Der Swiss Market Index (SMI) notiert wieder so tief wie zuletzt Mitte Februar. Gleichzeitig ist auch das Zinsniveau weiter gesunken. Die Rendite einer zehnjährigen Schweizer Staatsanleihe beträgt minus 0,5 Prozent. Ist dies nun ein geeigneter Zeitpunkt, um angesichts der Zinsflaute einen Teil des Kapitals in Aktien umzuschichten?

Die bekannteste Kennzahl zur Aktienbewertung, das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV), liefert dazu keine eindeutige Antwort. Aktuell verzeichnet der SMI ein KGV von 16. Das ist nur leicht höher als der historische Mittelwert von 15. Auch gemäss dem Shiller-KGV, bei welchem der Gewinndurchschnitt der letzten zehn Jahre in die Berechnung einfliesst, liegt die Bewertung der Schweizer Börse zurzeit auf einem fairen Niveau.

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KBV – Bewertung leicht unterdurchschnittlich

Eine weitere wichtige Kennzahl ist das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV). Dieses berücksichtigt die messbare Substanz eines Unternehmens und stellt eine aufschlussreiche Ergänzung zum KGV dar, weil die Gewinne im Verlauf eines Konjunkturzyklus stark schwanken können. Gegenwärtig erreicht der SMI ein KBV von 2,2. Im Vergleich zum Durchschnittswert von 2,5 über die letzten zehn Jahre lässt sich eine geringfügige Unterbewertung ableiten. Auch daraus ergibt sich folglich keine eindeutige Aussage, ob Aktien zurzeit als günstig oder teuer einzustufen sind.

Deshalb empfehle ich, auf ein weiteres Kriterium zu achten: Auf die Dividendenrendite. Diese hat für Anleger eine sehr praktische Relevanz. Denn sie gibt an, wie viel Geld dem Aktionär effektiv als Ertrag zufliesst. Besonders aufgrund der rekordtiefen Zinsen erhalten die Ausschüttungen der Unternehmen eine zentrale Bedeutung. Aktuell erreicht die Dividendenrendite des SMI 3,5 Prozent, was einem starken Anstieg in den letzten zwei Jahrzehnten entspricht. Noch Ende der 1990er-Jahre lag die Rendite der Schweizer Aktien bei mageren 1 Prozent. Noch eindrücklicher wird der historische Vergleich, wenn man die Entwicklung der Teuerung berücksichtigt. Denn entscheidend ist für den Anleger die reale, teuerungsbereinigte Rendite. Und wie die Grafik verdeutlicht, ist diese von einem Wert um null auf mittlerweile 4 Prozent geklettert. Das heisst: Die beiden positiven Effekte höhere Ausschüttungen und rückläufige Inflation haben sich gegenseitig verstärkt.

Reale Dividende – ein starkes Argument für Aktien

Inflationsbereinigte Dividendenrendite des Swiss Market Index.

 

Im langjährigen Durchschnitt tragen die Kursgewinne und die Dividendenausschüttungen je ungefähr hälftig zur gesamten Aktienperformance bei. Doch hat sich dieses Verhältnis immer mehr zu Gunsten der Dividenden verschoben, wie auch die untenstehende Grafik zeigt: Über die letzten zehn Jahre sind die Kurse beim SMI lediglich um rund 10 Prozent gestiegen. Unter Berücksichtigung der reinvestierten Dividenden jedoch erreicht der gesamte Ertrag seit 2006 stattliche 50 Prozent.

Gesamtperformance im SMI – die Dividenden machen den Unterschied aus

Kursentwicklung des SMI (grüne Kurve) im Vergleich zur Gesamtperformance inklusive der reinvestierten Dividenden.

Die Zunahme der Dividenden spiegelt einerseits die positive Gewinnentwicklung der Unternehmen. Darüber hinaus jedoch hat bei vielen Firmen ein Umdenken stattgefunden: Eine hohe, stabile Ausschüttung gilt zunehmend als Qualitätsmerkmal für das Management. Dies sorgt dafür, dass der erzielte Gewinn nicht für kurzfristige «Abenteuer» wie zum Beispiel eine teure Akquisition verwendet wird, sondern ins Portemonnaie der Aktionäre fliesst.

Auch im internationalen Vergleich liegt übrigens der SMI mit seiner Rendite inzwischen im oberen Mittelfeld. Zwar bieten von den europäischen Börsenplätzen London, Mailand und Madrid noch eine leicht höhere Ausschüttung, aber der deutsche Leitindex DAX weist eine tiefere Rendite von 3,0 Prozent aus. Bei den US-Aktien ist diese mit 2,2 Prozent nochmals geringer, während das Land eine Teuerungsrate von gut 1 Prozent ausweist. Ebenso ist in den USA das Zinsniveau der zehnjährigen Staatsobligationen mit 1,8 Prozent um einiges höher.

Diese Zahlen zum SMI lassen vermuten: Wer heute in Schweizer Aktien investiert, kann auch in den nächsten Jahren mit einer ansehnlichen Performance rechnen.

Albert Steck: Verantwortlicher für die Markt- und Produktanalyse bei der Migros Bank