In den vergangenen Monaten ist die Volatilität an den Börsen deutlich gestiegen. Um das Risiko zu senken, greifen Anleger deshalb vermehrt zu liquiden Lösungen. Denn eine mangelnde Liquidität würde neben höheren Handelskosten auch Schwierigkeiten beim Kauf und Verkauf von Positionen bedeuten.
ETFs zeichnen sich durch eine besonders hohe Liquidität aus. Denn sie können jederzeit zu den üblichen Börsenzeiten gekauft und verkauft werden. Die hohe Liquidität wird durch die Koexistenz von Primär- und Sekundärmärkten, an denen ETFs gehandelt werden, gewährleistet. Dadurch spielt die Grösse eines ETFs für die Liquidität kaum eine Rolle, stattdessen aber die Liquidität der Bestandteile im Index. Denn ein börsengehandelter Indexfonds ist so liquide wie die zugrunde liegende Messlatte. So weisen etwa ETFs auf hochliquide Kursbarometer durch mehr aktive Teilnehmer am Markt eine vergleichsweise enge Geld-Brief-Spanne (Spread) auf. Eine weitere Einflussgrösse auf den Spread ist die Zahl der Titel im Index. Je weniger Werte mit hoher Liquidität, desto kleiner die Spanne zwischen Geld- und Briefkurs.
Primär- und Sekundärmarkt
Im ETF-Handel kann zwischen Primär- und Sekundärmarkt unterschieden werden. Im Primärmarkt werden ETF-Anteile im sogenannten Creation-Redemption-Prozess ausgegeben bzw. zurückgenommen. Dieser Prozess beinhaltet den Tausch von Aktienkörben gegen Fondsanteile. Mit dem Sekundärmarkt ist der Börsenhandel gemeint, wobei die Kauf- und Verkaufskurse durch Market Maker bestimmt werden. Diese sind verpflichtet, während 90 Prozent der offiziellen Handelszeit der SIX Swiss Exchange verbindliche Preise zu stellen.
Dieser Tausch von Wertpapierkörben gegen ETF-Anteile und umgekehrt findet täglich statt und führt zu einer guten Handelsqualität, also zu einem engen Handel um den indikativen Nettoinventarwert. Dieser zeigt den aktuellen Wert des Aktienkorbes, der dem ETF zugrunde liegt. Im Sekundärmarkt hingegen wird der Handel von an der Börse bestehenden ETF-Anteilen zwischen den Anlegern und den Market Makern abgewickelt.
Vergleichskriterium Spread
Ein wichtiges Kriterium ist ein möglichst geringer Spread, denn letztlich vermindern diese impliziten Kosten die Rendite. Beeinflusst wird die Geld-Brief-Spanne auch von der Handelszeit, da sich Market Maker absichern müssen. Gerade bei noch geschlossenen Börsen ist dies schwierig und teuer. So sollten ETFs auf US-Werte etwa besser bei geöffneten US-Börsen gekauft werden.
In der Regel wird die Gesamtkostenquote als das wichtigste Kostenkriterium bei ETFs betrachtet. Aber auch die Geld-Brief-Spanne sollte nicht vernachlässigt werden. Einen Vergleich der Kostenkomponenten ermöglicht der «Market Quality Metrics» der Schweizer Börse, wo die Spread-Werte auf Tagesbasis einsehbar sind. Zudem wird die zeitliche Verfügbarkeit der gestellten Preise gezeigt. Ebenfalls zu berücksichtigen, ist die Marktbreite, also die im Orderbuch ersichtlichen Volumina und die Markttiefe.
Sven Württemberger, Leiter iShares Deutschschweiz