Die Lage spitzt sich zu. In Deutschland wird Wohnraum knapp, und das gilt nicht nur für bezahlbare Wohnungen für einkommensschwache Schichten. In Ballungsräumen sind die Menschen eng zusammengedrängt, es gibt Zuzug aus den EU-Ländern wegen vergleichsweise robuster Konjunktur und es gibt endlose Flüchtlingsströme. Dazu kommt: Die Zahl der Haushalte in Deutschland steigt ohnehin. Grund ist der Trend zu mehr Single- und Rentnerhaushalten mit nur einer Person oder wenigen Personen. So stieg die Zahl der Haushalte in Deutschland trotz fast konstanter Zahl der Haushaltsmitglieder zwischen 1991 und 2014 um rund 15 Prozent, die Zahl der Personen im Haushalt fiel dabei von 2,27 auf 2,01.

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Auf jeden Fall nennt die deutsche Bundesbauministerin Barbara Hendricks einen Neubaubedarf pro Jahr von mindestens 350'000 Wohnungen in Deutschland. Ein Verbändebündnis für den sozialen Wohnungsbau spricht auf Grundlage einer Studie des Pestel-Instituts von einem Defizit im Neubau seit 2009 von 770'000 Wohnungen. Um die hohe Nachfrage zu befriedigen, müssten danach bis 2020 jährlich rund 140'000 Mietwohnungen mehr gebaut werden als in diesem Jahr. Da sollen 80'000 Sozialwohnungen extra im Jahr nötig sein. Nach Berechnungen des Pestel-Instituts müsste der Staat dafür rund 6,4 Milliarden Euro jährlich zusätzlich investieren. Angesichts von Wohnungsnot und Flüchtlingsstrom warnen immer mehr Experten. Thomas Bauer, Präsident des Hauptverbands der Deutschen Bauindustrie, meint, dass ohne ein massives Programm im sozialen Wohnungsbau die Probleme nicht gelöst werden können.  

Flüchtlingszustrom ungebremst und schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis bei Containern

Die Regierung in Berlin ist noch zögerlich. Doch der politische Druck wächst, und die Realität wird zunehmend dramatisch. Immerhin strömen seit vielen Wochen täglich teilweise 10'000 Flüchtlinge unkontrolliert ins Land, und manche Politiker gehen ohnehin schon nicht mehr von der lange Zeit prognostizierten Flüchtlingszahl von 800'000 im 2015 aus, sondern erwarten, wie etwa der Innenminister von Mecklenburg-Vorpommern, Laurenz Caffier, schon 1,2 bis 1,5 Millionen Immigranten.

Viele Zuwanderer werden derzeit in Containern untergebracht. Das geht zwar schneller als der Bau eines Hauses, doch das Kosten-Nutzen-Verhältnis scheint schlecht zu sein. Wie Bauexperte Bauer sagt, kosten Container zwar nur 1000 Euro je Quadratmeter, sind aber bereits nach fünf Jahren kaputt. Einen einfachen Massivbau gebe es hingegen schon ab 1300 Euro je Quadratmeter und das bei einer Lebenszeit der Immobilie von 20 bis 30 Jahren.

Helma Eigenheimbau – starkes Wachstum und starke Prognosen

Das Umfeld für Bauunternehmen scheint dadurch auf jeden Fall insgesamt sehr vielversprechend zu sein. Wer einen Bauboom in Deutschland und vielleicht auch noch ein staatliches Hilfsprogramm für den Wohnungsbau erwartet, der sollte sich unbedingt die eine oder andere Firma der Branche ins Depot legen.

Vielversprechend ist dabei nicht nur aktuell, sondern auch auf mittlere Sicht, Helma Eigenheimbau. Das Unternehmen ist zwar insbesondere auf den Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern spezialisiert, erlebt aber einen unglaublichen Nachfrageboom. So kletterte der Netto-Auftragseingang bei Helma in den ersten neun Monaten um 56,7 Prozent auf 205,0 Millionen Euro. Das bisherige Jahresziel mit einem Umsatzanstieg von 170,5 auf 210 Millionen Euro dürfte da schon fast etwas konservativ sein. Aber unabhängig davon: Für das nächste Jahr hat Firmenchef Karl-Heinz Maerzke schon vor einiger Zeit Umsätze von 260 Millionen Euro und für 2017 von 340 Millionen Euro in Aussicht gestellt. Da könnte schon in zwei Jahren ein Ergebnis je Aktie im Bereich von 5,0 Euro drin sein und Kurse deutlich über 50 Euro.

Bauer – Kurse deutlich unter Buchwert

Spannend ist auch Bauer AG aus dem SDAX. Beim Spezialisten für Bau und Spezialmaschinenbau gab es im ersten Halbjahr nicht nur eine Steigerung des Umsatzes von 4,2 Prozent auf 780,4 Millionen Euro, sondern auch beim Auftragsbestand einen deutlichen Sprung um 13,9 Prozent. Erst im August und September konnte der Konzern aus Schrobenhausen in Bayern zwei Grossaufträge mit einem Volumen von jeweils mehr als 60 Millionen Euro an Land ziehen.

Angesichts des prognostizierten Anstiegs des Gewinns von 15,7 auf 18 bis 23 Millionen Euro – entsprechend rund 1,05 bis 1,35 Euro je Aktie – und einem Kurs, der 20 Prozent unter dem Buchwert von 22,18 Euro liegt, sind bei Bauer noch deutlich höhere Notierungen zu erwarten.

Innotec TSS – nachhaltiges Wachstum

Der Anbieter, unter anderem der Türsysteme Innotec TSS, fällt derzeit durch einen stabilen Kursverlauf auf. Während der DAX rund 15 Prozent unter den Hochs vom August liegt, notiert die Aktie des Bauzulieferers aus Düsseldorf unverändert. Innotec TSS fällt aber noch durch einen anderen Punkt auf: Extrem stabiles und nachhaltiges Wachstum. In den letzten zehn Jahren verzeichnete das Unternehmen Jahr für Jahr steigende Umsätze – lediglich 2008 gab es ein leichtes Minus bei den Erlösen von 2,1 Prozent. Insgesamt gab es seit 2005 ein Plus von 67,8 Prozent, das zu einem Umsatz von 91,8 Millionen Euro führte.

Besonders erfreulich: Auf der Gewinnseite verzeichnet Innotec TSS seit 2010 konstant hohe Ergebnisse, überwiegend zwischen 0,90 und 1,0 Euro je Aktie. Da die Rheinländer ihren Umsatz im ersten Halbjahr um 5,4 Prozent und den Gewinn sogar um 29,3 Prozent steigern konnten, ist bei der Aktie in einem wieder freundlicheren Börsenumfeld mit deutlichen Steigerungen zu rechnen.

Sto – Aktie setzen auf den Rebound von der Unterstützung

Nach dem Kursrückschlag seit Juni ist auch die Aktie von Sto SE wieder interessant. Der Spezialist für Farben und Fassadendämmung ist aber auch seit vielen Jahren erfolgreich unterwegs. In den letzten fünf Jahren verzeichnete der Konzern aus Stühlingen in Baden-Württemberg Jahr für Jahr steigende Umsätze, und das Ergebnis liegt seit vielen Jahren in der Regel zwischen 10,0 und 11,0 Euro je Aktie. Anleger setzen darauf, dass der Titel jetzt wieder, wie schon Ende 2014, von der Unterstützung bei 125 Euro nach oben abprallen kann.