2015 wird im europäischen Markt für Exchange Traded Funds (ETFs) als besonderes Jahr in die Geschichte eingehen – so viel lässt sich bereits jetzt, acht Wochen vor Silvester, sagen. Nicht nur, dass diese passiven Anlageinstrumente auf dem alten Kontinent gerade ihr 15. Jubiläum begehen konnten, gleichzeitig schreibt der Sektor das nächste Kapital einer imposanten Wachstumsstory.
Laut Deutsche Bank Markets Research lagen per Ende September europaweit 380 Milliarden Euro, umgerechnet rund 410 Milliarden Franken, in ETFs. Damit wuchsen die Assets under Management (AuM) in den ersten drei Quartalen um gut 14 Prozent. Bleibt es bei diesem Tempo, wird dieser Markt das vierte Jahr in Folge prozentual zweistellige Wachstumsraten verbuchen. Zu den unmittelbaren Profiteuren dieser Entwicklung zählt die Schweizer Börse. Von Januar bis September steigerte sie den ETF-Handelsumsatz ebenfalls prozentual zweistellig auf 76,5 Milliarden Franken.
Smart Beta – deutliches Wachstum, …
Angesichts dieser Zahlen überrascht es nicht, dass die Banken laufend neue Indexfonds lancieren. Während die SIX erst Ende Februar den 1000. ETF begrüssen konnte, ist die Gesamtzahl dort mittlerweile auf mehr als 1100 angewachsen. Häufig tragen die Neukotierungen das Label «Smart Beta». Das steht für passive Fonds, denen ein Index zugrunde liegt, der von der klassischen Gewichtung nach der Marktkapitalisierung abweicht. Diese innovativen Benchmarks sind anhand spezieller Faktoren wie der Dividendenrendite oder den Volatilitäten zusammengestellt worden. Deutsche Bank Markets Research hat errechnet, dass die AuM im europäischen Smart-Beta-Segment in den ersten drei Quartalen um mehr als einen Drittel auf knapp acht Milliarden Euro gestiegen ist.
In der Schweiz liess die UBS vor kurzem mit der Lancierung von acht neuen Fonds aufhorchen. Bei ihrer Produktoffensive greift die Grossbank auf Smart-Beta-Indizes des Anbieters MSCI zurück. Die zugrunde liegenden Benchmarks versuchen, an der Wall Street sowie am Aktienmarkt der Eurozone systematisch Prämien abzugreifen. Dazu setzen sie auf die Faktoren Qualität, Volatilität, Ausschüttungsrendite und Value. Letztgenanntes Attribut steht im Mittelpunkt des ETFs (ISIN LU1215452928) auf den MSCI EMU Prime Value Index. In diesem Börsengradmesser sind aktuell 60 substanzstarke Unternehmen aus der Eurozone enthalten, die eine tiefe Bewertung mitbringen.
… aber komplexe Bauweise
Aus regionaler Sicht gaben dabei per 30. September französische und deutsche Aktien mit einem Anteil von zusammen 70 Prozent den Ton an. Zu den Schwergewichten zählen die Versicherungsvaloren Allianz und Axa, genauso wie die Versorger Enel und Iberdrola. In der historischen Simulation kann der Index überzeugen und zeigt er eine deutliche Outperformance gegenüber dem breiten Aktienmarkt der Eurozone. Gleichwohl sollte Anlegern bewusst sein, dass sie sich mit solchen Smart-Beta Funds relativ komplexe Benchmarks ins Portfolio holen. Es braucht das genaue Studium der Indexmethodik, um die Bauweise wirklich verstehen zu können.
Hinzu kommt, dass Anleger sich für ein bestimmtes Kriterium entscheiden müssen. Die Knacknuss: Je nach Marktlage können sich die Faktoren unterschiedlich entwickeln, wodurch das Timing an Bedeutung gewinnt. Insofern weicht die Branche zusehends von einer ihrer zentralen Stärken, der Einfachheit der Produkte, ab. Gleichwohl spricht das starke Wachstum des Segments für die Daseinsberechtigung von Smart-Beta-Produkten, die für erfahrene und aktive Anleger als Portfolioergänzung einen wertvollen Beitrag liefern können.
Anleger setzen auf SMI-ETF …
Weniger aktive Investoren auf der Suche nach einem Basisinvestment sollten allerdings den Flaggschiff-Produkten des Sektors den Vorzug geben. Beispiel SMI: In annähernd drei Jahrzehnten hat dieser Index weit über die Landesgrenzen hinaus einen festen Platz als Gradmesser für den Schweizer Aktienmarkt gefunden.
Die Konstruktion ist simpel: Der SMI enthält die 20, gemessen am Börsenwert und den Handelsvolumina grössten Aktien des Landes und kommt einmal jährlich auf den Prüfstand. Mittlerweile gibt es auch modifizierte Versionen, allen voran den SLI. Er trägt den hohen Anteil der Schwergewichte Novartis, Nestlé und Roche ab. Passive Investoren geben jedoch weiterhin dem Klassiker den Vorzug. Allein im grössten SMI-ETF (ISIN CH0008899764) liegen knapp drei Milliarden Franken.
… und profitieren von tiefen Gebühren
Während Branchenkrösus iShares hier eine Gesamtkostenquote von 0,35 Prozent p.a. veranschlagt, gibt sich die UBS bei ihrem Vergleichsprodukt (ISIN CH0017142719) mit 0,20 Prozent zufrieden. Im Vergleich zu anderen prominenten Börsengradmessern ist die passive Positionierung in den 20 grössten Blue Chips der Schweiz relativ teuer. Hier bewegen sich die Gebühren mitunter im einstelligen Basispunktebereich.
Beispielsweise ist an der SIX ein ETF (ISIN IE00B3YCGJ38) von Source auf den US-Leitindex S&P 500 kotiert, der mit einem jährlichen Obolus von 0,05 Prozent auskommt. Wer das starke Momentum der Eurozone-Aktien nutzen möchte, kann sich den Euro Stoxx 50 für eine Gebühr von 0,09 Prozent ins Portfolio holen. Diese Pauschale ruft das Deutsche-Bank-Label db X-trackers für seinen ETF (ISIN LU0380865021) auf die bekannte Benchmark auf.