Der Euro hat in den vergangenen Wochen unter anderem zum Schweizer Franken und zum Dollar kräftig zugelegt. Der Anstieg fiel mit den französischen Präsidentschaftswahlen zusammen. Angesichts der richtungsweisenden Wahlen in gewichtigen EU-Ländern in diesem Jahr (Holland, Frankreich, Deutschland, vielleicht Italien) lastet ganz bestimmt viel politischer Druck auf dem Euro.

Und ganz bestimmt hat der Sieg des europafreundlichen Emmanuel Macron etwas Druck von der Einheitswährung genommen und zur Erholung beigetragen. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.

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SNB hilft wacker mit

Es ist mitnichten so, dass die Schweizerische Nationalbank (SNB) aufgrund der Euro-Rally nun aufatmen und sich zurückhalten könnte. Sie hat im Gegenteil massgeblich zur Euro-Stärke gegenüber dem Franken beigetragen. Allein in den drei Wochen nach dem ersten Wahlgang in Frankreich hat sie für knapp CHF 6 Milliarden am Devisenmarkt interveniert - das lässt zumindest der Anstieg der Sichtguthaben der SNB vermuten - und hat damit nahtlos an die Devisenkäufe seit Anfang Jahr angeknüpft.

Erst vergangene Woche, auf dem Niveau von über 1.09 Franken zum Euro, hat die SNB ihre Unterstützung auf «nur» noch 500 Millionen Franken zurückgefahren. Aus diesen Erkenntnissen lassen sich für die aus Schweizer Sicht wünschenswerte Aufwertung des Euro zwei Schlüsse ziehen. Erstens: Es geht (noch) nicht von allein. Und zweitens: Die SNB ist weiterhin bereit, bei Bedarf einzugreifen, nutzt aber höhere Kurse für eine Drosselung der Interventionen.

Mehr Dollar-Schwäche als Euro-Stärke

«Wie gewonnen, so zerronnen» könnte die Überschrift über der Euro/Dollar-Entwicklung der letzten sechs Monate lauten. In der allgemeinen Markteuphorie nach der Wahl von Donald Trump zum neuen US-Präsidenten, hatte der Dollar zum Euro rund 6% aufgewertet. Seit Trumps Amtsantritt hat sich die Wechselkurssituation zunächst «normalisiert» und anschliessend in den politischen Wirren der letzten Wochen (FBI/Russland) in einer Abgabewelle des Greenback geendet.

Der Euro/Dollar-Wechselkurs liegt heute in etwa dort, wo er vergangenen Herbst - vor den Präsidentschaftswahlen - notiert hatte. Die Aufwärtsbewegung des Euro ist somit eher einer Dollar-Schwäche als einer Euro-Stärke zuzuschreiben.

Euro bleibt unterschwellig unter Druck

Für eine «selbstragende» Euro-Stärke braucht es drei Dinge. Erstens: Die politischen Unsicherheiten nehmen weiter ab und es tauchen keine neuen auf. Zweitens: Der zu beobachtende Konjunkturaufschwung muss anhalten bzw. an Dynamik gewinnen. Drittens, und wahrscheinlich am wichtigsten: Der geldpolitische Kurswechsel bei der Europäischen Zentralbank (EZB) muss konkrete Formen annehmen. Die Ankündigung des Ausstiegs aus dem Anleihenkaufprogramm könnte im dritten Quartal erfolgen, der Start dann Anfang 2018. Bis dahin bleibt der Euro gegenüber dem Schweizer Franken unterschwellig unter Druck.

 

*Thomas Heller, CIO und Leiter Research bei der Schwyzer Kantonalbank

 

 

 

 

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