Die Schweiz ist ein teures Pflaster. Dafür braucht es keinen eigenständigen Bericht, das weiss hierzulande jedes Kind. Weniger bekannt dürfte aber sein, wie gross die Preisunterschiede gegenüber anderen Ländern sind und wo besonders günstig eingekauft, konsumiert und gelebt werden kann. Einen detaillierten Einblick gibt der Report «Mapping the World's Price 2016» der Deutschen Bank. Dieser wurde jüngst in der fünften Fassung aufgelegt. Als Autoren dieses Spezial-Reports werden die beiden Strategen Jim Reid und Sukanto Chanda genannt. Die verwendeten Daten stammen von Drittquellen, beispielsweise von der Website expatistan.com oder aus eigenen Berechnungen der Experten.
Verglichen wurden 23 Fälle aus dem üblichen Konsumleben. Dazu zählen Kategorien wie die Kosten für ein iPhone 6, für zwei Liter Coca-Cola, für einen Liter Benzin oder für eine Kino-Eintrittskarte. Die Studie zeigt auch, wo ein Date am teuersten oder am günstigsten ist und wo sündhafte Laster wie Alkohol-Trinken oder Rauchen besonders viel kosten.
Starke Wechselkursverschiebungen seit Beginn des Preisvergleichs
Allgemein, mit Blick auf die untersuchten Regionen, halten die beiden Strategen fest, dass in Europa nicht sehr günstig eingekauft werden kann. Insbesondere gelte das für die Schweiz und für die skandinavischen Länder. Und auch in Sydney und in London muss man über einen relativ dicken Geldbeutel verfügen. Konkret wird das relative Preisniveau, gemessen an der Kaufkraftparität, für die Schweiz als teuerstem Pflaster auf 136,6 beziffert. Als Vergleichsmassstab dient die USA (Platz acht) mit einem Wert von 100,00. In Deutschland bewegt sich der Wert bei 90,80 (Rang 14) und für das Schlusslicht Indien nur bei 26,60.
Aber da spielen auch Wechselkursverschiebungen eine Rolle. So haben in letzter Zeit viele Weltwährungen gegenüber dem Dollar abgewertet. Schlimm hat es die Schwellenländer-Währungen erwischt, etwa Russland mit minus 55 Prozent, Brasilien mit minus 50 Prozent und Südafrika mit minus 47 Prozent. Auch Japan (minus 24 Prozent) und Europa (minus 15 Prozent) mussten gegenüber dem Dollar deutlich Federn lassen. Für viele Touristen ist damit das Einkaufen in den USA teurer geworden. Dennoch befinden sich laut Deutsche Bank US-Städte in den einzelnen Kategorien häufig nicht unter den fünf teuersten Städten der Welt. Globale Weltmarken wie Levis, Adidas oder Apple würden in den USA nach wie vor im Schnitt günstiger angeboten als im Rest der Welt.
Wochenendausflüge: In Zürich fast doppelt so teuer wie in Frankfurt
Gut widergespiegelt, werden die Lebenshaltungskosten rund um den Globus nach Ansicht von Reid und Chanda durch die Preise für Wochenendausflüge. Hier führt Zürich die Liste an, gefolgt von Sydney, London, Mailand, Stockholm, Kopenhagen, New York City, San Francisco, Amsterdam und Madrid. Tokio sei zwar auch in vielerlei Hinsicht teuer, doch die Hotels seien überraschend günstig, und dadurch liege Japans Hauptstadt in dieser Kategorie nur auf Rang 15. Konkret werden die Kosten für zwei Personen für zwei Übernachtungen in einem Fünf-Sterne-Hotel, zwei Pub-Mahlzeiten, zwei Restaurant-Essen, Miete eines Autos für zwei Tage, zwei grosse Bier, vier Liter Soft-Drinks/Wasser und ein wenig Shoppen (ein Paar Jeans und ein Paar Sportschuhe) für Zürich auf 2475 Dollar beziffert.
Zurrt man das Preisniveau für New York auf 100 Prozent fest, wäre Zürich verglichen damit um 40 Prozent teurer. Selbst beim zweitplatzierten Sydney fällt die Rechnung mit 2320 Dollar schon fast um 10 Prozent geringer aus. Im auf Platz 20 rangierenden Frankfurt müssten sogar nur 1267 Dollar ausgegeben werden. In Berlin (Platz 19) werden 1335 Dollar für das Wochenende benötigt. Besonders günstig sind die skizzierten Tage in Kuala Lumpur. Die Kosten in der malaysischen Hauptstadt liegen nach Angaben der Deutschen Bank bei 688 Dollar. Auf den Plätzen davor rangieren Städte in Indien, Südafrika und Brasilien.
Langwierige Brautwerbung per Date kann teuer werden in der Schweiz
Auch Romantiker haben es in der Schweiz nicht gerade leicht. Zumindest dann nicht, wenn sie nicht über das nötige Kleingeld verfügen. Denn die Kosten für ein Rendezvous werden für Zürich auf 201 Dollar beziffert. Darin enthalten sind die Kosten für eine Taxifahrt, ein Abendessen in einer Gaststätte, zwei Kino-Karten, Soft-Drinks und ein paar Gläser Bier. Auf Zürich folgen in diesem Vergleich Kopenhagen, Tokio, Stockholm und Amsterdam.
Wer glaubt, auch in Berlin einen passenden Partner oder eine Partnerin finden zu können, der könnte aus Kostengründen die deutsche Hauptstadt in Betracht ziehen. Denn dort belaufen sich die Kosten für ein Date nach Angaben der Deutschen Bank nur auf 100,80 Dollar. Noch viel günstiger geht das Ganze in Indonesien und in Indien. In der zweitgünstigsten Stadt, Jakarta, kostet ein Rendezvous nur 44,5 Dollar, und am billigsten Standort, Bangalore, sind es sogar nur 42,0 Dollar.
Rauchen und Bier-Trinken: In Manila am billigsten
Sündhafte Angewohnheiten wie Rauchen und Alkohol trinken schlagen sich in verschiedenen Weltdestinationen ebenfalls sehr unterschiedlich auf den Geldbeutel nieder. Für ein Sündenpaket, das sich nach Definition der Deutschen Bank aus fünf Bier und zwei Packungen Zigaretten zusammensetzt, müsse in Melbourne, Singapur, Auckland, New York City und London am meisten hingeblättert werden. Beim Spitzenreiter Melbourne in Australien werden dafür 66,90 Dollar fällig und in Singapur 64,00 Dollar. Zum Vergleich: Zürich belegt hier mit 53,10 Dollar nur den zehnten Platz.
Noch deutlich günstiger sündigt es sich aber in Kapstadt und Johannesburg. In diesen beiden südafrikanischen Städten müssen für das Sünden-Paket 14,10 und 14,00 Dollar ausgegeben werden. Noch billiger ist es unter den 39 einbezogenen Weltstädten nur auf den Philippinen. Dort gibt es in der Hauptstadt Manila fünf Bier und zwei Päckchen Zigaretten bereits für 11,60 Dollar.