Jetzt hat es noch nicht geklappt. Bei der Indexanpassung des SMI am 21. September wird es keine Änderung geben. Alle 20 bisherigen Mitglieder des Schweizerischen Leitindex werden dort bleiben. Vorerst. Denn bei der nächsten Anpassung in einem Jahr ist mit Änderungen zu rechnen.
Wenn sich am katastrophalen Kursverlauf nichts ändert, dürfte Transocean beispielsweise mit hoher Wahrscheinlichkeit aus dem Index fliegen. Nach dem aktuellen Index-Ranking der SIX – der Schweizer Börse – per Ende Juni belegt der Öldienstleister aus Vernier bei den beiden Kriterien für die Indexzugehörigkeit – Börsenwert und Liquidität der Aktie – noch Rang 20 und 19. Der Börsenwert im Beobachtungszeitraum lag bei 8,0 Milliarden Franken und das Handelsvolumen im Zeitraum Juli 2014 bis Ende Juni 2015 bei rund 9,7 Milliarden Franken, entsprechend etwa 45 Millionen Franken am Tag.
Transocean – auf dem Weg zum Indexabstieg …
Doch seither hat sich beim Kurs des Titels einiges getan: Die Notierung ist seit Ende Juni um etwa 20 Prozent gefallen und liegt sogar um 50 Prozent unter dem Wert, den der Titel vor zwölf Monaten hatte. Der Börsenwert von Transocean liegt auf jeden Fall mit 4,9 Milliarden Franken inzwischen meilenweit unter dem von der SIX in ihrer Rangliste ermittelten Durchschnittswert. Auch das durchschnittliche Handelsvolumen seit Ende Juni – ist in einem Abwärtstrend. In den letzten 100 Tagen beispielsweise lag es nur noch bei etwa 38 Millionen Franken täglich.
Stark abgefallen ist auch Swatch. Der Börsenwert des Uhrenherstellers ist im Vergleich zur SIX-Rangliste von 13,6 Milliarden Franken bereits um rund 20 Prozent auf nur noch 11,6 Milliarden Franken gefallen. Julius Bär konnte da zwar leicht von 9,9 auf 10,4 Milliarden Franken zulegen, aber die Aktie der Bank war laut SIX zuletzt auf Rang 20 im Indexranking. Deutlich zurück kam zuletzt auch Geberit. Der Börsenwert des Sanitärkonzerns fiel im Vergleich zum letzten SIX-Ranking von 12,4 auf 11,7 Milliarden Franken.
… und mögliche Neuaufsteiger
Der Abstieg von Transocean, Swatch und Geberit hat Folgen: Die Titel, die noch nicht im SMI sind, rücken ihnen als Konkurrenten für die Indexkandidatur immer näher. Für den letzten Beobachtungszeitraum per Ende Juni waren da einige Titel schon ganz nah dran. Swiss Life, Sonova und Clariant, Sika, Lonza, Kühne + Nagel oder Aryzta beispielsweise. Einige davon haben aber inzwischen aufgrund deutlicher Kursverluste an Boden verloren. Aryzta etwa hat hinsichtlich Börsenwert deutlich eingebüsst – die Marktkapitalisierung fiel rasant von 6,7 auf derzeit rund 4,5 Milliarden Euro.
Nimmt man die Liste der ersten 35 SMI-Anwärter – inklusive der aktuellen 20 Indexmitglieder –, dann sieht man, dass sich die Rangfolge in den letzten zwei Monaten deutlich verändert hat. Aufgestiegen ist die Aktie von Lindt & Sprüngli. Der Börsenwert des Schokoladenkonzerns im SIX-Ranking lag per Ende Juni bei 6,3, Milliarden Franken, derzeit sind es etwa 7,5 Milliarden Franken, und damit ist es inzwischen zu einem Wert auf SMI-Niveau gekommen.
Lindt & Sprüngli – hohe relative Stärke
Und die Lindt-Aktie zeigt derzeit sogar eine sehr starke Dynamik. Mit einem RSL – Relative Stärke nach Levy, als Mass des Kursauftriebs – von 1,06 zählt der Titel derzeit zu den stärksten im SPI. Auf Sicht von drei Monaten bringt die Aktie des Nahrungsmittelkonzerns aus Kilchberg gegenüber dem SMI-Index eine Outperformance von rund 15 Prozentpunkten.
Operativ läuft es bei Lindt & Sprüngli rund. Im ersten Halbjahr steigerte das Unternehmen seinen Umsatz trotz der hohen Rohstoffpreise etwa für Haselnüsse und Kakao sowie des starken Frankens um 17,4 Prozent auf 1,4 Milliarden Franken. Bereinigt um negative Währungseffekte lag das Plus sogar bei 24,9 Prozent. Selbst rein organisch – also ohne die Erstkonsolidierung der neuen Tochter, des US- Schokoladenherstellers Russell Stover, – lag das Plus bei 9,4 Prozent. Das Wachstum wurde in den europäischen Kernmärkten und in Nordamerika sowie im eigenen Filialnetz befördert. Nordamerika trägt übrigens durch den Zukauf inzwischen 38,7 Prozent zum Umsatz bei. Beim operativen Gewinn vor Zinsen und Steuern gab es ein Plus von 17,5 Prozent auf 90,6 Millionen Franken. Das Ergebnis je Aktie kletterte von 234.8 auf 272.6 Franken.
Lindt – ein Wachstumswert
Auch, wenn man es wegen des konservativen Geschäftsmodells kaum glauben mag – Lindt & Sprüngli ist ein Wachstumswert. In den letzten fünf Jahren stieg der Umsatz zum Halbjahr rein organisch, also ohne Berücksichtigung von Zukäufen, Jahr für Jahr mit Raten zwischen 5,3 und 9,4 Prozent. Während die Erlöse dabei um rund 40 Prozent nach oben gingen, gab es beim operativen Gewinn sogar ein Plus von 120 Prozent und beim Reingewinn ebenfalls eine Verdopplung.
Mit einem KGV auf der Basis von 2015 im Bereich von 30 ist die Aktie auf den ersten Blick zwar nicht unbedingt günstig bewertet, aber Lindt & Sprüngli wächst nicht nur stark mit Raten über dem Markt und kann seine Marktanteile damit ausbauen, die Aktie ist auch Kult und ein Liebhaberpapier. Fällt die Marke von 66'000 Franken, könnte das eine neue Kursdynamik bringen. Für den Aufstieg in den SMI wäre allerdings noch etwas mehr Liquidität in der Aktie nötig. Der Partizipationsschein ist da noch zu weit vom SMI-Niveau entfernt. Aber: Angesichts des starken Kursanstiegs der letzten Monate könnte ein Aktiensplit zunehmend wahrscheinlich werden. Und mit einem niedrigeren Kurs dürfte auch das Handelsvolumen und damit die Chance auf einen Aufstieg in den SMI weiter steigen. Vielleicht wird es in einem Jahr klappen.