Ein neues Jahr, ein neuer Index: Im Januar lancierte das deutsche Finanzinstitut Solactive mit Sitz in Frankfurt am Main den Swiss Family Owned Companies Index. Darin sind eidgenössische Unternehmen wie der Logistik- und Transportriese Kühne + Nagel, Pharmagigant Roche oder Uhrenhersteller Swatch gelistet.

Alle Unternehmen im Index erfüllen eine Bedingung: Mindestens 32 Prozent der Stimmrechte liegen in der Hand einer Familie – Sie gelten somit als Familienunternehmen. In den vergangenen vier Wochen konnte der Index um 1,56 Prozent zulegen. Seit Börsenstart am 9. Januar sind es fast zehn Prozent. Zeit, sich wieder einmal die Stärken von Familienunternehmen ins Gedächtnis zu rufen, die auch Anlegern zugutekommen.

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Hohe Kapitalrentabilität

Viele Schweizer Unternehmen gelten als innovativ und Garanten für gute Qualität. Ungefähr 88 Prozent aller Firmen hierzulande sind familiengeführt. Sie schneiden unter dem Strich besonders gut ab. Neben guten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die die Schweiz bietet, haben Familienunternehmen von Haus aus einige Vorteile, sagt Birgitte Olsen, Analystin bei Bellevue Asset Management: «Eigentümer- beziehungsweise familiengeführte Unternehmen haben starke Bilanzen mit Eigenkapitalquoten von durchschnittlich über 50 Prozent. Gleichzeitig ist die Kapitalrentabilität hoch.»

Dank der hohen Eigenkapitalquoten sind sie nicht auf externe Kreditgeber angewiesen, weshalb sie auch nach Krisenzeiten schneller wieder in Innovationen investieren können. Das sichert langfristiges Wachstum. 

Tiefere Renditen, dafür stetes Wachstum

Familienunternehmen wirtschaften langfristig, denken generationenübergreifend. «Auch die kurzen Entscheidungswege und die oftmals nachhaltig verfolgte Geschäftspolitik sind von grosser Bedeutung. Ein CEO bleibt im Schnitt acht bis neun Jahre und nicht wie in Nicht-Familienunternehmen nur drei bis vier», sagt Olsen. Die Resultate solch einer Unternehmensführung wie hohe Produktqualität oder starke Kundenbindung wirken sich nachweislich positiv auf die Aktienkursentwicklung aus. 

Dividendenrenditen von Familienunternehmen sind in der Regel nicht hoch. Die Aktien verzeichnen jedoch meist ein stetes Wachstum und bescheren Anteilseignern dadurch stabile Renditen. Erst Ende März setzte die US-Investmentbank Goldman Sachs den Schweizer Pharmakonzern Roche auf ihre Empfehlungsliste. Laut Analyst John Sawtell gehört Roche zu den Unternehmen, die mittelfristig das grösste Potenzial hätten, Barmittel zu erwirtschaften.

Positive Zahlen bei Barry Callebaut

Ein weiterer Favorit der Analysten ist der grösste Schokoladenproduzent der Welt: Barry Callebaut. Das Familienunternehmen hebt sich mit auffällig positiven Zahlen von Branchenkonkurrenten ab. Während Ende 2016 die Verkaufsmenge von Schokolade weltweit um 2,3 Prozent zurückging, verzeichnete das Familienunternehmen mit Sitz in Zürich Zuwächse.

Auch der Ausblick überzeugt: Barry Callebaut gab zuletzt bekannt, sein Wachstum in der zweiten Hälfte des Geschäftsjahres beschleunigen zu wollen. Zuletzt stellte das Unternehmen eine Wachstumsbeschleunigung für die zweite Hälfte des Geschäftsjahres in Aussicht.

Klein aber oho – Bobst, Bossard und Co. 

Familienunternehmen haben bei aller Stärke auch spezielle Risiken: So kann es zu Konflikten im Kreise der Eigentümer kommen. Manchmal schlagen private Familienangelegenheiten auch auf Firmenangelegenheiten durch. Ungeklärte Unternehmensnachfolgen oder Generationswechsel kommen in manchen Fällen hinzu. «Eine übermässige Abhängigkeit vom Gründer als Galionsfigur kann für Minderheitsaktionäre zudem Gefahren bergen», sagt Bellevue-Fondsmanagerin Olsen. 

Neben grossen familiengeführten Unternehmen, wie sie im Solactive-Index zu finden sind, sollten Anleger auch kleinere börsennotierte Familienfirmen aus der Schweiz ins Auge fassen. «Gerade diese bergen viel Potenzial», sagt Olsen. Zu ihren aktuellen Favoriten zählen der Verpackungsanlagen-Anbieter Bobst, Bossard als weltweit führender Anbieter von Befestigungstechnik sowie die Maschinenindustrie-Gruppe Bucher. Mit solchen Werten beschäftigten sich Analysten eher selten, sagt Olsen: «Das steigert die Chancen, eine echte Perle fürs Portfolio zu finden.»

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