Die Börsen der Eurozone hinken den US-Märkten traditionell hinterher. Seit der Finanzkrise 2007/2008 haben europäische Unternehmen Mühe, den Aufschwung zu schaffen, was ihren amerikanischen Pendants viel besser gelang. Haben diese Unternehmen das Gewinne machen verlernt?
Am Umfeld kann es jedenfalls nicht liegen, denn die Geldpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) ist auf fiskalische Expansion ausgerichtet und versucht so, ein Wachstumsumfeld für Firmen zu schaffen. Einige Branchen, wie zum Beispiel Pharmazie und Tabak, stechen sogar jetzt schon positiv heraus, weil diese Branchen ihr Geschäft so anpassen konnten, dass ihre Shareholder mehr von den Unternehmensgewinnen profitieren. Andere Branchen könnten sich daran ein Vorbild nehmen.
Kommen die Finanztitel zurück?
Vergleicht man die Spitzenwerte vor der Finanzkrise 2007 mit den jetzigen Notierungen der Aktien, stellt man fest, dass neben Rohstoffen besonders der Finanzsektor unter seinen Möglichkeiten geblieben ist. Daher sind vor allem in diesen Bereichen positive Trends zu erwarten. Verglichen mit 2012 litt besonders der europäische Finanzsektor unter verschiedenen Umständen, wie der wachsenden Regulierung und der Geldpolitik.
Die immer niedrigeren Zinsen und die geldpolitische Lockerung haben die Profitabilität der Banken geschwächt. Dennoch sind die Banken dieser Politik nicht schutzlos ausgeliefert. Sie haben die Mittel, um die Einnahmenseite wieder zu stärken, beispielsweise durch eine Fokussierung auf weniger kapitalintensive Geschäfte oder auf dynamisch wachsenden Märkten, wie zum Beispiel dem dänischen Hypothekenmarkt.
Energie und Rohstoffe outperformen sogar den US-Markt
Angesichts der Tatsache, dass die Trump-Regierung mit ihrem «American First Energy Plan» wieder verstärkt auf die Förderung der heimischen Kohle- und Erdöl-Industrie setzt, scheint es erstaunlich, dass die Gewinne europäischer Energie- und Rohstoffaktien schneller ansteigen, als vergleichbare Titel.
Gründe für den Gewinnanstieg sind unter anderem Angebotsengpässe. Zu den europäischen Rohstofftiteln, die aktuell Freude bereiten, gehören beispielsweise das in London notierte Bergbauunternehmen South32, der Aluminiumhersteller Norsk Hydro, aber auch Industriewerte wie Wacker Chemie.
Global ausgerichtete Unternehmen profitieren am stärksten
Zu den Unternehmen mit den besten Wachstumsaussichten gehören vor allem globale Gewinner, beziehungsweise Unternehmen mit weltweit ausgeprägten Wettbewerbsvorteilen und differenzierten Angeboten. Die Hälfte des eigenen Portfolios haben wir in solche Titel investiert. Dazu zählen unserer Einschätzung nach SAP und Pernod Ricard. Auch europäische Unternehmen, die nicht so stark dem Wettbewerb ausgesetzt sind, profitieren bereits jetzt von höheren Renditen.
Auch wenn durch den andauernden Brexit-Prozess und durch die in diesem Jahr anstehenden Wahlen in Frankreich, Deutschland und den Niederlanden weiterhin Ungewissheiten bestehen, sollte nicht vergessen werden: Die Geldanlage erfolgt in Unternehmen und nicht in Länder. Unternehmen sind anpassungsfähig und haben spezifische Charakteristika. Als aktive Stock Trader versuchen wir jene zu finden, die angesichts der momentanen und zu erwartenden Rahmenbedingungen voraussichtlich am besten abschneiden werden.
*Ken Hsia, Portfolio Manager European Equity
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