Seit jeher sind Hebelpapiere im Schweizer Markt für strukturierte Produkte die dominierende Kategorie. Vor allem die Trader kommen bei ihrer Jagd auf kurzfristige Gewinne im spekulativen Segment auf ihre Kosten. Ausserdem eignen sich diese Derivate zur Absicherung eines Portfolios.

Neben der SIX Structured Products Exchange hat sich das Swiss Derivatives OTC Trading System, kurz Swiss Dots, als Handelsplattform für Hebelprodukte etabliert. Im Mai konnte der vom Onlinebroker Swissquote für seine Kunden lancierte ausserbörsliche Marktplatz nun bereits seinen vierten Geburtstag feiern. Zuletzt ist mit der Anbindung von PostFinance auch die Zahl der Nutzer deutlich gestiegen.

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Im Konkurrenzkampf mit der SIX versucht SwissDots, mit engen Geld-Brief-Spannen zu punkten. Gerade für die aktiven Trader ist dieser sogenannte Spread ein wichtiges Kostenkriterium, und er entscheidet auch über mehr oder weniger hohe Gewinne. Für attraktive Konditionen sorgt die Bauweise der OTC-Plattform als Quote-Request-System: Nachdem der Nutzer sich für ein Produkt entschieden hat, stellt er eine Preisanfrage an den Emittenten. Im Gegenzug offeriert die entsprechende Bank einen Kurs, zu dem der Trader innert zehn Sekunden zuschlagen kann. Allerdings ist die Preisstellung im Unterschied zum SIX-Handel nicht verbindlich. Der Emittent kann die Offerte während des genannten Zeitfensters zurückzuziehen. Von diesem Recht machen die Banken beispielsweise Gebrauch, sobald es beim Basiswert zu starken Kursausschlägen kommt. Swiss Dots kann auf diese Weise Arbitrageuren das Handwerk legen. Diese versuchen, aus einer Abweichung des strukturierten Produkts vom fairen Preis innerhalb von Sekundenbruchteilen Profit zu schlagen.

Ganz nach dem Gusto der Trader sind auch die Handelszeiten. An jedem Börsentag können sie ihrer Leidenschaft auf Swiss Dots von 8:00 bis 22:00 Uhr nachgehen, während die SIX Structured Products Exchange nur von 09:15 bis 17:15 Uhr geöffnet hat. Hinzu kommt das einfache Gebührenmodell von Swiss Dots. Pro Trade fällt, je nach Handelswährung, eine Pauschale von 9 Franken, US-Dollar oder Euro an. Allerdings unterliegt die ausserbörsliche Plattform, anders als das SIX-Geschäft, nicht der offiziellen Handelsüberwachung.

Grosse Auswahl

Ungeachtet dessen ist das Angebot von Swiss Dots in den vergangenen Jahren stark gewachsen. Zum Start hatte Swissquote mit Goldman Sachs und UBS zwei Emittenten angebunden. Mittlerweile stellen neben den beiden Gründungspartnern auch Commerzbank und Deutsche Bank Kurse auf der Plattform. Zusammen handelt das Banken-Quartett dort mit annähernd 65'000 Produkten. Zum Vergleich: An der SIX sind nur etwa 20'500 Hebelpapiere kotiert. Nach Auskunft von Jürg Schwab, Direktor in der Handelsabteilung bei Swissquote, werden pro Monat rund 15'000 Transaktionen über das ausserbörsliche System abgewickelt. Details zur Höhe der Umsätze nennt er nicht. Nur so viel: «Der Marktanteil von Swiss Dots in der Schweizer Derivatewelt steigt kontinuierlich.»

Verstärkung bekam das System nicht nur auf der Emittentenseite. Im Rahmen der strategischen Partnerschaft mit Swissquote schaltete PostFinance im Mai eine neue E-Trading-Oberfläche live. Seither haben die rund 60'000 Klienten, welche den elektronischen Handel des Instituts nutzen, Zugriff auf den Swiss Dots-Fundus. «Die ersten Reaktionen der PostFinance-Kunden auf die neuen Handelsmöglichkeiten sind sehr positiv», freut sich Jürg Schwab, der zusammen mit seinen Kollegen anderthalb Jahre lang an diesem Projekt gearbeitet hat.

Bankaktien im Fokus

Zufrieden mit der Entwicklung der OTC-Plattform zeigen sich auch die Emittenten. «In den vergangenen Monaten hat sich unser Geschäft auf Swiss Dots gut entwickelt», berichtet Andreas Stocker, Derivateexperte der Commerzbank. Im September 2014 schloss sich die deutsche Grossbank dem Handelsplatz an. «Seither haben wir unser Angebot sukzessive ausgebaut», erklärt Stocker.

Neben Knock-out Warrants, Mini Futures und klassischen Warrants bietet die Commerzbank Faktor-Zertifikate an. Gerade bei der letztgenannten Struktur soll die Palette dem Experten zufolge in den kommenden Wochen noch einmal deutlich aufgestockt werden. Was die Basiswerte anbelangt, stellt die Commerzbank aktuell ein starkes Interesse an namhaften Indizes wie zum Beispiel am DAX fest. «Überdies sind Bankvaloren im Fokus, allen voran Credit Suisse und UBS», weiss Andreas Stocker. Scheinbar setzen die Trader nach dem jüngsten Ausverkauf im Finanzsektor auf einen Rebound.

Ehrgeizige Pläne

Im vergangenen Herbst trat die Deutsche Bank der Plattform als vierter Emittent bei. Mittlerweile stellen die Frankfurter Kurse für annähernd 7500 Hebelprodukte. «Langfristig wird unser Angebot auf bis zu 20'000 Papiere anwachsen», erklärt Irene Brunner, Leiterin des Bereichs «Passive Produkte» bei der Deutschen Bank in Zürich. Aktuell liegt der Schwerpunkt auf heimischen und internationalen Aktien, auf Indizes sowie auf Edelmetallen. In den kommenden Wochen soll der Fundus laut Brunner auf Währungen und Rohöl ausgeweitet werden. Ausserdem plant die Deutsche Bank die Lancierung von Faktor-Zertifikaten. «Wir emittieren auf täglicher Basis, um sicherzustellen, dass immer interessante und aktuelle Produkte vorhanden sind», erklärt Irene Brunner.

Selbst, wenn die Deutsche Bank die angestrebte Produktzahl erreichen sollte, wird sie kaum am Status der UBS als dominierendem Teilnehmer rütteln können. «Wir bieten auf Swiss Dots aktuell knapp 25'000 Warrants, Mini Futures und Turbo Warrants an», berichtet Robin Lemann, Head Public Distributions UBS Schweiz. Mit diesen Strukturen können die Nutzer gehebelte Positionen in den Anlageklassen Aktien, Rohstoffe und Währungen eingehen. «Dabei profitiert der Investor sowohl von attraktiven Preisstellungen als auch von den grossen Handelsvolumina, die UBS anbietet», betont Lemann. Ganz im Sinn der aktiven Trader frischt auch die Grossbank ihr Angebot regelmässig auf.