Das war der Highflyer am Aktienmarkt: In nur drei Jahren – zwischen September 2012 und Dezember 2015 – ist der Kurs von Netflix auf mehr als das 15-Fache gestiegen. Jetzt ist die Aktie aber abgestürzt. In nur zwei Monaten hat der Tech-Konzern 30 Prozent an Wert verloren und ist damit deutlich schlechter gelaufen als die Nasdaq. Die Technologiebörse an der Wall Street hat im selben Zeitraum nämlich nur rund 10 Prozent eingebüsst. Anleger fragen sich: Ist das eine gute Gelegenheit zum Einstieg oder wird es mit diesem Tech-Wert weiter nach unten gehen?
Netflix ist auf ein breites Videoangebot, etwa mit TV-Serien und Filmen, spezialisiert. Es gibt Abos und einen Streaming-Dienst, über den die Kunden via Computer und Internet, über das Fernsehgerät oder auch mittels mobiler Endgeräte ihre Wunschsendungen sehen können.
Starkes Wachstum, aber die Gewinne kommen unter Druck, …
Viele Jahre lang ging das Geschäft des Tech-Konzerns aus Los Gatos im US-Bundesstaat Kalifornien auf. So stieg der Umsatz zwischen 2010 und 2014 um 154,6 Prozent auf 5,5 Milliarden Dollar. Der Gewinn hielt da zwar nicht ganz mit und kletterte nur um 65,9 Prozent auf 160,9 Millionen Dollar oder von 2,96 auf 4,32 Dollar je Aktie, doch immerhin lag das Gewinnwachstum immer noch, trotz der in den fünf Jahren um rund 20 Prozent gestiegenen Aktienzahl, bei 45,9 Prozent. Das waren rund 10 Prozent pro Jahr.
2015 ist es allerdings zu einem Dämpfer gekommen. Zwar ist die Zahl der Netflix-Kunden im vergangenen Jahr weltweit um rund 30 Prozent von 58 auf 75 Millionen Menschen gestiegen, doch das Umsatzwachstum ist ins Stocken geraten. Die höchste Kunden-Zunahme hat es jenseits der USA gegeben. Der Zuwachs zahlender Nutzer ist zwischen 2013 und Dezember 2015 in den USA um 55,6 Prozent auf 43,4 Millionen Kunden gestiegen, ausserhalb der Staaten nahm er im selben Zeitraum um 335 Prozent zu und führte zu 27,4 Millionen Kunden. Doch die Erlöse sind im Vergleich zu den früheren Raten von 25 Prozent pro Jahr nun nur noch um 11,4 Prozent auf 6,1 Milliarden Dollar geklettert.
… und das bringt enorm hohe Bewertungsrelationen
Auf der Gewinnseite war die Lage sogar noch deutlich schlechter. Die internationale Expansion belastet, und so ist der Gewinn im vergangenen Jahr um rund 25 Prozent auf 122 Millionen Dollar gefallen. Der Gewinn je Aktie halbierte sich dabei sogar auf 2,24 Dollar.
Für die fundamentale Bewertung von Netflix hatte das natürlich eine enorm grosse Bedeutung. Das KGV, bezogen auf das Dezemberhoch von 130 Dollar, stieg dadurch von irgendwie noch überschaubaren 30 fast schon in den dreistelligen Bereich. Und wie es bei hoch bewerteten wachstumsstarken Unternehmen oft zu sehen ist: Wird das Wachstum gestoppt und gibt es Enttäuschungen, kann das beim Kurs eben katastrophale Folgen haben.
Der Konsens der Analysten rät aber zum Kauf
Und die nahe Zukunft sieht bewertungstechnisch auch nicht viel besser aus. Für das erste Quartal prognostiziert Netflix-Chef Reed Hastings zwar einen Anstieg des Umsatzes um rund 40 Prozent auf 1,8 Milliarden Dollar, doch für das Ergebnis rechnet er damit, dass es dabei von 0,19 auf 0,03 Dollar je Aktie zusammenbrechen wird.
Der Konsens der Analysten hinsichtlich KGV-Erwartung sieht entsprechend aus. Für 2016 erwarten die Experten im Durchschnitt ein 300er-KGV, und im 2017 soll die Gewinnbewertung auch noch bei sehr hohen 78 liegen. Trotz dieser enorm hohen Bewertung hat sich das Votum der Analysten nicht sonderlich verändert. 21 von 44 Aktienexperten empfehlen Netflix zum Kauf, nur drei Fachleute raten zum Verkauf. Vor drei Monaten – und damit vor der Vorlage der enttäuschenden Jahreszahlen – waren es 22 und zwei.
Beim Rebound auf 100 Dollar kassieren Anleger 50 Prozent Gewinn
Trotz dieser deutlichen Zustimmung zur Aktie, sollten Anleger vorsichtig sein, denn auch nach einem Kursrutsch um 30 Prozent ist Netflix extrem hoch bewertet. Kommt ein nächster Zahlendämpfer, was durchaus möglich ist, könnte es sein, dass die Aktie erneut kräftig nach unten rutschen wird.
Allerdings: Spekulativ orientierte Anleger können derzeit durchaus zugreifen. Wer wirklich risikofreudig ist, setzt sogar mit einem Call auf einen Rebound der Aktie von der Unterstützung im Bereich von 90 Dollar. Möglicherweise werden technisch orientierte Anleger dann nämlich die 100-Dollar-Marke rasch ins Visier nehmen. Ein Call (ISIN: CH0275055819, Laufzeit endlos, Basis und Knock-out jeweils 77,65 Dollar, Bezugsverhältnis 14,29:1) verspricht bei Erreichen der runden dreistelligen Marke beim aktuellen 6er-Hebel des Derivats ein Plus von rund 50 Prozent.