Der Euro Stoxx 50 ist zurück! Nachdem das Kursbarometer der 50 grössten Blue Chips im Euroraum seit dem Achtjahreshoch im April 2015 zwei Jahre lang gefallen war, steigt der Index seit Dezember wieder und schafft ein Plus von 15 Prozent. Fast spiegelbildlich läuft es im Stoxx 50 mit Europas 50 grössten Titeln, also auch mit Unternehmen aus Ländern ohne Euro wie der Schweiz, Grossbritannien oder Dänemark.
Besonders erfreulich: Entgegen aller Unkenrufe kann der vor wenigen Tagen durch die britische Premierministerin Theresa May beantragte Brexit den Aktien offensichtlich wenig schaden - zumindest bisher. Da die Börse die Zukunft vorausnimmt, könnte es sogar, entgegen der Befürchtung schlechterer Geschäfte für Europa durch Britanniens Ausstieg, stattdessen mit den Gewinnen in Europa nach oben gehen. Lediglich negative Währungseffekte wegen der Pfundschwäche belasten derzeit das eine oder andere Unternehmen.
April ist ein guter Börsenmonat
Der jüngste Kursaufschwung könnte sogar noch weiterlaufen. Denn auf Sicht von 30 Jahren war der April, nach dem Dezember, im Durchschnitt der beste Monat für Europas Blue Chips. Der Frühlingsmonat brachte dabei ein durchschnittliches Plus von 1,9 Prozent, der Dezember schaffte sogar 2,3 Prozent.
Vielversprechend sind auch die Dividenden. Hohe Zahlungen gelten als Zeichen der Stärke und Zuversicht. Denn nur Firmen, bei denen es gut läuft und die an gute Geschäfte auch in der Zukunft glauben, müssen kein Speckpolster für schlechte Zeiten aufbauen. Sie können stattdessen grosse Teile der Gewinne an die Aktionäre auszahlen. Dass Dividenden eine ganz wichtige Kraft für Gewinne sind, zeigt die Entwicklung der Aktienindizes mit und ohne Dividende. Während beispielsweise der SMI – dort werden Dividenden nicht mitgerechnet – in den letzten fünf Jahren ein Plus von 40 Prozent gezeigt hat, gab es im SMIC – inklusive Dividenden – Gewinne von 65 Prozent. Das ist eine Outperformance von 25 Prozentpunkten. Und in den letzten zehn Jahren bringt der SMIC sogar eine Überrendite zum SMI von 40 Prozentpunkten.
ENI – hohe Dividenden und Chance auf schnelle Gewinne
Dividendenjäger kommen aber nicht nur in der Schweiz, sondern auch im Euroraum und in Gesamteuropa auf ihre Kosten. Zu den Top-Dividendenzahlern zählen die Versorger. Mit einer Dividendenrendite von 5,3 Prozent ganz weit vorne ist da seit vielen Jahren die italienische ENI (ISIN: IT0003132476). Der Öl- und Gaskonzern rutschte zwar im vergangenen Jahr in die roten Zahlen, doch eine neue Strategie bis 2020 soll den operativen Gewinn wieder deutlich steigern und schon in diesem Jahr ist ein klarer Turnaround zu erwarten.
Erst vor wenigen Wochen stellte das Management für 2017 eine Dividende von 0,80 Euro je Aktie in Aussicht – wie im Vorjahr eine Rendite von 5,3 Prozent. Zu den hohen Zahlungen kommen da sogar noch gute Chancen auf hohe Turnaround-Gewinne. Zudem ist die Charttechnik spannend. Denn die Aktie notiert aktuell an der oberen Begrenzungslinie ihres Abwärtstrends. Möglicherweise schafft der Wert da jetzt den Ausbruch und es kommt schon kurzfristig zu Kurssteigerungen auf 16 Euro oder mehr.
Engie – deutlicher Sprung in die Gewinnzone
Aus Dividendenaspekten ist auch die französische Engie (ISIN: FR0010208488), die ehemalige Gaz de France Suez GDF Suez, attraktiv. Zwar schrieb der Strom- und Gasspezialist aus Paris im vergangenen Jahr bei leichtem Umsatzrückgang einen Verlust von 400 Millionen Euro, doch schon in diesem Jahr sollen ein starkes organisches Wachstum und Kostensenkungen wieder einen Gewinn von 2,4 bis 2,6 Milliarden Euro bringen.
Nach einer Dividende von 1,0 Euro für 2016 – Rendite 7,7 Prozent – ist für 2017 und 2018 bereits eine Zahlung von jeweils 0,70 Euro je Aktie avisiert. Wie bei ENI gibt es da neben der hohen Rendite von 5,4 Prozent auch noch gute Hoffnung auf Kurssteigerungen infolge Turnaround. Und auch bei Engie sieht der Chart vielversprechend aus. Die Aktie notiert im Bereich eines Zehnjahrestiefs, könnte jetzt aber schon sehr kurzfristig aus dem Abwärtstrend nach oben ausbrechen.
BP und Royal Dutch Shell – zwei Dividendenrenner
Apropos Öl und Gas. Richtige Dividendenknaller sind die beiden Rohstoffkonzerne BP (ISIN: GB0007980591) und Royal Dutch Shell (ISIN: GB00B03MLX29). Die beiden Stoxx 50-Mitglieder verwöhnen ihre Aktionäre mit Zahlungen jeweils im Bereich von 7,0 Prozent. Mit jeweils einem geschätzten 14er-KGV sind die beiden Titel noch moderat zu haben und damit ganz klare Favoriten zum Kaufen, liegen lassen und Dividenden kassieren.
Jenseits der Energiebranche finden sich in Europa im Bereich Telekommunikation zwei weitere Dividendenklassiker: Telefonica (ISIN: ES0178430E18) aus dem Euro Stoxx 50 und Vodafone (ISIN: GB00BH4HKS39) aus dem Stoxx 50. Zwar leidet der Telefonkonzern aus Madrid derzeit unter dem schwachen Pfund und Währungsturbulenzen in Lateinamerika. Doch trotz eines Umsatzrückgangs um rund fünf Prozent im vergangenen Jahr warten auf die Anleger in 2017 0,40 Euro Dividende je Aktie – Rendite rund vier Prozent.
Vodafone – da sind mehr als fünf Prozent Rendite drin
Etwas mehr ist beim Telefongiganten von der britischen Insel drin. Zwar verbucht Vodafone wegen der Umstellung der Bilanzierung auf Euro wegen des schwachen Pfunds derzeit ebenfalls Umsatzrückgänge. Diese lagen alleine im dritten Quartal per Ende Dezember für das Geschäft am Heimatmarkt Grossbritannien bei -19,0 Prozent.
Doch bereinigt um Wechselkurseffekte verzeichnet der Telefonkonzern Zuwächse. Im dritten Quartal etwa von 4,0 Prozent. Die aktuellen Wechselkursbelastungen wegen der Pfundschwäche könnten auch nur von vorübergehender Natur sein. So oder so: Bei einer aktuellen Dividende von 11,45 Pence errechnet sich für die Vodafone-Aktionäre eine Rendite von 5,5 Prozent.
Zurich Insurance – Anleger warten noch etwas ab
Aber auch am heimischen Aktienmarkt finden Anleger üppige Dividenden. Für 2016 waren bei Zurich Insurance (ISIN: CH0011075394) nämlich erneut 17 Franken drin. Der Versicherer zählt damit zu den zuverlässigsten Dividendenzahlern auf dem Kurszettel und auch in Zukunft ist mit der Fortführung dieser Dividendenpolitik zu rechnen. Eine nachhaltige Rendite von 6,0 Prozent ist enorm. Möglicherweise fällt die Aktie nun aber ex-Dividende per heute, Freitag, unter die untere Begrenzungslinie ihres Aufwärtstrends und es gibt dann vielleicht sogar überproportionale Kursrückgänge.
Risikoscheue Anleger warten deshalb vor dem Einstieg noch einen Kursverfall – ex-Dividende – in den Bereich von etwa 250 Franken ab. Möglicherweise bringen dann aber bereits die Quartalszahlen am 11. Mai wieder einen Schwung nach oben.
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