Partystimmung an der Börse London! Jetzt endlich, nach 15 Jahren, konnte der Leitindex Grossbritanniens, der FTSE 100 Index, sein Allzeithoch von Ende 1999 knacken. Aber, obwohl damit auch der britische Leitindex die Rekordjagd aufgenommen hat, war die Wertentwicklung der Börse London zuletzt im internationalen Vergleich eher unterdurchschnittlich. So kletterte der FTSE 100 beispielsweise seit Mitte Juni 2014 nur um rund 2 Prozent. Sogar der SMI bringt trotz des SNB-Schocks im selben Zeitraum ein Plus von rund 5 Prozent. Im Dow Jones waren es hingegen sogar knapp 10, im deutschen DAX rund 15 Prozent Kursgewinn.

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Sehr viel besser liefen die Immobilientitel, die stocksDIGITAL Mitte Juni besprochen hatte. Das Kursplus der drei damals empfohlenen Werte liegt im Durchschnitt bei rund 35 Prozent. Bovis Homes Group Plc. (ISIN: GB0001859296) bringt dabei ein Plus von 30 Prozent, Bellway Plc. (ISIN: GB0000904986) schaffte 35 Prozent und Taylor Wimpey (ISIN: GB0008782301) einen Kursanstieg von 40 Prozent. Dabei wurden und werden britische Immobilienaktien damals wie heute eher skeptisch beurteilt. 

Immobilienblase auf der Insel? Nur London ist wirklich teuer

Diese Skepsis hat nicht zuletzt mit der Angst vor einer Blase auf dem britischen Immobilienmarkt zu tun. Anlass zur Sorge gibt dabei allerdings höchstens London. Denn in der Hauptstadt bewegen sich die Immobilienpreise tatsächlich in luftigen Höhen. Laut dem Research-Institut Capital Economics sind Immobilien in London inzwischen 2,2 Mal so teuer wie im Landesdurchschnitt, und in Zentral-London bewegen sich die Preise um 50 bis 60 Prozent über dem Vorkrisenniveau. Allerdings muss man hier auch berücksichtigen, dass der Wochenlohn in London knapp 30 Prozent höher ist als im Rest des Landes. Zudem hat sich die Preisdynamik in London zuletzt bereits etwas abgeschwächt.

Allerdings sind viele Teilsegmente unter den Immobilienaktien wegen des günstigen Geschäftsumfelds mit niedrigen Zinsen schon hoch bewertet. Dabei ist eine Zinswende jedoch nicht so schnell in Sicht. So erwartet Société Générale beispielsweise erst für März 2016 eine Zinserhöhung durch die Bank von England. Dennoch wird von vielen Experten insbesondere die Verschuldung der Privathaushalte kritisch beobachtet. Diese ist seit der Krise im Jahr 2008 zwar gesunken, britische Behörden befürchten für die kommenden Jahre aber einen deutlichen Anstieg der Verschuldung bezogen auf das Einkommen.

Experten fordern mehr Neubauten

Sorgen macht sich auch die Organisation für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit OECD. Die Verantwortlichen dort sehen die Gefahr, dass die schneller als die Einkommen steigenden Immobilienpreise die finanzielle Stabilität des Landes gefährden könnten. In einem Bericht zum britischen Immobilienmarkt heisst es aber auch, in den vergangenen Jahrzehnten habe das Angebot nicht mit der Nachfrage nach Wohnraum Schritt halten können. Um die Preise nicht weiter aus dem Lot zu bringen, wäre es deshalb wichtig, mehr Häuser und Wohnungen zu bauen.  

Bovis Homes mit deutlichem Gewinnanstieg …

Auf diesen Aspekt hat bei der jüngsten Zahlenvorlage auch Bovis Homes hingewiesen. Dort gehen die Verantwortlichen für die kommenden Jahre von einer Zunahme der Haushalte von 200'000 pro Jahr aus. Auch daraus wird eine anhaltend robuste Nachfrage abgeleitet und darauf basiert teilweise auch die Strategievorgabe, die Zahl der gebauten Häuser pro Jahr auf 5000 bis 6000 zu erhöhen. Zum Vergleich: Im abgelaufenen Jahr konnte Bovis Homes 3635 Häuser verkaufen.

Bei der Ergebnispräsentation wurde zudem für 2014 ein Umsatzplus von 46 Prozent auf 809,4 Millionen Pfund ausgewiesen sowie ein Zuwachs beim Vorsteuergewinn von 69 Prozent auf 133,5 Millionen Pfund. Das hört sich schon gut an, doch rechnen die Analysten von Deutsche Bank in diesem Jahr mit einem Vorsteuergewinn von 175 Millionen Pfund und erwarten 2016 sogar 221 Millionen Pfund vor Steuern.

… Bellway und Taylor Whimpey sind ebenfalls gut im Geschäft

Gut unterwegs ist auch Bellway. Beim FTSE-250-Mitglied lief es im ersten Halbjahr 2014/15 besser als erwartet. Die Zahl der von Bellway verkauften Häuser stieg demnach um 15,7 Prozent auf 3754 Einheiten. Erwartet worden war nur ein Plus von über 10 Prozent. Positiv aufgenommen wurde zudem der Hinweis auf eine sich stark entwickelnde Gewinnspanne.

Ähnlich erfreulich ist Taylor Whimpey unterwegs. Hier berichtete der Vorstand über eine Verbesserung der Marge um 430 Basispunkte auf 17,9 Prozent im abgelaufenen Jahr und über einen guten Geschäftsauftakt im laufenden Jahr. Zudem wurde für den Vorjahresumsatz ein Plus von 17 Prozent auf 2,7 Milliarden Pfund gemeldet sowie eine Ergebnisverbesserung bei den fortgeführten Aktivitäten von 56 Prozent auf 450,1 Millionen Pfund.

Hohe Dividenden

Trotz der positiven Nachrichten, die aus dem Sektor kommen, sind die Bewertungen zumindest im Vergleich mit dem Gesamtmarkt noch moderat. So kommt Bovis Homes für 2015 nur auf ein geschätztes KGV von 9,5, Taylor Whimpey wird ein 10er-KGV zugebilligt und Bellway ebenfalls ein KGV von 9,5. Neben der günstigen Bewertung bieten die drei Titel hohe Dividenden. Derzeit wird für Bellway eine Rendite von 3,5 Prozent erwartet, bei Bovis Homes sind es 4,1 Prozent und bei Taylor Whimpey sogar 5,9 Prozent.  

Noch besser steht in dieser Hinsicht Berkeley Group Holdings Plc. (ISIN: GB00B02L3W35) da. Die Gesellschaft, die sich aus den vier separaten Einheiten St George, St James, Berkeley und St Edward zusammensetzt, kommt auf Basis der Analystenschätzungen auf eine Dividendenrendite von 6,4 Prozent. Das bereits vielfach ausgezeichnete Unternehmen hat seine Zahlen für 2014 zwar noch nicht vorgelegt, aber auch hier darf mit überzeugenden Ergebnissen gerechnet werden. J.P. Morgan geht von positiven Überraschungen aus, wobei für 2014 mit einem Anstieg beim Gewinn vor Steuern von 280 Millionen auf 375 Millionen Pfund gerechnet wird. Auf dieser Basis ergibt sich ein ebenfalls moderates 10er-KGV für 2014. Trotz der schönen Outperformance der Immobilienaktien in den letzten sechs bis zwölf Monaten ist dort mit weiteren Kurssteigerungen zu rechnen.