35 Millionen Einwohner, 10 Millionen km² Fläche und zweitgrösstes Land der Welt, rund 240'000 km Küstenlinie und als G7-Mitglied eine der wirtschaftlich stärksten Nationen weltweit. Kanada ist riesig, Kanada ist bekannt. Vor allem, wenn es um Rohstoffe geht.
Der Goldrausch am Klondike Ende des 19. Jahrhunderts und Dawson-City, das damalige Mekka der Goldgräber, sind wohl nicht nur Jack-London-Fans ein Begriff. Aber in den Böden des Landes befindet sich neben dem gelben Metall auch Silber in grossen Mengen. Es gibt Aluminium, Zink, Kupfer, Kohle, Nickel, Uran und Erdgas. Bei Erdöl sitzt Kanada auf den zweitgrössten Reserven der Welt. Und die Börse ist ein Spiegelbild davon.
TSX – Universum für Rohstoffinvestoren
Etwa ein Drittel der 244 Mitglieder im TSX-Composite-Index der Toronto Stock Exchange kommen aus den Sektoren Öl, Gas und Minen. Und wie das Researchhaus Obermatt ermittelt, zählen die Goldproduzenten Agnico Eagle Mines und Yamana Gold zu den nach Value-Gesichtspunkten besten Titeln am Aktienmarkt in Kanada.
Die Aktien beider Konzerne wurden aber infolge des jahrelangen Goldpreisschwunds wegen deutlichem Gewinnrückgang kräftig zerlegt. So verbuchte Agnico Eagle beispielsweise im vierten Quartal einen Verlust in der Höhe von 2,61 Dollar je Aktie. Grund waren wie bei vielen Firmen des Sektors Wertberichtigungen auf Lagerstätten. 2,51 Dollar des Quartalsverlusts ging auf das Konto solcher Berichtigungen.
Agnico Eagle mit hohem Erholungspotenzial
Immerhin haben diese Wertänderungen keinen Mittelabfluss zur Folge und sind damit oft eher nur buchhalterischer Natur. Da Agnico die Kosten gesenkt hat und in den nächsten drei Jahren die Produktion über neue Minen steigern will, dürfte der Turnaround des Konzerns aus Toronto nicht mehr lange auf sich warten lassen. Bereits im vergangenen Jahr meldete das TSX-Mitglied mit rund 1,1 Millionen Unzen eine Rekordproduktion an Gold und das bei gesamten Kosten der Förderung von 952 Dollar je Unze. Die Prognose der Produktion lag 4 Prozent tiefer und das bei ursprünglich erwarteten Kosten von 1025 Dollar je Unze.
Die Reserven bei Agnico betragen derzeit 16,9 Millionen Unzen – damit ist die Produktion für die nächsten 15 Jahre sichergestellt. Diese Zahl zeigt: Bei Kosten der Produktion um 1000 Dollar je Unze könnte die Aktie von Agnico bei einer Erholung des Unzenpreises beim Edelmetall um beispielsweise 100 oder 200 Dollar selbst zur Goldgrube werden.
Rekordverdächtig: Sechs Firmen mit maximaler Value-Zahl
Laut Ranking des Zürcher Researchhauses kommen neben den beiden genannten Goldproduzenten hinsichtlich Value-Kriterien mit dem Versorger Just Energy, dem Immobilienunternehmen Cominar REIT, dem Lebensmittelhändler GWL und den Fortuna Silver Mines insgesamt sechs Unternehmen auf die volle Value-Punktezahl von 100. Das dürfte in den internationalen Aktienindizes ziemlich spitze sein.
Erstaunlich ist übrigens die Zusammensetzung des Rankings hinsichtlich der kombinierten Kriterien aus Value, Wachstum und Sicherheit. Dort sind neben Agnico Eagle und dem Dünger- und Chemikalienhersteller Agrium gleich zwei Lebensmittelhändler unter den Top vier mit jeweils 100 Punkten zu finden: Metro Inc und Empire.
Metro Inc – Lebensmittelhändler mit niedriger Volatilität
Tatsächlich zeichnet sich etwa die Aktie von Metro Inc mit einer niedrigen Volatilität von nur 14 Prozent aus. Das spiegelt das vergleichsweise geringe erwartete Risiko dieser Aktie wieder. Zwar konsolidiert der Titel derzeit im Bereich von 65 Dollar, doch nicht weit entfernt von dieser Marke befindet sich ein starker Widerstand. Klappt der Sprung über diese Hürde, könnten schnell 10 Prozent Kursgewinn drin sein, möglicherweise sogar der Sturm auf das Allzeithoch vom vergangenen Juli bei rund 75 Dollar.
BlackBerry – Chance auf 50 Prozent Gewinn
Übrigens ist auch BlackBerry an der TSX gelistet. Der Telekomspezialist zählt allerdings mit einem Kursminus von rund 45 Prozent in den letzten zwölf Monaten zu den drei schwächsten Titeln im Index. Zwar befindet sich die Aktie nicht im Obermatt-Ranking, doch immerhin besteht beim Smartphone-Pionier die Chance auf einen Turnaround.
Nach einem Umsatzeinbruch im vierten Quartal um 63 Prozent auf 976 Dollar und einem Verlust im Gesamtjahr von 5,9 Milliarden Dollar fokussiert sich der Konzern aus Waterloo neu. Firmenchef John Chen will mit Unternehmenskunden und neuen Telefonen schon 2015 wieder in der Gewinnzone landen. Bei der Aktie sind vom aktuellen Niveau um 8 Dollar aus betrachtet immer wieder schnelle Kursgewinne um 30, 40 oder auch 50 Prozent wie zuletzt am Anfang des Jahres drin.
Börse Toronto auf Sechs-Jahres-Hoch
Da der TSX im April sein Sechs-Jahres-Hoch und den Widerstand im Bereich von 14'300 Punkten geknackt hat, könnte auch die Spekulation auf den gesamten Index einen schönen Gewinn abwerfen. Fällt die nächste Hürde um 14'600 Punkte, aus dem Jahr 2007, könnte nämlich das Allzeithoch aus 2008 bei rund 15'100 Punkten ganz schnell erreicht sein. Anleger greifen zum ETF auf den TSX Composit (ISIN: CA46430J1012).