Obligationen? Börsianer winken da oft gelangweilt ab. Da ist doch kein Geld zu verdienen! So lautet eine häufige Antwort auf die Frage nach dieser Assetklasse. Anleger sagen mit Recht: Im aktuellen Niedrigzinsumfeld werfen Bonds keine Rendite mehr ab. Viele schweizerische Bundesanleihen liefern sogar negative Renditen – sprich: Wer dort einsteigt, macht per Saldo einen Verlust. Zudem: Da Rentenpapiere auf einem Rekordlevel notieren, besteht bei mittlerer bis längerer Laufzeit sogar die Gefahr von zwischenzeitlichen Kursverlusten.
Zwar werden Obligationen in der Regel zum Nominalbetrag – also zu 100 Prozent – zurückgezahlt – vorausgesetzt, der Emittent bleibt voll zahlungsfähig, doch zwischenzeitlich kann es immer zu mehr oder weniger starken Kursrückschlägen kommen. Und wer dann just zu diesem Zeitpunkt aussteigen muss – oder vielleicht angesichts fallender Bonds-Kurse auch die Nerven verliert und verkauft, der bleibt dann auf einem mehr oder weniger hohen Minus sitzen.
Bonds – Kursausschläge nach unten zum Einstieg nutzen …
So notierte beispielsweise eine Anleihe von Fiat Chrysler (ISIN: XS1088515207) Anfang 2015 noch bei 115,99 Prozent, rauschte dann aber bis September zwischenzeitlich auf nur noch 100,45 Prozent nach unten. Wer im Februar eingestiegen ist und dann im Herbst kalte Füsse bekommen hat, schrieb mit diesem – auf den ersten Blick – Langweiler-Papier so tatsächlich in nur sieben Monaten einen Verlust von fast 15 Prozent.
Obwohl dieses Beispiel abschrecken kann – mit Bonds ist dennoch oft gutes Geld zu verdienen. So hatte die Redaktion von stocksDIGITAL Mitte Februar beispielsweise Bonds des russischen Gaskonzerns Gazprom und auch der Gazprombank empfohlen. Kurz zuvor war es dort infolge einer überraschenden – und wie manche Experten sagten, fundamental nicht gerechtfertigten – Abstufung der Bonität des Unternehmens zu entsprechenden Kursverlusten gekommen.
… und hohe Gewinne realisieren
Wer den Rat von stocksDIGITAL befolgt hat, konnte mit diesem Bond innerhalb weniger Monate einen Kursgewinn von 12,5 Prozent einstreichen und obendrein vor wenigen Tagen auch noch rund 3 Prozent an Zins aus dem fixen Coupon. Eine Rendite von rund 15 Prozent steht da beispielsweise Kursverlusten im SMI seit Februar von rund 5 Prozent gegenüber.
Anleger, die sich ähnliche Renditebringer wie den Bonds der Gazprombank ins Depot legen wollen, sollten auf jeden Fall vier Dinge beachten. Da ist zum einen natürlich die Bonität des Emittenten und damit verbunden das Risiko von Zahlungsausfällen bei Zins und Tilgung. Unternehmen oder Staaten, bei denen der Ausfall wahrscheinlich oder zum Teil schon eingetreten ist, sind natürlich hochriskant.
Dicke Gewinne mit Bonds – worauf Anleger achten müssen
Weniger riskant schien da doch vor zehn Monaten Gazprom zu sein. Ein Zahlungsausfall wäre für den Gasriesen oder auch für die Bank ein Imageschaden ohnegleichen gewesen. Wer würde einem solchen Unternehmen künftig Geld leihen? Zudem ist der Konzern operativ gut aufgestellt, auch, wenn Rubel und EU-Sanktionen für schlechte Stimmung sorgen.
Um das Potenzial für schöne Kursgewinne auszuschöpfen, sind dann als zweites Argument Kurse unter 100 Prozent nötig. Und drittens bringen Kurse unter 100 sogar noch einen Hebeleffekt auf den fixen Coupon. Denn der bezieht sich auf den Nominalbetrag. Notiert beispielsweise ein Bond nur bei 50 Prozent, dann liegt der Effektivzins beim Kauf der Obligation auf diesem Niveau beim Doppelten, also zum Beispiel nicht bei 3,0, sondern bereits bei 6,0 Prozent.
Gazprom – 3,8 Prozent im Jahr sind da immer noch drin, …
Und zuletzt ist da die Liquidität. Zwar bietet eine Reihe von Bonds beim ersten Blick auf den Kurszettel hohe Renditen, doch der Handel an der Börse ist dünn und Geld- und Briefkurse sind weit auseinander – da sind dann in der Realität wirklich attraktive Renditen kaum zu holen. Aber für geduldige Anleger könnte es auch bei dünnem Handel profitabel sein, sich mit einem wohldosierten Limit auf die Lauer zu legen.
Mehr oder wenige gute Bonität, hohes Handelsvolumen an der SIX, Kurse unter dem Nominalwert und ein attraktiver Coupon – trotz der Kurssteigerungen werden Anleger da immer noch bei Gazprom fündig. Der Bond (ISIN: CH0226274261, Laufzeit bis 25.10.2019, Coupon 2,85 Prozent) ist nicht nur in Schweizer Franken emittiert, sondern notiert aktuell bei 97,90 Prozent. Da in knapp vier Jahren 100 Prozent ausgezahlt werden – immer vorausgesetzt, der Emittent bleibt zahlungsfähig –, gibt es zum Coupon von 2,9 Prozent, bezogen auf den aktuellen Kurs, auch einen Kursgewinn von 2,1 Prozent. Insgesamt liegt dort der effektive Zins damit bei etwa 3,8 Prozent im Jahr.
… bei Sberbank kassieren Anleger sogar 4,9 Prozent im Jahr
Attraktiv für Renditejäger ist auch die ebenfalls russische Sberbank. Ein Bond (ISIN: XS0799357354, Laufzeit bis 28.6.2019, Währung Dollar) wird an der Börse London noch vergleichsweise liquide gehandelt. Zwar notiert der Bond bereits bei rund 101 Prozent, doch hier sind bei einem Coupon von 5,18 Prozent effektiv noch 4,9 Prozent Rendite im Jahr drin.
Noch Investment-Grade und das bei einer attraktiven effektive Rendite von 3,0 Prozent pro Jahr ist bis zum Ende der Laufzeit am 19.3.2020 beim koreanischen Autokonzern Hyundai (ISIN: US44891CAB90) drin. Übrigens: Bei der vor zehn Monaten empfohlenen Anleihe von Gazprombank (ISIN: CH0222948710) sind bei aktuellen Kursen von 100,25 Prozent bis zum Ende der Laufzeit in einem Jahr am 9.12.2016 zwar vergleichsweise deutlich geringere 2,1 Prozent drin, doch das ist immer noch weit mehr als Staatsbonds bringen.