. Kein Wunder, dass viele dieser Technologie eine starke Zukunft vorhersagen. Nicht wenige glauben, 3D-Druck werde die Welt revolutionieren und immer mehr in den Alltag vordringen. Schätzungen zufolge soll weltweit das Marktvolumen von 3D-Druck von 2,5 Milliarden Dollar im vergangenen Jahr auf über 16 Milliarden Dollar im 2018 steigen.

Börsianer haben das Thema ebenfalls für sich entdeckt. Eine Reihe von Firmen der Branche – beispielsweise Anbieter von 3D-Druckern oder von umfangreichen 3D-Lösungen – sind börsennotiert. Dazu zählen der Branchenführer 3D-Systems (US88554D2053), die Nummer zwei und drei der Branche, Stratasys (IL0011267213) und Voxljet (US92912L1070), und Anbieter wie Dassault Systems (FR0000130650), SLM Solutions (DE000A111338) und Materialise (US57667T1007). Die beiden Letztgenannten wagten erst vor kurzem, im Mai und Juni, den Gang an die Börse.

Der Sektor ist hoch bewertet

Eines haben die genannten Firmen alle gemeinsam: Sie sind enorm hoch bewertet. So steigerte Voxljet aus Friedberg bei Augsburg in der Nähe von München ihren Umsatz im ersten Quartal zwar um 14,7 Prozent, doch die Erlöse erreichten erst bescheidene 2,7 Millionen Euro. Im Gesamtjahr sollen es 18 Millionen Euro sein. Zum Vergleich: An der Börse kostet das Unternehmen bereits rund 210 Millionen Euro.

Stratasys und 3D Systems kommen auf KGVs im Bereich von 50 und 60, SLM Solutions ist Anlegern sogar den 180-fachen Jahresgewinn wert. Auch der Börsenneuling Materialise ist nicht wirklich günstig. 2013 schrieb das Unternehmen aus Belgien bei einem Umsatz von 68,7 Millionen Euro zwar einen Gewinn von 3,4 Millionen Euro – bei 47 Millionen ausstehenden Aktien und einem Börsenwert von rund 420 Millionen Euro ist das aber ebenfalls ein horrend hohes KGV von 130. Aber bei guten Perspektiven spielen aktuelle fundamentale Daten oder der Aktienchart oft keine Rolle, sondern viel mehr die Hoffnung auf künftigen Gewinn.

3D-Printing-Index mit klarer Outperformance

Börsianer wissen: Hohe Bewertungen können durch starke Wachstumsraten gerechtfertigt sein. Gibt es jedoch bei den Erwartungen eine Enttäuschung, sind nicht selten Kurseinbrüche die Folge. Und ändert sich das Sentiment – die generelle Stimmung und Einschätzung – gegenüber einer neuen Wachstumstechnologie, dann führt das in der Regel ohnehin zu deutlich niedrigeren Bewertungsrelationen mit entsprechenden Kursrückgängen. Die Risiken sind entsprechend hoch.

Trotz der hohen Bewertung mit ihren Gefahren sind die Aktien des Sektors gefragt. So verbuchte der Stoxx-Global-3D-Printing-Index (ISIN: CH0208293404) in den letzten zwölf Monaten mit 15 Prozent ein doppelt so hohes Plus wie der SMI. Ein Basket-Zertifikat zum Beispiel von Vontobel (ISIN: CH0141505112, Laufzeit 20.3.2015) auf den Index dürfte wegen der breiteren Risikostreuung eine bessere Alternative als ein Direktinvestment in Einzelwerte des Sektors sein.

Shapeways – der IPO könnte bevorstehen

Und Shapeways? Der Dienstleister im Bereich 3D-Druck ist noch nicht börsennotiert. Allerdings wurden auch hier – ähnlich wie bei SLM Solutions und Materialise via Börsengang – erst vor wenigen Monaten weitere Gelder zur Finanzierung des Wachstums eingesammelt. Geldgeber waren Venture-Capital-Gesellschaften wie Andreessen Horowitz aus Kalifornien, die bei einer Finanzierungsrunde Ende April weitere 30 Millionen Dollar bereitstellten. Möglicherweise steht nach dieser erneuten Finanzierungsrunde der Börsengang kurz bevor. Schliesslich wollen auch VC-Gesellschaften irgendwann mal Kasse machen.