Das M&A-Karussell dreht sich schneller. Prominente Beispiele von Fusionen oder Übernahmen waren zuletzt die geplanten Zusammenschlüsse von Shell und BG Group im Wert von 82 Milliarden Dollar, von Heinz und Kraft Foods (45,4 Milliarden Dollar) sowie von Nokia und Alcatel-Lucent (15,9 Milliarden Dollar). Im März und April summierte sich der Wert der weltweit gemeldeten Übernahmegeschäfte auf 558 Milliarden Dollar. Damit wurde im Zweimonatszeitraum erstmals seit Juni 2007 wieder die Marke von 400 Milliarden Dollar geknackt. Nach Angaben der Deutschen Bank erhöhte sich das globale M&A-Volumen bereits im Vorjahr um 62 Prozent auf 4,3 Billionen Dollar.

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Geschürt wird das Fusionsfieber durch viel frei verfügbares Kapital in den Firmenbilanzen sowie durch das Niedrigzinsumfeld. Einerseits werfen verzinslich angelegte Barmittel wenig ab, andererseits sind Finanzierungen günstig zu bekommen. Was die an den Deals beteiligten Investmentbanker jubeln lässt, sorgt bei antizyklisch denkenden Anlegern für Sorgenfalten. Denn Topbildungen an der Börse im Bullenmarkt gingen in der Vergangenheit oft mit einem boomenden M&A-Geschäft einher. Etwas beruhigend wirkt da immerhin das in den USA in den vergangenen zwölf Monaten registrierte Übernahmevolumen. Das lag nämlich mit rund 4 Prozent bezogen auf die US-Marktkapitalisierung erst halb so hoch wie in den letzten fünf Bullenmärkten. So gesehen muss das Hoch im laufenden Aufwärtszyklus noch nicht erreicht sein.

Übernahmen – hohe Prämien auf den Aktienkurs, …

Im Moment erwarten Experten auf jeden Fall eine Fortsetzung der regen Fusionsaktivitäten. Denn organisch können viele Unternehmen kaum zulegen, Zukäufe sind so das probate Mittel für Wachstum. Anleger dürfte das freuen. Denn in der Regel kommt es inzwischen sowohl beim Zielobjekt wie auch beim Bieter zu mehr oder weniger starken Kursgewinnen. Früher hingegen wurden die Käufer oft, wegen der mit einer Offerte verbundenen Gefahr sich zu überheben, kursmässig abgestraft. Jetzt glauben offenbar viele Marktteilnehmer trotz bereits relativ anspruchsvoller Bewertungen an wertsteigernde Transaktionen.

Besonders lukrativ sind die Deals aber nach wie vor für die Aktionäre der Zielobjekte. Im Durchschnitt bewegt sich die seit 1980 gebotene Prämie auf den zuletzt vor der Offerte gezahlten Aktienkurs auf über 20 Prozent. Dass bereits Übernahmegerüchte Kursdynamik mit sich bringen, lässt sich derzeit an der Schweizer Börse beobachten. So trug beim Vermögensverwalter Julius Bär NA (ISIN: CH0102484968) nicht zuletzt eine kolportierte Übernahme seit Mitte Januar zu einem Kursanstieg von rund 35 auf bis zu 50 Franken bei. Auch die Clariant-Namensaktien (ISIN: CH0012142631) kletterten in einem ähnlichen Zeitraum von 14 Euro auf über 20 Franken. Angeblich bereitet sich der deutsche Chemiekonzern Evonik Industries auf einen Kauf zum Preis von bis zu 23 Franken je Aktie vor.

… aber schon Fusionsphantasie bringt Kurssteigerungen

Fusionsgerüchte sorgten auch bei Syngenta (ISIN: CH0011037469) schon des Öfteren für stärkere Kursbewegungen. Aktuell ist bei einem seit Ende April von 314.40 Franken auf 403.80 Franken verbuchten Anstieg ebenfalls viel Phantasie in den Notierungen drin. Nachdem der US-Konkurrent Monsanto 449 Franken je Aktie für den Agrochemiekonzern geboten haben soll, hat die UBS ihr Kursziel von 325 auf 475 Franken erhöht und beziffert den strategischen Preis sogar auf 535 Franken. Auch die Deutsche Bank hat ihr Kursziel für Syngenta in Reaktion auf das Monsanto-Interesse von 370 Franken auf 450 Franken erhöht.

Angesichts des Kurs-Elans von M&A-Aktivitäten, überrascht es nicht, dass etliche Investmentbanken Listen mit potenziellen Übernahmekandidaten führen und auch gezielt in diese Titel investieren. Im European 2015 M&A Basket der Deutschen Bank ist aus der Schweiz beispielsweise neben der bereits erwähnten Syngenta auch das Biopharma-Unternehmen Actelion (ISIN: CH0010532478) enthalten. Bei J.P. Morgan ist in einem Korb mit potenziellen Übernahmekandidaten aus Europa Clariant vertreten.

Société Générale – hohe Trefferquote bei Übernahmekandidaten …

Eine aktualisierte Liste mit Übernahmekandidaten aus Europa und aus den USA hat gerade die Société Générale vorgelegt. Aus der vor neun Monaten erstellten Vorgängerliste wurde inzwischen für 29 der 860 beobachteten Unternehmen eine Offerte vorgelegt. Zehn davon, oder 29 Prozent der Offerten, befanden sich dabei unter jenen 20 Prozent, bei denen Société Générale vor neun Monaten eine Übernahme als am wahrscheinlichsten erachtet hatte.

In der neuen Liste werden Fusionen in den Branchen Kohle, Eisenerz/Stahl, Bergbau und Öl-Gas-Dienstleister als am wahrscheinlichsten eingestuft. Das hat auch damit zu tun, dass in diesen Bereichen die Eigenkapitalrenditen zu den niedrigsten gehören, dass die Aktien aus diesem Sektor vergleichsweise schlecht abgeschnitten haben und dass die Verschuldungsgrade relativ hoch und die Börsenwerte vergleichsweise gering sind.

… und die aktuellen Favoriten

Auf Basis der Einzelwerte wird die Liste angeführt von Aixtron (ISIN: DE000A0WMPJ6), einem deutschen Hersteller von Anlagen zur Herstellung von Verbindungshalbleitern und anderen Multikomponenten-Materialien, vom schwedischen Öl- und Gasproduzenten Lundin Petroleum (ISIN: SE0000825820) sowie vom britischen Outsourcing-Spezialisten Serco Group (ISIN: GB0007973794). Die Übernahmewahrscheinlichkeit wird bei diesen drei Werten mit 7,38, 7,23 und 7,06 Prozent angegeben. Auf den Plätzen vier und fünf folgen der griechische Betreiber von Öl-Raffinerien Hellenic Petroleum (ISIN: GRS298343005) und der britische Infrastruktur-Konzern Balfour Beatty (ISIN: GB0000961622). Hier wird die Übernahmewahrscheinlichkeit auf 6,93 und 6,89 Prozent beziffert.

Mit einer Börsennotiz in der Schweiz sind in der Liste der Spezialist für Tiefseebohrungen Transocean (ISIN: CH0048265513) und der  Hersteller von Ausrüstungsgütern für die Erdöl- und Erdgasgewinnung Weatherford International (ISIN: IE00BLNN3691) enthalten. Als Übernahmewahrscheinlichkeit wird in diesen beiden Fällen 6,39 und 6,33 Prozent genannt, was Rang 13 und 14 entspricht.