Kurz vor Weihnachten ist es noch einmal spannend geworden: Die Volatilität an den Börsen ist nach oben geschossen. So verdoppelte sich der VSMI, der die Volatilität des SMI und damit das Risiko anzeigt, zwischen Monatsanfang und Mitte Dezember annähernd und sprang auf über 21 Prozent. Im Jahresdurchschnitt lagen die Schwankungen aber bei moderaten 11 Prozent. Die Gründe für den Risikoaufschlag: Mit den griechischen Neuwahlen kehrte die Euro-Krise zurück, mit dem sinkenden Ölpreis die Konjunkturängste, und die Differenzen des Westens mit Russland sind ebenfalls längst nicht ausgestanden. Alles in allem eine explosive Mischung, die möglicherweise auch im 2015 die Märkte in Bewegung zu halten vermag.
Damit wird es im nächsten Jahr sicher auch wieder grössere Kursausschläge geben. Wahrscheinlich werden die Märkte aber auch im 2015 erneut phasenweise seitwärts laufen. Im 2014 war beispielsweise zwischen Mitte Mai und Ende Juli wenig los an der Börse, der SMI war wie festgezurrt und bewegte sich in diesem Zeitraum nur um rund 2 Prozent. Und auch im September war die Kursspanne ähnlich niedrig.
Gewinne im Seitwärtsmarkt und Sicherheit bei fallenden Kursen
Wer in solchen Seitwärtsphasen Geld verdienen will, wird bei Express-Zertifikaten fündig. Hier gibt es aber nicht nur Gewinne durch Kursstagnation, sondern zusätzlich auch ein Sicherheitsnetz im Fall von unerwarteten Kursrückschlägen. Die Funktionsweise von klassischen Express-Papieren ist relativ einfach: Zu Beginn der Laufzeit wird der Startlevel eines Basiswertes fixiert. Während der Laufzeit gibt es sogenannte Beobachtungstage, an denen der aktuelle Stand mit dem Anfangsfixing verglichen wird. Ist der jeweils aktuelle Kurs zumindest auf dem Startniveau, wird das Zertifikat sofort fällig, und Inhaber erhalten einen vorab festgelegten Betrag ausgezahlt. Sollte es dem Basiswert nicht gleich am ersten Stichtag gelingen auf oder über dem Startkurs zu liegen, verlängert sich die Laufzeit des Zertifikats automatisch bis zum nächsten Beobachtungstag.
In der Ausstattung von Express-Zertifikaten sind die Emittenten relativ flexibel. So befinden sich an der SIX Papiere auf einzelne Aktien und Indizes, aber auch Multi-Strukturen. Im letztgenannten Fall müssen in der Regel alle Basiswerte an einem Stichtag mindestens auf dem Startniveau notieren, damit die Express-Rendite kassiert werden kann. Im Gegenzug fällt für die höheren Anforderungen die Rendite oder der Risikopuffer bei diesen Papieren höher aus. Auch können die Bedingungen für eine Express- oder Coupon-Zahlung unterschiedlich sein. Die eingebaute Barriere rückt in den Fokus, wenn kein vorzeitiger «Treffer» gelingt. Sollte am Laufzeitende kein Basiswert die Schwelle verletzt haben, wird der Nominalwert zu 100 Prozent zurückbezahlt. Andernfalls kann das Investment mit einem Verlust enden.
Aussichtsreicher Index-Dreier
Vontobel bietet beispielsweise ein Express-Zertifikat auf Indizes. Sollten EURO STOXX 50, SMI und S&P 500 in rund vier Monaten in etwa das Jahresendniveau von 2014 behaupten können, landet das Express-Zertifikat der Bank gleich am ersten Beobachtungstag einen Treffer. Aktuell notieren alle drei Indizes über ihren Ausgangsniveaus, was laut Statuten des Produkts gar nicht sein muss, damit eine vorzeitige Rückzahlung erzwungen werden kann. Dazu reicht es bei diesem Zertifikat sogar, wenn alle drei Indizes zumindest bei 90 Prozent des Startlevels notieren. Sollte das nicht gelingen, gibt es bis zum Laufzeitende im Oktober 2016 halbjährlich einen Beobachtungstag.
Bei Autoherstellern sind kleine Sprints vonnöten, …
Julius Bär hat ein Express-Zertifikat auf drei Auto-Titel in ihrer Produktpalette, das ebenfalls kurz vor dem Schuss ist. Das Produkt lautet auf BMW, Daimler und VW und wird am 15. April das nächste Mal auf die Probe gestellt.
Notiert das Trio dann jeweils auf dem Anfangsfixing, wird zur Prämienzahlung von 4,625 Prozent auch der Nominalwert von 1000 Franken vollständig zurückgezahlt. Daimler hat dieses Niveau bereits erreicht, BMW und VW fehlt ebenfalls nur noch ein kleines Stück.
… und Pirelli muss noch etwas Gas geben
Auch beim Express-Papier auf den italienischen Reifenanbieter Pirelli ist eine kurze Beschleunigung nötig, damit das von Leonteq angebotene Produkt vorzeitig ins Ziel fahren kann. Geht es nach den Analysten von Goldman Sachs, sollte dies kein Problem sein, sie sehen in diesem Valor ein deutliches Aufwärtspotenzial. Ihrer Ansicht nach hat Pirelli 2014 erfolgreich gezeigt, wie sie ihre Premium-Strategie durchführt. Dadurch wurde der Gewinn trotz begrenztem Umsatzwachstum und einem herausfordernden Makroumfeld gesteigert. Auch für 2015 erwarten die Experten der US-Bank, dass Pirelli schneller wachsen wird als die Konkurrenz. Ihr Kursziel lautet 13,30 Euro. Um die Expressfunktion erfüllen zu können, reicht ein Kurs von 12,02 Euro.
Multi-Express-Zertifikat auf EURO STOXX 50, SMI, S&P 500 (ISIN CH0241729224)
Um in den Genuss der Coupon-Zahlung kommen zu können, muss das Trio am Stichtag bei mindestens 60 Prozent des Startlevels notieren. Die Barriere befindet sich auf dem gleichen Niveau. Eine vorzeitige Rückzahlung wird bei 90 Prozent der Ausgangskurse ausgelöst. Das Produkt verfügt über eine Quanto-Funktion.
Multi-Express-Zertifikat auf Volkswagen, BMW, Daimler (CH0225070298)
Der vorzeitige Rückzahlungslevel liegt auf dem Ausübungspreis, Prämienlevel und Barriere bei 70 Prozent. Sollte es zu keinem vorzeitigen Ende kommen, sind per Verfall einzig die offiziellen Schlusskurse der Basiswerte entscheidend. Während der Laufzeit haben die Auto-Valoren freie Fahrt.
Express-Zertifikat auf Pirelli (ISIN CH0242038252)
Von Januar bis Juli 2015 finden noch drei Stichtage für das Express-Papier statt. An jedem Beobachtungszeitpunkt wird auch ein Coupon von 2,09 Prozent ausbezahlt, wenn die Pirelli-Aktie mindestens bei 9,616 Euro notiert. Aktuell kostet die Aktie rund 11 Euro und damit 13 Prozent mehr.