Auf dem heimischen Zertifikate-Markt führt weiterhin kein Weg an Barrier Reverse Convertibles (BRCs) vorbei. Der Klassiker unter den strukturierten Produkten nimmt an der SIX Structured Products eine führende Rolle ein. Per Ende Mai zählte die Börsenbetreiberin mehr als 7600 BRCs – ein Plus von 4 Prozent gegenüber Januar. Damit entfallen 22 Prozent des Marktanteils auf diese Gattung. Bereinigt um die Hebelprodukte beträgt der Marktanteil der BRCs sogar knapp zwei Drittel.
Coupon plus Barriere ist das entscheidende Verkaufsargument der Emittentin. Allerdings statten die Banken die BRCs hin und wieder mit besonderen Features aus. Dazu zählt beispielsweise der «Lock-in»-Mechanismus, die «Last Look»-Funktion und eine zusätzliche Partizipations-Chance.
Lock-in: Sicherheit steigt
Die erstgenannte Variante verbindet die Vorteile von Barrier Reverse Convertibles mit jenen von Kapitalschutz-Produkten. Denn, während der Coupon nach wie vor garantiert zur Auszahlung kommt, wird die Sicherheitsstufe durch den «Lock-in»-Effekt enorm stark erhöht. Kommt es nämlich während der Laufzeit zu einem Lock-in-Ereignis, wird der Nominalwert am Ende der Laufzeit sicher zu 100 Prozent zurückbezahlt. Julius Bär hat derzeit ein entsprechendes Produkt am Start. Der Multi Barrier Reverse Convertible mit Lock-in (ISIN CH0322608115) bezieht sich auf eine europäische Dreierauswahl: Airbus, Daimler, Royal Dutch Shell. Der Coupon, der halbjährlich ausgeschüttet wird, beträgt 9,0 Prozent p.a. Da dieser vollständig aus einem Prämienbetrag besteht, ist er für Schweizer Privatanleger steuerfrei. Der Risikopuffer beläuft sich auf 25 Prozent. Der Lock-in-Level wird bei 101 Prozent der Startwerte fixiert. Sollte das Trio also an einem der Beobachtungstage, welche während der einjährigen Laufzeit einmal pro Monat stattfinden, geschlossen auf oder über diesem Level notieren, ist die Maximalrendite bereits vor Ablauf des BRCs in trockenen Tüchern.
Ein vergleichbares Produkt (ISIN CH0322192995) befindet sich noch bis zum 22. Juni bei der Credit Suisse in der Zeichnung. Als Underlying gehen die drei Versicherer Swiss Life, AXA und Zurich Insurance ins Rennen. Der Coupon fällt mit 6 Prozent p.a. zwar etwas geringer aus, dafür ist der Risikopuffer mit 30 Prozent höher. Der Lock-in-Level wird ebenfalls unter den gleichen Bedingungen bei 101 Prozent in die Struktur einbezogen. Dieser Punkt kann aber von Produkt zu Produkt variieren. Beim BRC (ISIN CH0315960762) auf das SMI-Trio ABB, Adecco und Novartis von der ZKB liegt die entsprechende Schwelle exakt auf den Startkursen der Basiswerte, also bei 100 Prozent. Damit ein Lock-in-Ereignis aber stattfinden kann, reicht ein Erreichen des Levels nicht, die Basiswertekurse müssen an einem der Stichtage allesamt oberhalb ihres Ausgangsniveaus notieren.
«Last Look» – der Schlusskurs entscheidet
Ein Feature, welches die Sicherheit in einem BRC ebenfalls erhöht, ist die «Last Look»-Funktion. Bei dieser Struktur-Variante ist die Barriere während der Laufzeit nicht aktiv, es entscheidet einzig der Schlusskurs am Laufzeitende über «Wohl oder Wehe» bei diesem Produkt. Bis dahin können sich die Basiswerte frei bewegen, ohne dass es zu einer Schwellenverletzung kommen kann. Dies ist insbesondere in volatilen Zeiten, wie wir sie aktuell vorfinden, von Vorteil.
Die Credit Suisse hat kürzlich einen Last Look BRC (ISIN CH0300129910) auf die Indizes SMI, EURO STOXX 50 und S&P 500 emittiert. Der Coupon beläuft sich auf 4,20 Prozent p.a., die Barriere befindet sich bei 35 Prozent der Startwerte. Beim SMI bedeutet dies ein tiefes Niveau von knapp 5000 Punkten. Ob es zu Einbussen beim Nominalwert kommen soll, wird aber erst am 29. März 2018 festgelegt. Sollte beim Schlussfixing ein Index seine Barriere verletzen, kommt der «Worst-off»-Ansatz zum Tragen.
Neuerung aus dem Hause Leonteq
Was Innovationen im Struki-Markt angeht, ist Leonteq stets vorne dabei. Aktuell hat die Emittentin ein besonderes Renditeoptimierungsprodukt (ISIN CH0317277017) auf den SMI noch bis zum 24. Juni in der Zeichnung. Ebenso wie bei einem klassischen BRC wird auf das Papier ein garantierter Coupon gezahlt, der sich auf 4,00 Prozent p.a. beläuft. Die Barriere befindet sich bei tiefen 59 Prozent der Ausgangswerte. Nun kommt die Besonderheit: Es entscheidet nicht der Verlauf des SMI über die Rückzahlung, sondern die einzelnen Basiswerte. Dabei dürfen sechs SMI-Mitglieder ihre Barriere während der Laufzeit sogar verletzen, ohne dass es zu Abzügen kommt. Erst, wenn ein Blue Chip darüber hinaus seine Schwelle reisst, wird eine «Strafe» fällig. Pro Barriereverletzung werden 7,143 Prozent vom Nominalwert abgezogen.
Sollte also beispielsweise in den kommenden drei Jahren bei sieben SMI-Titeln der Risikopuffer nicht ausreichen, würde Leonteq 7,143 Prozent am Ende abziehen. Damit würde das Investment immer noch deutlich im Plus enden, schliesslich summieren sich die garantierten Coupon-Zahlungen auf 12 Prozent p.a. Für zusätzliche Sicherheit sorgt, dass die Barriere nicht fortwährend aktiv ist, sondern nur jeweils zum Wochenschlussfixing. Rückblickend auf die vergangenen drei Jahre zeigt sich, dass diese Strategie aufgegangen wäre.