So schnell kann es gehen: Vor wenigen Wochen waren Anleger noch bereit, fast 230 Franken für eine Aktie des Insulinpumpenherstellers Ypsomed auszugeben. Inzwischen steht der Kurs des Valors bei 199 Franken, und es sieht nicht so aus, als würde es bald wieder aufwärts gehen.

Das Unternehmen mit Sitz in der Berner Gemeinde Burgdorf gehörte in der Vergangenheit stets zu den Geheimtipps am Schweizer Nebenwerte-Markt; allein in den vergangenen drei Jahren stieg der Aktienkurs um rund 134 Prozent. Nun schwächelt der Titel.

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Schwächerer Ausblick

Grund für den Unmut der Anleger ist die schwache Prognose des Unternehmens, das neben Insulinpumpen auch andere medizinische Injektions- und Infusionssysteme für führende Pharma- und Biotechkonzerne herstellt. Ende Mai hatte Ypsomed auch das Ergebnis für das Geschäftsjahr 2016/2017 verkündet: Das Unternehmen konnte seinen Gewinn um gut 29 Prozent auf 46,2 Millionen Franken steigern, der Umsatz stieg um fast 16 Prozent auf 390 Millionen Franken. Auch für das neue Geschäftsjahr rechnet Ypsomed mit einem Umsatzplus von 15 Prozent.

Eigentlich eine positive Nachricht. Doch das Betriebsergebnis (Ebit) solle künftig allenfalls leicht steigen, verkündete das Unternehmen. Anleger reagierten verärgert, der Kurs des Ypsomed-Valors verlor innerhalb eines Tages um zehn Prozent. Der Ebit-Ausblick liege deutlich unter den Erwartungen und sei eine Enttäuschung, kommentierte Sibylle Bischofberger, Analystin der Zürcher Kantonalbank (ZKB).

Investitionen vor der Tür

Es gibt gute Gründe für die zurückhaltende Prognose des Ypsomed-Managements. So soll das Unternehmen im neuen Geschäftsjahr weiter wachsen, höhere Investitionen stehen an. Zudem herrscht auf dem Markt für Insulinpumpen starker Konkurrenzdruck. Nicht zuletzt stehen in diesem Jahr nur wenige Neuzulassungen von Medikamenten bevor. Die Nachfrage nach Produkten von Ypsomed dürfte deshalb nur langsam steigen. Insofern ist es nur folgerichtig, dass die Prognose der Berner zurückhaltend ausfällt.

Analysten zeigen denn auch Verständnis für die Enttäuschung der Anleger über die laue Prognose. Sie halten den Ypsomed-Valor aber nach wie vor für attraktiv und erwarten, dass der Kurs sich früher oder später wieder erholen wird. Carla Bänziger, Analystin von Vontobel, rät derzeit zum Halten der Aktie: «Für Anleger gibt es noch keinen Grund, nervös zu werden», sagt sie. Allerdings müsse das Unternehmen nun liefern. Ypsomed investiert derzeit massiv in die Lancierung einer Insulinpumpe namens YpsoPump. Das Produkt müsse in den kommenden Jahren halten, was der Konzern sich davon verspreche, so Bänziger.

Beim Unternehmen steht die Vermarktung der Insulinpumpe weit oben auf der Tagesordnung. Man wollte das Geschäft stark fördern und mit der YpsoPump sowie dazugehörigen Komponenten neue Märkte mit eigenen Tochtergesellschaften erschliessen, heisst es im Geschäftsbericht für 2016/2017. Zudem will das Unternehmen den Hauptsitz in Burgdorf und die Niederlassung in Solothurn erweitern.

«Unsere Vorhaben sind anspruchsvoll»

Auch am Produktionsstandort im deutschen Schwerin will Ypsomed die Kapazitäten ab dem Jahr 2019 erhöhen. «Unsere Vorhaben sind anspruchsvoll und könnten sich auf die Entwicklung der Profitabilität auswirken», gibt Ypsomed-CEO Simon Michel zu. Er gibt sich aber überzeugt, dass die Bemühungen sich langfristig auszahlen werden. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht. Optimistische und langfristig orientierte Anleger können das Tief des Valors zum Einstieg nutzen.