Die digitale Revolution hat die Finanzindustrie erreicht – Investoren sind zunehmend vertraut mit digitalen Dienstleistungen rund um den Kauf, bargeldlosem Bezahlen und immer stärker auch der Geldanlage über digitale Plattformen. Die neue Generation der «Millenials» verabschiedet sich von dem Gedanken, auf einen Bankberater zu setzen.

Digitale Vermögensverwalter, oder auch «Robo Advisor», ziehen sie an. Dies unter anderem auch weil sie Anlagelösungen bieten, die oftmals keine Mindestanlagebeträge wie bei klassischen Vermögensverwaltern voraussetzen.

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«Neues Ökosystem des digitalen Bankings»

Anbieter digitaler Finanzberatung werden den globalen Markt in drei Bereichen prägen. Dazu gehören erstens unabhängige Start-Ups, die Endanleger direkt ansprechen und dazu beitragen, dass die Branche innovativ bleibt. Zweitens gehören dazu Angebote grosser Broker und Banken, die ihre eigene digitale Expertise im Direktvertrieb ausbauen, um ihre Marken zu stärken. Und drittens zählen dazu Technologieanbieter, die Finanzdienstleister ohne entsprechende eigene Kompetenz beim Aufbau digitaler Beratungsangebote unterstützen.

Diese Veränderungen in der Finanzindustrie und die Verschiebung hin zu Onlinebanken und anderen digitalen Anbietern von Finanzdienstleistungen werden auch den Schweizer Markt in den kommenden Jahren verändern. Ein «neues Ökosystem des digitalen Bankings», wie es die Schweizerische Bankiervereinigung ausdrückte, ist im Entstehen begriffen und wird Finanzdienstleister vor Herausforderungen stellen.

ETF Branche kann von Robo Advisory profitieren

Für Anbieter passiver Investmentlösungen, also von Indexfonds und ETFs, bietet diese neue Entwicklung grosse Chancen. Viele der digitalen Investmentplattformen setzen auf einen standardisierten Prozess, bei dem nach einer Festlegung des jeweiligen Risikoappetits des Anlegers Investmentempfehlungen gemacht und umgesetzt werden. Das so gebaute Portfolio wird dann fortlaufend verwaltet und bei Bedarf optimiert. Der Charme von ETFs liegt für viele der Robo Advisors in ihren wesentlichen Qualitäten begründet. Die neuen Anlageplattformen benötigen nicht zwingend aktive gemanagte Portfolios. Sie wollen auf einfache Art und Weise eine grosse Bandbreite an Assets transparent abdecken. Diese sollen wiederum permanent zugänglich und auch handelbar sein, und dies zu niedrigen Kosten. Der Einsatz von ETFs in solchen Portfolios ist von daher eine logische Konsequenz.

Dabei sind verschiedene Einsatzmöglichkeiten denkbar. Die vom kurzfristigen Einsatz von ETFs in digital verwalteten Portfolios bis hin zu auf die jeweiligen Anlegerbedürfnisse zugeschnittene Musterportfolios reichen können. Die Branche erachtet die Zusammenarbeit mit den neuen Anbietern digitaler Vermögensverwaltung, -planung und -beratung in den kommenden Jahren als einen wichtigen Wachstumsmarkt. Technologischer Fortschritt ist dabei ein wichtiger Aspekt. Genauso entscheidend werden aber die sich verändernden Bedürfnisse der Kunden sein.

*Christian Gast, Head iShares und Index Investing Schweiz