Die Müllberge wachsen, und das wird auch noch lange so bleiben. Müll ist ein Megatrend. In westeuropäischen Haushalten mag zwar bereits viel recycelt werden, aber auch hier landet tagaus tagein viel auf dem Müll. Das gilt erst recht für Schwellenländer, die noch einen weiten Weg vor sich haben, bis sie den westlichen Lebensstandard erreicht haben, und die dadurch bei der Produktion von Abfall noch einen gewaltigen «Nachholbedarf» haben.
So sagt die Weltbank für das Müllaufkommen von 2012 bis 2025 weltweit einen Anstieg von 1,3 Milliarden auf 2,2 Milliarden Tonnen voraus. Der vorherrschende Trend zu immer mehr Abfall wird dabei gefördert durch die wachsende Weltbevölkerung, den zunehmenden Wohlstand weltweit und durch den Trend zur Urbanisierung.
Müllaufkommen wächst und wächst
Die Analysten bei Bank of America Merrill Lynch sprechen sogar von einer globalen Müll-Krise. Sie spielen damit vor allem auf die mangelhafte Abfallwirtschaft an. Denn genau das sei Realität, wenn man bedenke, dass etwa nur rund ein Viertel des weltweit anfallenden Mülls recycliert oder wiederverwendet werde. Was für ein Verbesserungspotenzial besteht, lässt sich beispielsweise daran erkennen, dass bei einer Kompostierung der in den USA jedes Jahr anfallenden 21,5 Millionen Tonnen Nahrungsmittelabfälle Treibhausgase im selben Umfang eingespart werden könnten wie bei einer Stilllegung von zwei Millionen Kraftfahrzeugen.
Tatsächlich haben nach Angaben der Analysten momentan aber 3,5 Milliarden Menschen nicht einmal Zugang zu Basis-Entsorgungsdienstleistungen. Diese Situation könne sich sogar noch verschlechtern, heisst es weiter, weil das produzierte Abfallvolumen stärker zulege als das weltweite Wachstum. Hingewiesen wird in diesem Zusammenhang darauf, dass von 2025 bis 2050 weltweit eine weitere Verdopplung des Müllvolumens zu erwarten sei.
Bewertungen: Relativ anspruchsvoll
Bank of America Merrill Lnych beziffert weltweit das Volumen des Abfallmarktes derzeit auf eine Billion Dollar jährlich. Ein Niveau, von dem aus bereits bis 2020 eine Verdopplung auf zwei Billionen Dollar für möglich gehalten wird. Bei ausgewählten Branchenvertretern wittern Börsianer vor diesem Hintergrund ein enorm grosses Kurspotenzial. Allerdings: Angesichts des günstigen Branchenumfelds sind die Aktien von Abfallspezialisten bei Anlegern schon jetzt beliebt und oft nicht mehr ganz günstig.
Laut Barclays wird den in den USA gehandelten Branchenvertretern derzeit im Durchschnitt ein KGV zugebilligt, das um das 1,3-Fache über dem Marktdurchschnitt und damit auch über dem Fünfjahresdurchschnitt liegt. Trotzdem sind die Barclays-Analysten zuversichtlich, erst recht nach den zuletzt gut ausgefallenen Quartalsergebnissen. «Der Sektor wird zwar auch im Vergleich mit der eigenen Historie mit relativ hohen Bewertungskennziffern gehandelt, aber angesichts der Gewinnstabilität ist das gerechtfertigt», sagt Barclays-Analyst Jon Windham.
Drei US-Branchenvertreter mit beeindruckenden Charts
Wenn als zusätzliches Auswahlkriterium für interessante US-Aktien aus diesem Sektor zudem die Charttechnik herangezogen wird, dann überzeugen vor allem die drei folgenden Branchenvertreter: Republic Services Inc. (ISIN: US7607591002), Waste Connections Inc. (ISIN: CA94106B1013) und Waste Management Inc. (ISIN: US94106L1098).
Bei diesen drei Aktien steigen die Notierungen unter dem Strich nicht nur jeweils schon mindestens seit dem Jahr 2000, sondern dieses Triumvirat befindet sich gemeinschaftlich auf der Jagd nach Kursrekorden. Die langfristigen Aufwärtstrends sind völlig intakt, und von der Charttechnik kommt somit grünes Licht.
Wachstumsaussichten relativieren Bewertungseindruck
Weniger vorteilhaft sieht es, wie bereits angemerkt, in Sachen Bewertungen aus. Für die drei genannten Titel werden für 2017 Gewinne je Aktie von 2,35 Dollar, 3,01 Dollar und rund 3,04 Dollar prognostiziert. Daraus ergeben sich für das kommende Jahr geschätzte Kurs-Gewinn-Verhältnisse von 21,1, 24,3 und 20,7. Etwas relativiert wird der Bewertungseindruck aber durch die Wachstumsaussichten.
So soll Republic Services für die kommenden fünf Jahre ein Ergebnisplus je Aktie von 8,8 Prozent p.a. ausweisen. Bei Waste Connections wird das Gewinnwachstum für die genannte Zeitspanne auf durchschnittlich 11,80 Prozent im Jahr taxiert und bei Waste Management ebenfalls auf jährlich 8,8 Prozent. Angesichts wachsender Müllberge mit einer erwarteten Verdopplung des Abfalls in den nächsten Jahrzehnten haben die drei Titel wohl noch eine grosse Zukunft vor sich.