Seit Monaten geht es mit dem Goldpreis nach unten. Die Höchststände im Jahr 2011 bei mehr als 1800 Dollar pro Feinunze sind längst passé. Zuletzt hatte die Aussicht auf eine Zinswende in den USA das Edelmetall belastet. Kurz vor der Ratssitzung der US-Notenbank Fed am Donnerstag liegt der Preis nur noch bei gut 1210 Dollar. Pessimisten sehen den Preis schon bald in Richtung 1000 Dollar rutschen. «Wir rechnen auf Sicht von 12 Monaten mit einem Preis von 1100 Dollar pro Unze», sagte Carsten Menke, Rohstoffanalyst bei der Bank Julius Bär, kürzlich.

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Der fallende Goldpreis sorgt nicht nur bei den Anlegern für Verunsicherung. Auch bei den Förderern und Rohstoffhändlern führt er zu Ungemach. So leiden vor allem die südafrikanischen Goldproduzenten unter dem Preisverfall. Die Gewinne bleiben aus, die Fördermenge ist so gering wie kaum zuvor. Der Abbau wird dadurch immer teurer. Die Folgen: Tausende Minen werden stillgelegt, Arbeiter werden massenhaft entlassen. Südafrika ist vom weltweit grössten Goldförderer auf Platz 5 abgerutscht.

«Die Leute kaufen tendenziell dazu»

Auch beim fünftgrössten Ölhändler Gunvor mit Sitz in Genf brodelt es. Das Unternehmen zieht sich aus dem physischen Handel mit Gold zurück. Dabei ist die Sparte für den Kauf und Verkauf von Gold vor nicht einmal einem Jahr gegründet worden. Ein Grund für die Entscheidung sei die Schwierigkeit, eine konstante Belieferung mit Gold sicherzustellen, berichtete ein Insider laut Nachrichtenagentur Bloomberg.

Gunvor gibt sich verschlossen. «Wir kommentieren solche Angelegenheiten nicht», lässt der Konzern gegenüber handelszeitung.ch ausrichten. Eröffnung, Schliessung und Wiedereröffnung von Sparten sei für ein Handelshaus nichts Aussergewöhnliches.

Auch bei den Schweizer Goldhändlern macht sich der tiefe Goldpreis bemerkbar – allerdings vorerst positiv. «Die Leute kaufen tendenziell dazu», sagt ein Schweizer Goldhändler, der anonym bleiben will. Es sei jedoch wegen des Preisverfalls nicht zu einem Ansturm gekommen. Es sei auch nicht so, dass Investoren sich nun aus Angst vor einer weiteren Talfahrt vom Edelmetall trennten. «Unsere Kunden kaufen Gold mit einem Anlagehorizont zwischen 10 und 15 Jahren», sagt der Händler.

Privatanleger unterschätzen Wechselkurseffekt

Diese Erfahrung macht auch der Goldhändler Finemetal an der Zürcher Bahnhofstrasse. «Die Nachfrage nach physischem Gold hat bei uns seit Herbst wieder deutlich angezogen», sagt Finemetal-Chef Domenic Parli. «Das aktuelle Preisniveau wird als günstige Einstiegsmöglichkeit und für Zukäufe genutzt.» Diese würden sich aber in kleinem Rahmen bewegen. Zu Verkäufen käme es aber momentan nicht, so Parli. «Erst bei deutlich höherem Goldpreis stellen wir jeweils vermehrte Verkäufe fest.»

Wer Anfang Jahr eine Unze Gold gekauft hat, hat bis zum Ende letzte Woche in Dollar gemessen lediglich eine Rendite von rund 1,6 Prozent erzielt. Anders sieht es in Schweiz Franken aus. Die Rendite lag immerhin bei gut 10 Prozent – trotz der Talfahrt des Goldpreises. Anleger konnten demnach von der Entwicklung beim Dollar-Franken-Kurs profitieren. «Die Performance des Goldpreises in Franken fusst grösstenteils auf der Aufwertung des Dollar gegenüber dem Schweizer Franken», begründete Parli das Plus.

Dieser positive Effekt gehe bei vielen Privatanlegern unter. Sie seien sich nicht bewusst, dass mit Gold gewisse Währungsrisiken ausgeglichen werden können. «Die Leute sehen Gold noch immer nicht als unabhängige Währung, sondern als Investment wie Aktien und Obligationen», sagt Parli.

Gold als sicheren Hafen wiederentdeckt

Über die Frage, wohin sich der Goldpreis in den kommenden Monaten hinbewegt, sind sich die Analysten uneins. Im Gegensatz zur Bank Julius Bär blickt die deutsche Commerzbank zuversichtlicher auf das Edelmetall. «Wir rechnen in den kommenden Monaten bei Gold mit einem stabilen Preisverlauf in Dollar und einem Preisanstieg gemessen in Euro oder Yen», liess das zweitgrösste Geldhaus Deutschlands vor ein paar Tagen verlauten.

Grund dafür sei, das die Anleger das Edelmetall wieder als sichere Anlage wiederentdecken. Zwar erholt sich die weltgrösste Volkswirtschaft USA immer kräftiger. Doch herrsche angesichts der schwachen Konjunkturentwicklung in Europa, Japan und China grosse Unsicherheit, so die Commerzbank.