Die Aktien von Stellenvermittler Adecco haben sich zuletzt eher enttäuschend entwickelt. Auch die erfreulichen 1.-Halbjahres-Zahlen gaben dem Valor keinen Auftrieb. Nun lädt der weltweit grösste Stellenvermittler mit Sitz in Zürich am 23. und 24. September zu den halbjährlichen Investorentagen in Miami, um über die Strategie und den aktuellen Geschäftsgang der Firma zu informieren.

Die Titel der Stellenvermittler gelten als äusserst konjunktursensitiv: Schwächt sich die Wirtschaft ab, werden Tempo-rärkräfte überflüssig, zieht sie an, sind flexible Arbeitnehmer gefragt. Das lässt sich auch am Kurs der Adecco-Aktie nachvollziehen: Im Sommer 2007 notierte der Valor bei fast 100 Fr., während der Krisenmonate sackte der Titel gegen 30 Fr. ab und letzten Frühling konnte er sich wieder bis auf 66 Fr. erholen. Ähnliches gilt für das US-Unternehmen Manpower und den niederländischen Stellenvermittler Randstad.

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Doch trotz der momentanen Sorgen um die Konjunktur scheint der Trend gebremst. Die jüngsten Abwärtskorrekturen der BIP-Prognose für die USA führten im Gegensatz zu den letzten zwei Korrekturen zu keiner negativen Reaktion des Aktienkurses von Adecco mehr. Laut den Experten der Bank Vontobel lasse das vermuten, dass der Markt die Abschwächung bereits im Kurs eingepreist habe.

Zuversicht bei den Vermittlern

Im Gegensatz zum Aktienkurs können die Stellenvermittler, und damit auch Adecco, derzeit von der makroökonomischen Unsicherheit sogar profitieren. Denn der Konjunkturtrend ist eher uneindeutig. Aus Flexibilitätsgründen stellen deshalb Unternehmen vermehrt temporäre Arbeitskräfte ein und verzichten auf fest angestellte Arbeitnehmer, so die Analysten der Bank Vontobel. Die aktuellsten Zeitarbeitsdaten haben sich sowohl für die USA als auch für Frankreich erfreulich entwickelt und lassen auf ein zweistelliges Wachstum bei den Temporärjobs schliessen. Frankreich ist für Adecco nach wie vor der bedeutendste Markt. Dort hat das Unternehmen 2009 rund einen Drittel des Umsatzes erzielt. In den USA, dem zweitwichtigsten Markt, waren es im zurückliegenden Geschäftsjahr 16%.

Doch der Arbeitsmarkt erholt sich nicht überall gleich schnell, so Jeffrey A. Joerres, CEO des Adecco-Konkurrenten Manpower. In Schwellenländern wie etwa China, Taiwan, Indien und Brasilien sei die Nachfrage nach Arbeitskräften sehr hoch, während in den USA und Japan das Wachstum viel geringer ausfalle, so das Resultat einer aktuellen Manpower-Studie.

Auch daher erwarten die Investoren in Miami Informationen darüber, wie sich die Akquisitionen Spring und MPS entwickeln. Mit MPS soll nämlich das gegenüber den Temporärjobs margenträchtige Fachkräftevermittlungsgeschäft in den USA gestärkt werden. Die Sparte soll laut Unternehmensangaben bald einen Viertel des Konzernumsatzes ausmachen. Denn Adecco generiert zwar in Frankreich den grössten Anteil des Umsatzes, doch das US-Geschäft trug trotz der tieferen Einnahmen in der Vergangenheit 30% zum Gewinn bei.

Manpower-Aktie gefragt

Von den Verbesserungen am Arbeitsmarkt scheinen auch die Marktexperten überzeugt. So wird derzeit etwa der Manpower-Valor von 75% der Experten zum Kauf empfohlen. Uneinheitlicher ist das Bild beim niederländischen Stellenvermittler Randstad. Die Credit Suisse etwa bewertet die Randstad-Aktie mit «Underperform». Insgesamt rät jedoch noch immer mehr als die Hälfte der Experten zum Kauf der Valoren. Im direkten Vergleich mit den beiden Branchenschwergewichten schneidet Adecco etwas schwächer ab. Nur gerade 40% der Experten bewerten den Valor mit «Kaufen». Doch die Experten der Bank Vontobel sind weiterhin überzeugt vom Titel und stufen die Adecco-Aktie mit «Kaufen» ein. Das Kursziel wird auf 75 Fr. festgelegt (aktuell: 51 Fr.).