Viele Kinofans werden wohl mit Augenringen in die kommende Arbeitswoche starten. Schliesslich geht in der Nacht von Sonntag auf Montag die 88. Oscar-Verleihung über die Bühne. Aus dem Dolby Theatre in Los Angeles wird das Spektakel in 225 Länder übertragen. Rund um den Globus sind den Organisatoren zufolge mehrere hundert Millionen Menschen live dabei, wenn der wichtigste Filmpreis der Welt verliehen wird. Nicht nur Cineasten und Hollywood-Stars fiebern den von Komiker Chris Rock moderierten Academy Awards entgegen, auch die US-Medienindustrie hofft auf positive Schlagzeilen.

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An der Börse erlebte der Sektor in den vergangenen Monaten hingegen einen regelrechten Filmriss. Beispielsweise brach der Dow Jones Media Titans 30 Index gegenüber dem im vergangenen Juli markierten Allzeithoch um bis zu 23 Prozent ein. Mit dem Kinogeschäft lässt sich die Korrektur des Sektors aber nur schwer erklären. Laut Zahlen des Informationsdienstleisters Comscore nahmen die Lichtspielhäuser im vergangenen Jahr rund um den Globus nämlich eine Rekordsumme von mehr als 38 Milliarden US-Dollar ein. Mögliche Gründe für den Kursrutsch sind vielmehr Sorgen vor einer Konsumabschwächung oder die zunehmende Konkurrenz, welcher klassische Medienangebote beispielsweise durch Streaminganbieter wie Netflix ausgesetzt sind.

Walt Disney: Börsen-Erwachen möglich

Diese Gemengelage lastet auch auf Walt Disney (ISIN US2546871060). Dabei räumt der Traditionskonzern an den Kinokassen gerade jetzt gross ab. Obwohl erst kurz vor Weihnachten gestartet, zählte «Star Wars – Das Erwachen der Macht» 2015 zu den weltweit fünf erfolgreichsten Streifen. Walt Disney – dem Branchenriesen gehört die Produktionsfirma von Star-Wars-Regisseur George Lucas – bescherte der Blockbuster im vierten Quartal einen Rekordgewinn. Allerdings stört sich die Wall Street an der Entwicklung bei ESPN – hohe Programmkosten bremsten den Sportsender zuletzt aus.

J. Safra Sarasin rät dennoch zum Kauf der Mickey-Mouse-Aktie. «Disney schafft es wie kaum ein anderer, Inhalte, meist ausgehend von der Studiosparte zu den anderen Gruppensegmenten wie Konsumprodukte, Themenparks und Online-Filmverleih, auszubreiten», schreibt Analyst Michael Romer in einem aktuellen Kommentar. Er verweist darauf, dass die Pipeline des Konzerns bis 2017 mit potenziellen Blockbustern überdurchschnittlich gefüllt ist. Bis auf Weiteres wird wahrscheinlich allein «Star Wars» die Kasse kräftig klingeln lassen – mittlerweile hat die Produktion mehr als 2 Milliarden US-Dollar eingespielt.

21st Century Fox: Analysten heben den Daumen

Auch in der Oscar-Nacht wird der Science-Fiction-Klassiker ein Thema sein, er ist in fünf Kategorien, darunter Musik und visuelle Effekte, nominiert. Bei den Kandidaten für den besten Film fehlt die Filmsparte von Walt Disney jedoch. Hingegen kann sich 21st Century Fox (ISIN: US90130A1016) grosse Hoffnungen machen. Die Studios des von Medienmogul Rupert Murdoch dominierten Konzerns schicken mit «Brooklyn», «The Revenant» und «Der Marsianer» gleich drei Titel in das Rennen um die wichtigste Trophäe. Operativ enttäuschte das Fox-Filmgeschäft zuletzt. Sinkende DVD-Verkäufe sorgten dafür, dass der Spartenumsatz im zweiten Geschäftsquartal 2015/16 prozentual zweistellig nachgegeben hat. Allerdings half die florierende Kabelsparte dem Konzern, beim Gewinn die Erwartungen zu erfüllen.

Die aktuellen US-Kinocharts sprechen dafür, dass der Filmbereich im laufenden Quartal in die Gänge kommen wird. Allein «Deadpool», «The Revenant» und «Kung Fu Panda 3» spülten 2016 bis dato zusammen mehr als eine halbe Milliarde Dollar in die Kasse. Gleichzeitig ist «Der Marsianer» im Spitzenfeld des DVD-Rankings zu finden. Das Gros der Analysten traut der Aktie von 21st Century Fox die Rückkehr ins Rampenlicht zu. Laut Reuters liegt die Konsensempfehlung aktuell bei «Outperform». Aus charttechnischer Sicht lieferte das S&P-500-Mitglied kurz vor der Oscar-Nacht ein Kaufsignal und erholte sich von der Korrektur zum Jahresauftakt.

Viacom: Die Wall Street macht Druck

Einen Rebound zeigt auch Viacom (ISIN: US92553P2011). Allerdings war dieser Medienvalor zuvor auf den tiefsten Stand seit Ende 2011 abgestürzt. Fünf Quartale in Folge ist es dem Konzern nicht mehr gelungen, die Analystenerwartungen zu erfüllen. Zuletzt haben sich zudem die Hoffnungen auf einen Neuanfang an der Unternehmensspitze zerschlagen. Anfang Februar gab der 92-jährige Medienveteran und Viacom-Grossaktionär Sumner Redstone den Posten als Executive Chairman auf. Doch anstelle einer Neubesetzung von aussen übernahm CEO Philippe Dauman diesen Posten.

An der Wall Street ist der Druck auf den mächtigen Top-Manager gross. Analysten und Investoren erwarten Massnahmen, um die Abwanderung von Kabel-TV-Abonnenten in Richtung Netflix & Co. zu bremsen. Offenbar ist Dauman bereit zu handeln. Er denkt jedenfalls laut über den Verkauf eines bedeutenden Anteils an Paramount-Studios nach. Als ein möglicher Interessent gilt der chinesische E-Commerce-Gigant Alibaba. Wie auch immer: Die Äusserungen waren möglicherweise der erste Schritt in Richtung tiefgreifender Veränderungen bei Viacom. Mutige Anleger könnten daher eine kleine Position in der nur noch mit einem einstelligen Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) bewerteten Aktie eingehen. Im Oscar-Rennen ist Paramount übrigens mit einer gerade für Börsianer absolut sehenswerten Produktion vertreten: «The Big Short» ist in fünf Kategorien, darunter derjenigen für den besten Film, nominiert.

Time Warner: Günstig bewerteter Branchenriese

Bei mindestens zehn Auszeichnungen wird wohl der Puls des Managements von Time Warner (ISIN US8873173038) in die Höhe schnellen. In so vielen Kategorien wurde «Mad Max Fury Road» von der Jury aufgestellt. An der Kinokasse konnte das Endzeitspektakel nicht überzeugen. Laut Zahlen des Dienstes Box Office Mojo lag das Einspielergebnis im Heimatmarkt bei 153,6 Millionen Dollar und reichte damit nicht einmal für die Top 20 der US-Kinocharts 2015. Generell bremsten fehlende Blockbuster im vierten Quartal den Umsatz von Time Warner. Gleichwohl meldete das Unternehmen für das Gesamtjahr ein zweistelliges Gewinnwachstum und schraubte überdies die Prognose für 2016 nach oben.

Obwohl das Zahlenwerk mit einem neuen, 5 Milliarden US-Dollar schweren Aktienrückkaufprogramm garniert war, reagierten die Investoren verschnupft: Time Warner notierte zwischenzeitlich auf dem tiefsten Niveau seit mehr als drei Jahren. Gerade langfristig orientierten Anlegern könnte sich bei diesem Medienkonzern nun eine Einstiegschance bieten. Obwohl Analysten im laufenden und in den kommenden zwei Jahren mit einem prozentual zweistelligen Gewinnwachstum rechnen, beträgt das KGV für 2017 moderate 10,7.