Wer in Zürich in die Stores von führenden US-Mode-Labels wie Guess oder Abercrombie & Fitch tritt, könnte anhand des Andrangs vermuten, dass es um diese Unternehmen blendend bestellt ist. Doch weit gefehlt, die Bekleidungskonzerne kämpfen derzeit mit Einbussen. «Der Start in das neue Geschäftsjahr brachte mehr Schwierigkeiten als erwartet auf, besonders auf dem amerikanischen Markt und in geringerem Mass auch in China», kommentiert Guess-Vorstand Victor Herrero die Situation. Ebenso enttäuschende Ergebnisse und Verkaufszahlen sowie einen schwachen Ausblick gab Abercrombie & Fitch ab.

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Die Folge: Die Aktienkurse des Duos gewinnen auf ihrer Fahrt gen Süden an Dynamik. Es fehlt nicht mehr viel, dann notieren die US-Mode-Valoren auf ihren Tiefstständen von 2009. Da im laufenden Jahr keine Besserung in Sicht ist, der Analystenkonsens geht bei beiden Unternehmen 2016 von einer Gewinnreduktion aus, und auch der Chart nicht gut aussieht, drängt sich weder bei Abercrombie (ISIN US0028962076) noch bei Guess (ISIN US4016171054) ein Engagement auf.

SuperGroup – die Briten drücken aufs Tempo, …

Deutlich besser sieht es bei den europäischen Fashion-Konzernen aus. Beispielsweise konnte die britische SuperGroup (ISIN GB00B60BD277) ihren Börsenwert in den vergangenen drei Jahren verdoppeln und dabei eine neue Bestmarke aufstellen. Auch der spanische Moderiese Inditex, der im gleichen Zeitraum immerhin noch um mehr als 50 Prozent avancierte, befindet sich ebenfalls in der Nähe seines Rekordhochs.

SuperGroup ist mit ihrer Marke Superdry auf einem erfolgreichen Expansionskurs. Um etwas mehr als einen Fünftel legten die Erlöse im Geschäftsjahr 2015/16 per Ende April zu. Eine besondere Dynamik zeigte sich zum Jahresende, als die Umsätze um knapp 30 Prozent anzogen. «Die Gruppe hat sich im gesamten letzten Quartal im Zuge unserer Strategie, eine globale Lifestyle-Marke zu schaffen, kräftig entwickelt», kommentiert CEO Euan Sutherland. Insbesondere der E-Commerce-Bereich sowie die neue Sport- und Premium-Produktpalette schoben das Wachstum an. Der Blick in die Zukunft fällt ebenfalls vielversprechend aus. «Wir haben 24 Filialen in unseren angestrebten europäischen Märkten eröffnet und verfügen über eine starke Pipeline neuer Stores für das neue Geschäftsjahr», sagt Sutherland. Doch nicht nur der Umsatz soll zulegen, auch die Profitabilität. Beim ausgegebenen Margenwachstum von 40 bis 60 Basispunkten erwartet das Unternehmen, das obere Ende seiner Prognose zu treffen. Angesichts dieser guten Aussichten hat die Aktie gute Chancen, ihren positiven Trend fortsetzen zu können.

… aber die spanische Inditex bleibt in der Führungsrolle

Eine noch viel längere Erfolgsgeschichte schreibt die spanische Inditex (ISIN ES0148396007), zu der die mittlerweile weltweit bekannte Marke Zara gehört. Zudem zählen auch Ketten wie Bershka, Pull and Bear oder Massimo Dutti zur Inditex-Gruppe. Inzwischen umfasst das Imperium mehr als 7000 Läden. Ein Geheimnis des Erfolges von Inditex ist die schnelle Reaktionsmöglichkeit auf die Bedürfnisse der Kunden. Der Konzern vereint alle Schritte der Modebranche – das Design, die Herstellung sowie den Vertrieb und Verkauf – unter einem Dach. In der Branche heisst es, dass ein Kleidungsstück, das ein Designer auf dem PC entworfen hat, bereits zwei bis drei Wochen später im Shop gekauft werden kann.

Aktuell sind die Augen des Börsenpublikums aber weniger auf den neuesten Modetrend gerichtet, sondern sie konzentrieren sich auf die Zahlen für das erste Quartal. Diese werden am 15. Juni vorgelegt. Zahlreiche Analystenhäuser sind – unter anderem aufgrund des zügigen Ausbaus des Internetgeschäfts – positiv gestimmt. So empfiehlt beispielsweise die Citigroup die Aktie weiter zum Kauf, J.P. Morgan bleibt ebenfalls bei «Overweight», mit einem Kursziel von 33 Euro. Analystin Chiara Battistini rechnet mit einem stabilen währungsbereinigten Umsatzwachstum von 15,5 Prozent und einem operativen Ergebnisanstieg von 5 Prozent. Goldman Sachs belässt Inditex derweil auf ihrer «Conviction Buy List». Die Analysten gehen davon aus, dass die Erlöse wie auch die Gewinne im Durchschnitt bis 2012 um 12 Prozent zulegen werden. Ihr Kursziel lautet 37,10 Euro.

Hugo Boss – eine Restrukturierungsstory

Auf eine eher schwierige kurzfristige Vergangenheit blickt Hugo Boss (ISIN DE000A1PHFF7) zurück. Im vergangenen Jahr verfehlte der Modekonzern aufgrund von Rabattschlachten und schwächelnder Auslandsgeschäfte seine Jahresziele. Aktionäre trennten sich daraufhin in Scharen von diesem Papier. Auch die kommenden Monate werden sich für Boss schwierig gestalten. Wegen schleppender Geschäfte in China und in den USA wird in diesem Jahr ein Gewinnrückgang erwartet. Jedoch könnte es sein, dass die grössten Probleme überwunden worden sind. Mit dem Finanzvorstand und Interims-Chef Mark Langer, der Vorgänger warf im Februar das Handtuch, ist nun ein neuer Konzernlenker gefunden worden. «Er hat mit den bereits eingeleiteten Massnahmen gezeigt, dass er schnell, entschlossen und gleichzeitig mit strategischer Weitsicht handelt», lobt Verwaltungsratsschef Michel Perraudin den neuen Vorstandsvorsitzenden.

Zugegeben, Langer wird eine Weile brauchen, bis sich seine Schritte in den Bilanzen positiv widerspiegeln werden, doch könnte es sein, dass die Aktie auf dem aktuellen Niveau nun einen Boden gefunden hat. Anleger können eine erste Position wagen, Nachkäufe sollten aber erst bei einer spürbaren operativen Verbesserung erfolgen.