Aktien sind am Montag an der türkischen Börse gar nicht gefragt, die türkische Lira zieht dagegen an. Ihr Kurs war allerdings am Freitag in Reaktion auf den Militär-Aufstand bereits um fünf Prozent eingebrochen.
«Kurzfristig scheint die Gefahr von weiteren Kämpfen gebannt», schrieb Commerzbank-Analyst Tatha Ghose in einem Kommentar. Es bleibe aber die Frage, wie sich die Verhaftungswelle unter Regierungskritikern langfristig auswirken werde. «In den kommenden Tagen ist vermehrt mit Vorschlägen zu Verfassungsänderungen oder gar Ankündigungen von Neuwahlen zu rechnen.» Die türkische Regierung betonte, dass der Aufstand die dortige Wirtschaft nur kurz belasten werde.
Aktienindex brach ein
Am Freitagabend hatten Teile des Militärs versucht, die Macht an sich zu reissen. Die Regierung hat inzwischen mit den angedrohten «Säuberungen» in Militär und Justiz begonnen. Rund 3000 Militärangehörige wurden festgenommen, fast ebenso viele Richter und Staatsanwälte abgesetzt und in Gewahrsam genommen.
Der türkische Aktienindex brach am Montag um bis zu 2,9 Prozent ein. Besonders hart traf es Luftfahrtwerte wie Turkish Airlines oder den Billig-Flieger Pegasus, deren Aktien bis zu 6,5 Prozent verloren. In ihrem Sog gaben die in London notierten Touristik-Konzerne TUI und Thomas Cook bis zu 6,1 Prozent nach. Aktien der beiden türkischen Flughafen-Dienstleister Celebi und TAV büssten jeweils 6,6 Prozent ein.
Türkische Anleihen unter Druck
Am Anleihemarkt trieben Verkäufe die Rendite der bis 2036 laufenden türkischen Dollar-Bonds auf bis zu 5,052 von 4,882 Prozent. Gleichzeitig verteuerte sich die Absicherung eines zehn Millionen Dollar schweren Pakets türkischer Anleihen gegen Zahlungsausfall um 16'000 auf 241'000 Dollar, teilte der Datenanbieter Markit mit. Einige Investoren suchten Schutz in «sicheren Häfen». Der Bund-Future, der auf der zehnjährigen Bundesanleihe basiert, gewann bis zu 31 Ticks auf 166,37 Punkte.
Der Dollar, der am Freitag zeitweise auf ein Sechs-Monats-Hoch von 3,0476 Lira geklettert war, verbilligte sich zum Auftakt der neuen Woche auf 2,9426 Lira. Eine längerfristige Schwäche der türkischen Währung sei eine Belastung für die dortige Finanzbranche, da diese sich hauptsächlich in Fremdwährungen verschuldet habe, betonte Sean Darby, Chef-Anlagestratege der Investmentbank Jefferies. Sekerbank sagte nach Informationen der Thomson Reuters-Tochter IFR eine Präsentation für potenzielle Käufer einer geplanten Dollar-Anleihe ab. Die Aktien des Geldhauses verloren 4,4 Prozent.
(reuters/chb/ama)