Unternehmen mit einer geringen Marktkapitalisierung schneiden an der Börse besser ab als Blue Chips. Diese Beobachtung wird von der Forschung regelmässig bestätigt. Besonders eindrücklich lässt sich das an der Aktienmarktentwicklung seit der Finanzkrise belegen: Ende März 2009 begannen die Kurse auf breiter Front anzusteigen – auch wegen der unkonventionellen geldpolitischen Massnahmen der Notenbanken.

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Acht Jahre später ist der SPI Extra (SPI ohne SMI) beinahe 230 Prozent vorgerückt und hat damit die im SMI zusammengefassten Standardwerte weit hinter sich gelassen. Dort betrugen die Gewinne rund 80 Prozent. Die Spitzenreiter unter den Nebenwerten schnellten indes mehr als tausend Prozent in die Höhe. Die Geschwindigkeit des Aufwärtstrends hat sich zuletzt deutlich beschleunigt.

Gefahr von ausländischen Institutionellen

Gestiegen sind auch die Bewertungen, weil die Gewinndynamik nicht mit der Aktienkursentwicklung Schritt hielt. Gemäss Bloomberg-Daten beträgt das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) des SPI Extra für 2018 mittlerweile 21, das KGV des 
SMI 16. Der Mix aus rasant steigenden Kursen und Bewertungen könnte sich in den kommenden Wochen aber als explosiv erweisen. Etliche Marktbeobachter warnen vor einem Ende mit Tränen bei den Schweizer Nebenwerten. Beunruhigt sind sie nicht etwa wegen der fundamentalen Verfassung der Unternehmen, denn die meisten von ihnen sind mittelständische Weltmarktführer in lukrativen Nischenmärkten.

Ungemach droht eher von Investoren, die beispielsweise wegen eines exogenen Schocks Gelder im grossen Stil aus dem Nebenwerte-Markt abziehen könnten. Grossen Schaden können ausländische Institutionelle anrichten. Sie entdeckten Schweizer Nebenwerte in den vergangenen Jahren zunehmend für sich und zählen zu den bedeutendsten Aktionären im Segment. Dieses Geld dürfte rasch weg sein, falls es zu einer Trendumkehr an den Börsen kommt.

Chancen durch Rückschläge

Einen Vorgeschmack, wie das aussehen könnte, lieferte die Nacht von vergangenem Mittwoch auf Donnerstag. 
Gerüchte über eine Amtsenthebung von US-Präsident Donald Trump liessen die grossen Indizes weltweit einbrechen. Die Notierungen von kleinen und mittelgrossen Unternehmen litten in der Summe über Gebühr. Viele Kurse zogen zwar 
in den Folgetagen wieder an und der 
«Impeachment-Schock» ist wohl verdaut. Doch nicht immer handeln Anleger so unbekümmert. Nach den kräftigen Avancen im laufenden Jahr könnten Rückschläge im SPI Extra sehr wohl im zweistelligen Prozentbereich ausfallen.

Danach sieht es derzeit nicht aus – doch falls die Kurse zu rutschen beginnen, geht es schnell. Wegen der oft fehlenden Liquidität würden gewisse Titel wohl beinahe kaskadenartig nach unten gereicht. Um in einem solchen Fall handlungsfähig zu sein, ist es ratsam, einen Teil der Aktiengewinne der letzten Jahre zu realisieren und in Cash zu halten.

Empfehlungen 

Links sind Titel aufgeführt, die unserer Meinung nach noch nicht ausgereizt sind oder die wir nach einem Rückschlag kaufen würden. Wer auf den aktuellen Kursniveaus in Nebenwerte anlegt, muss eine hohe Risikofähigkeit mitbringen und einen mehrjährigen Anlagehorizont.

Nicht vergessen sollten Anleger, dass kleine Unternehmen oft gute Cashflows erwirtschaften und hohe Dividenden ausschütten, wie Roland Wildmann, Analyst bei der auf Nebenwerte spezialisierten Research Partners, festhält. Er setzt daher auf die Titel Jungfraubahn und Romande Energie.