Fürs Erste können die Analysten und Strategen der grossen Researchhäuser an der Wall Street durchatmen. Mittlerweile haben nahezu alle Mitglieder des S&P 500 ihre Berichte für das dritte Quartal vorgelegt. Damit müssen die Experten nicht mehr Tag für Tag Erfolgsrechnungen studieren, an Telefonkonferenzen teilnehmen und möglichst schnell eine Einschätzung zu den Publikationen abgeben. Immerhin: Was sie in der zu Ende gehenden «Earnings Season» zu lesen und hören bekommen haben, war ordentlich.

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Laut einer Auswertung des Datendienstleisters Factset haben nahezu drei Viertel der 444 Indexmitglieder, deren Resultate bis zum 6. November vorlagen, die Gewinnerwartung übertroffen. Einmal mehr hatte die Analystenzunft damit ein viel zu negatives Szenario auf dem Zettel. Konkret indizierte der Konsens per 30. September beim S&P 500 für das dritte Quartal einen Gewinnrückgang von mehr als 5 Prozent. Zum Ende der Zahlenflut sieht es danach aus, als wäre der durchschnittliche Profit lediglich um 2,2 Prozent geschrumpft.

GE – Chance auf eine Sonderdividende

Zwar verbuchten die US-Grosskonzerne damit erstmals seit 2009 zwei Quartale in Folge fallende Ergebnisse, an der Wall Street sorgten sie mit ihren jüngsten Berichten dennoch für Erleichterung. Für den S&P 500 steht im vierten Quartal bis dato ein Kursgewinn von gut 8 Prozent zu Buche. Damit hat der Leitindex die im Sommer eingesteckten Verluste grösstenteils aufgeholt. Nach dem scharfen Rücksetzer hatte stocksDigital Ende August für selektive Käufe am US-Aktienmarkt plädiert. Zu den Kaufkandidaten zählte damals GE (ISIN US3696041033). Neben der hohen Dividendenrendite sprach die Fokussierung auf das Kerngeschäft für den Blue Chip.

Obwohl die Aktie seither um knapp einen Fünftel zulegen konnte und die Dividendenrendite dadurch geschrumpft ist, gilt diese Argumentation weiter. Im dritten Quartal bekam GE – ähnlich wie der heimische Konkurrent ABB – die Schwäche der Ölbranche zu spüren. Dennoch verdiente der Konzern mehr als erwartet und bestätigt den Ausblick. «Unser Portfolioumbau kommt schneller voran als erwartet», liess CEO Jeff Immelt die Investoren wissen. Mit Blick auf 2016 schüren die milliardenschweren Anteilsverkäufe die Hoffnung auf eine Sonderausschüttung.

Verizon: Anleger setzen auf den Ausbruch

Jüngsten Medienberichten zufolge könnte Verizon (ISIN US92343V1044) bald einen ähnlichen Weg einschlagen. Demnach denkt der Mobilfunkkonzern über den Verkauf von Firmenanteilen in einem Volumen von bis zu 10 Milliarden US-Dollar nach. Ziel sei die Fokussierung auf das Kerngeschäft. Die Verizon-Aktie ist dennoch knapp daran gescheitert, nach oben aus einem Abwärtstrend auszubrechen.

Fundamental konnte das Unternehmen durchaus überzeugen. Bei einem Umsatzplus von 5 Prozent verdiente Verizon im dritten Quartal operativ mehr als von Analysten erwartet. Auch für die Zukunft ist CEO Lowell McAdam zuversichtlich: «Wir erwarten weiteres Umsatzwachstum durch Video-Dienste für Smartphones, die auch Werbung einblenden, sowie durch das ‹Internet der Dinge›». Die Dividendenrendite von 5 Prozent spricht gepaart mit der tiefen Bewertung dafür, dass der Telekomvalor den Negativtrend über kurz oder lang verlassen wird.

Apple – hohes Wachstum mit dem iPhone

Mit Apple (ISIN US0378331005) hat ebenfalls eine unserer US-Empfehlungen vom August den Sprung aus einer Abwärtstendenz verpasst. Gegenwind kam für den Technologieriesen in dieser Woche von der Credit Suisse. Die Analysten der Grossbank stellten fest, dass die schwindende Nachfrage nach dem iPhone 6s bei den Apple-Zulieferern in Asien zu einem Rückgang der Bestellungen um einen Zehntel geführt hat.

Zwar könnte das Geschäft mit dem beliebten Smartphone nun zunächst schrumpfen, gleichwohl schätzt CS-Analyst Kulbinder Garcha die langfristigen Aussichten als positiv ein. «Die Zahl der aktiven iPhone-Nutzer wächst weiterhin mit einer jährlichen Rate von 20 Prozent bis 25 Prozent», sagte er in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters. Daher bleibt die Credit Suisse bei ihrer Kaufempfehlung für Apple und taxiert das Kursziel auf 140 US-Dollar – ein Aufschlag von rund 20 Prozent auf die aktuelle Notierung.

J.P. Morgan – Zinsentscheid im Fokus

Obwohl die Zahl der Unternehmensnachrichten deutlich zurückgeht, wird an der Wall Street auch zum Jahresende hin keine Langeweile aufkommen. Dafür sorgt allein die am 15. und 16. Dezember anstehende Notenbanksitzung. Nach dem Treffen könnte es sein, dass Fed-Präsidentin Janet Yellen die Zinswende verkünden wird. Auch wenn sie es bei der geldpolitischen Straffung wohl kaum übertreiben wird: Dem US-Bankensektor kämen höhere Renditen gerade recht. Die jüngsten Zwischenberichte der Geldhäuser machten deutlich, wie stark das tiefe Zinsniveau an den Erträgen nagt.

Beispielsweise brach beim Marktführer J.P. Morgan (ISIN US46625H1005) das Rentengeschäft im Sommer ein. Dank einer Steuergutschrift und weggefallener Kosten für die juristische Aufarbeitung von Altlasten verbuchte das Institut dennoch einen Gewinnsprung. Scheinbar setzen viele Investoren auf eine operative Besserung im Zuge der nahenden Zinswende. Jedenfalls zählte J.P. Morgan im vierten Quartal bisher zu den Outperformern der Wall Street. Das Dow-Jones-Mitglied verteuerte sich um mehr als einen Zehntel. Für die grösste Bank der USA sprechen zudem eine starke Bilanz sowie die Aussicht auf grosszügige Ausschüttungen respektive Aktienrückkäufe.

Gute Chance für Rekord

Fazit: Trotz Zinswende stehen die Chancen gut, dass die Wall Street 2015 auf Rekordniveau beenden wird. Die US-Wirtschaft kommt immer besser in Tritt, weshalb auch der Gewinnmotor der Unternehmen im kommenden Jahr deutlich höher drehen sollte. Den S&P 500 trennen momentan weniger als 3 Prozent von dem im Mai markierten Allzeithoch.

Auf neue Bestmarken können Anleger mit einem Exchange Traded Fund (ISIN IE00B3YCGJ38) von Source setzen. Der an der SIX kotierte ETF bildet den US-Leitindex gegen eine tiefe Gebühr von 0,05 Prozent p.a. passiv ab.