«Bei Kanonendonner kaufen, bei Harfenklängen verkaufen» – diesen Tipp des Börsenaltmeisters André Kostolany sollten Anleger öfter befolgen. Vor dem Hintergrund dieser Börsenweisheit hatte die Redaktion Ende August auch Syngenta zum Kauf empfohlen. Wenige Tage zuvor war die Aktie des Spezialisten für Saatgut, Pflanzenschutz und Landwirtschaft nach dem Aus beim Übernahmeangebot durch Monsanto innert weniger Stunden um 20 Prozent eingebrochen.

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Wer unseren Rat befolgt hat, sitzt nun auf einem hohen Gewinn, denn der Syngenta-Kurs liegt jetzt nicht nur um 20 Prozent über dem August-Level zum Zeitpunkt der Empfehlung, der Titel ist auch der bisherige Top-Performer in diesem Jahr im SMI. Für Anleger, die solche Erholungskandidaten suchen, hat die Redaktion von stocksDIGITAL nun drei neue Kandidaten ausgewählt. Folgende Basiswerte bieten 2016 ein hohes Erholungspotenzial:  

Kanonendonner 1: Öl – da dürfte alles Negative bereits im Kurs drin sein

Vor wenigen Tagen markierte schwarzes Gold ein neues Elfjahrestief und war mit rund 36 Dollar je Barrel der Sorte Brent und WTI so günstig wie seit Juli 2004 nicht mehr. Belastend wirkte dabei nicht nur die von der OPEC erst vor wenigen Tagen erneut bestätigte Strategie, durch eine starke Förderung Konkurrenten mit höheren Förderkosten aus dem Markt zu drängen, sondern auch Rekorde bei den Lagerbeständen. So hatte die US-Energiebehörde EIA zuletzt darüber berichtet, dass in den USA für den Monat Dezember die höchsten Lagerbestände seit 1930 bestanden hätten. Nach EIA-Angaben lagen die kommerziellen Bestände mit 490,7 Millionen Barrel um 29,1 Prozent über dem Vorjahreswert, und inklusive der strategischen Reserve führte das Plus bei den Lagerbeständen von 10,7 Prozent zu einem Bestand von 1,2 Milliarden Barrel.

Und die Nachfrage kommt nicht so richtig in Fahrt. So liegt weltweit der Ölverbrauch nach Angaben der OECD und der International Energy Agency IEA im vierten Quartal mit 95,3 Millionen Barrel am Tag zwar um 1,3 Prozent über dem Wert des Vorjahreszeitraums, doch das Angebot ist ebenfalls gestiegen. Für das dritte Quartal berichtet die IEA weltweit über ein Plus von 1,6 Prozent, das zu einer Fördermenge von 96,9 Millionen Barrel pro Tag und damit zu einem deutlichen Angebotsüberschuss geführt hat. Allerdings: Diese Daten sind bekannt, da dürfte alles im Preis drin sein: Die Überproduktion und die hohe Lagerhaltung. Die Chancen könnten deshalb gut stehen, dass Öl sein Tief jetzt erreicht hat, denn der tiefe Ölpreis bringt für eine steigende Zahl an Bohrtürmen das Aus. Wie der Dienstleister der Ölförderindustrie, Baker Hughes, berichtet, hat sich die Zahl der Anlagen in den USA im Vorjahresvergleich zuletzt Mitte Dezember auf 709 mehr als halbiert, und auch in Kanada sowie international hat es deutliche Rückgänge gegeben. Mit einem Call auf Öl der Sorte Brent (ISIN: CH0299680360, Laufzeit endlos, Basis und Knock-out jeweils 33,21 Dollar) setzen Anleger mit einem 9er-Hebel darauf, dass schwarzes Gold nicht weiter fallen wird und sich stattdessen bereits in den ersten Monaten 2016 wieder auf Kurse von über 40 Dollar je Barrel erholen kann. Bei einem Brent-Kurs um 40 Dollar je Barrel wären mit dem Call immerhin mehr als 50 Prozent verdient.

Kanonendonner 2: Rubel: Auf ein Ende der Sanktionen setzen

Russland bleibt draussen, die EU hat jetzt die Sanktionen im Zusammenhang mit der Ukrainekrise um weitere sechs Monate verlängert. Infolge der Sanktionen, aber auch der tiefen Öl- und Rohstoffpreise, steckt das Riesenreich in der Rezession, und der Rubel ist im Keller. Allein in diesem Jahr hat die russische Währung gegenüber dem Euro 15 Prozent an Wert verloren, und gegenüber dem Dollar beträgt das Minus sogar 25 Prozent. Rubel sind jetzt so wenig wert, wie noch nie in den letzten 20 Jahren. Aber: Europa, insbesondere der Sanktionsbefürworter Deutschland, kommt unter finanziellen Druck, besonders auch durch die Flüchtlingswelle. Für das Nachbarland werden in diesem Jahr dadurch Belastungen von etwa 20 oder 25 Milliarden Euro genannt. 2016 dürfte der Betrag deutlich höher sein. 2017 sind in Deutschland aber Wahlen zum Bundestag und Steuererhöhungen im Vorfeld deshalb wenig wahrscheinlich. Die Russlandsanktionen lasten aber schwer auf dem Nachbarland und dürften beim Staat mit Steuerausfällen von fünf bis zehn Milliarden Euro jährlich zu Buche schlagen.

Dazu kommt: Donald Trump, der aktuelle Favorit als Kandidat der Republikaner für die US-Präsidentschaftswahl, zeigt sich gegenüber Putin freundlich. Der russische Staatspräsident hatte den Kandidaten der Republikaner an seiner Jahrespressekonferenz vor einer Woche gelobt, und Donald Trump sagte daraufhin: «Ich komme gut mit ihm klar.» Sollte der US-Milliardär im Dezember 2016 zum Präsidenten gewählt werden und im Januar 2017 ins Weisse Haus einziehen, könnte es sein, dass ganz schnell nicht mehr ein kalter, sondern ein warmer Wind zwischen Russland und dem Westen wehen wird. Das würde nicht nur den Rubel, sondern sicher auch russische Aktien antreiben. Früher hat es von der österreichischen Erste Group Puts auf das Währungsverhältnis Euro zu Rubel gegeben, doch derzeit können Privatanleger nicht mehr mit Zertifikaten auf einen steigenden Rubelkurs spekulieren. Als Alternative bieten sich russische Aktien an. Die Kurse der Titel profitieren bei einem verbesserten Umfeld für Russland nicht nur von besseren operativen Geschäften, sondern auch vom festeren Rubelkurs. Interessant wären hier etwa der Energiekonzern Gazprom (ISIN: US3682872078), der grösste Anbieter von Mobilfunk in Russland Mobile Telesystems (ISIN: US6074091090) oder das Finanzhaus Sberbank (ISIN: US80585Y3080).

Kanonendonner 3: Ascom: Auf Wachstum bei Wireless Solutions spekulieren

Ascom: Die Aktie des Spezialisten für schnurlose Kommunikation und Netzwerke ist in den ersten beiden Dezemberwochen nach einer Gewinnwarnung massiv unter Druck gekommen. Schwierige Rahmenbedingungen im Bereich Network Testing in den USA und die Verschiebung eines Auftrags eines US-Kunden lassen im Geschäftsjahr 2015 auch wegen Umstrukturierungen vom Vorjahr einen deutlich tieferen Konzerngewinn erwarten, das Ergebnis dürfte dabei von 1.10 auf geschätzt etwa 0.80 Franken je Aktie zurückgehen. Allerdings: Die Kostenbelastungen im tiefen bis mittleren einstelligen Millionenbereich werden wohl im 2016 bereits amortisiert sein und vor allem: Das Geschäftsfeld Wireless Solutions, das etwa 75 Prozent der Ascom-Umsätze abliefert, läuft rund.

Nach einer operativen Marge vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 14 bis 15 Prozent im 2015 rechnet Ascom bei einem Umsatzanstieg der Sparte um 5 bis 10 Prozent mit einer Marge zwischen 14 und 18 Prozent in den Jahren 2016 und 2017. Möglicherweise wird die Gewinndelle aus 2015 bereits 2016, spätestens aber 2017, wieder mehr als ausgebügelt sein. Für 2017 wäre dabei fast schon ein einstelliges KGV vorstellbar. Angesichts der attraktiven erwarteten Dividende von 0.45 Franken je Aktie auch für 2015 – Rendite 2,9 Prozent – scheint der Kursverfall eine gute Gelegenheit zum Einstieg zu sein.

Bei Syngenta ist übrigens zwar das grösste Erholungspotenzial nach den schnellen Gewinnen der letzten Monate fürs Erste wohl schon ziemlich verbraucht, doch kurzfristige Kurschancen bestehen dort nach wie vor, denn das SMI-Mitglied notiert am Widerstand und bei der psychologischen 400-Franken-Marke. Fällt die Hürde, könnte das Allzeithoch vom Mai bei 430 Franken ganz schnell wieder drin sein.