Am 17. März beschloss die Schweizerische Nationalbank (SNB), das Zielband für den Leitzins bei -0,25 bis -1,25 Prozent zu belassen und unverändert einen Mittelwert von -0,75 Prozent anzupeilen. Vom Grossteil der Marktanalysten wurde dieser Entscheid erwartet, nachdem der Wechselkurs EUR/CHF im Zuge der Zinssenkung der Europäischen Zentralbank (EZB) unverändert geblieben war. Was ist vom Entscheid der SNB zu halten? Was sind seine möglichen kurz- und längerfristigen Folgen?

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Gemäss der SNB ist «der Franken nach wie vor deutlich überbewertet» und müsste an Wert verlieren. Hätte die SNB also besser an der Zinsschraube drehen sollen, um den Franken zu schwächen? Hier liegt das Dilemma: Soll die SNB zur Schwächung der eigenen Währung beitragen oder Stärke zeigen? Soll sie die Nöte der unter dem Wechselkurs leidenden Exportwirtschaft lindern oder die institutionellen Anleger weiter vor den Kopf stossen?

Probleme der Eurozone lasten auf der Schweizer Wirtschaft

Zwar betont die SNB, dass sie nur dann Einfluss auf den Devisenmarkt nimmt, wenn sich dies als notwendig erweist. Das Problem wird damit jedoch nur kurzfristig gesehen gelöst. Denn auf mittlere Frist streben die Zinssätze immer in Richtung des eigenen Grundwertes. Wenn die SNB den Wechselkurs EUR/CHF langfristig steuern will, dann ist es nur eine Frage der Zeit, bis sie auf die Zinssätze Einfluss nehmen wird – insbesondere auf den Spread zwischen den schweizerischen und den europäischen Zinssätzen.

Die EZB sieht sich der Eurozone, dem wichtigsten Handelspartner der Schweiz, gegenüber drei Herausforderungen ausgesetzt: Abschwächung der Währung, Rückgang des Wachstums und schwache Inflation. Die EZB ist überzeugt, dass sich diese Entwicklungen mindestens zwei Jahre fortsetzen werden. Entsprechend zeitigt dies Auswirkungen auf die Schweiz. Daher ist es logisch und konsequent, wenn die SNB die Inflationsprognosen für die Jahre 2016 und 2017 nach unten korrigiert.

Geringe Volatilität beim Franken – der Markt war auf die Zinssenkung der EZB vorbereitet

Es fragt sich, warum die Zinssenkung der EZB zu keiner starken Volatilität des Schweizer Frankens geführt hat. Die Antwort kann nur lauten: Die Märkte waren darauf vorbereitet. Dennoch gehe ich weiterhin davon aus, dass die SNB früher oder später die Zinssätze anpassen muss – es bleibt ihr schlichtweg keine andere Wahl. Soll sich der Wechselkurs EUR/CHF über 1,10 hinaus stabilisieren und bis zum Jahresende an 1,15 annähern, so dürfen wir gespannt sein, welche Schritte die SNB unternehmen wird.

Laurent Bakhtiari, Market Analyst der IG Bank