Mittlerweile interessieren sich im Anlegerland USA sogar die Börsenaufsicht SEC und die Finanzregulierungsbehörde FINRA für die sogenannten inversen und Leverage-ETF. Das sind Exchange-Traded-Funds, bei denen auf niedrigere Kurse oder mit Hebelwirkung auf Kursveränderungen bei den Basiswerten spekuliert wird. Auch bei «normalen» Fonds und bei Investmentgesellschaften soll der Einsatz von Derivaten untersucht werden. Bis SEC und FINRA ihre Untersuchungen beendet haben, sollen in den USA keine neuen ETF emittiert werden. Produkte, die bereits am Markt sind, werden vorläufig nicht verboten.

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Zusätzliche Risiken in ETF

Grund für den Vorstoss der SEC sind Befürchtungen, wonach Anleger die zusätzlichen Risiken, die mit der Verwendung von Derivaten in ETF einhergehen, nicht verstehen. Experten wie Ron Rowland, Präsident bei Capital Cities Asset Management, sehen in den USA eine Reihe von Klagen auf die Sponsoren von ETF (wie die Emittenten im ETF-Geschäft genannt werden) mit Derivaten zukommen. Vor allem Anbieter wie Direxion, Rydex oder ProShares, die sich auf gehebelte ETF und solche auf Rohstoffbasis konzentrieren, dürften unter Druck kommen.

Die Debatte in den USA hat noch zu keinen Auswirkungen in der Schweiz geführt. Laut Finma-Sprecher Tobias Lux plant die Eidgenössische Finanzmarktaufsicht im Moment keine regulatorischen Schritte. ETF würden wie normale Fonds behandelt, entscheidend sei, dass der Fonds, unabhängig vom Sponsor, im Konkursfall überleben würde.

Über 20 Produkte in der Schweiz

«Wir halten nichtlineare Produkte in ihrer jetzigen Form generell für sehr erklärungsbedürftig. Sie sind allenfalls für sehr gut informierte professionelle Anleger als kurzfristiges Investmenttool geeignet und weniger für den privaten Anleger», räumt Marc Bubeck, Sprecher bei iShares, einem zum US-Finanzdienstleister Backrock gehörenden ETF-Anbieter, ein. iShares zählt zu den grössten ETF-Anbietern.

In der Schweiz gehören von den knapp 500 gelisteten ETF zwei Dutzend zur betroffenen Kategorie. «Wirklich Umsatz läuft aber nur in den Short-ETF auf echte Blue-Chip-Indizes oder in Short-ETC», sagt Martin Raab, ETF-Experte bei Derivative Partners in Zürich.

Über die Hälfte der ETF sind «synthetisch» repliziert. «Hier sorgt ein Swap für die nötige Fondsperformance und nicht zwingend der Indexbasiswert, welcher auf dem ETF steht», sagt Raab weiter. Synthetisch replizierte ETF hätten generell einen geringeren Tracking-Error als physisch replizierte ETF. «Das liegt unter anderem daran, dass bei physisch replizierten ETF besonders Quellensteuern bei Dividenden und Index-Anpassungen die Kosten treiben», erklärt Raab.

Auf die Grenzen der physischen Replikation weist man bei der UBS hin. «So können gewisse Underlyings, wie beispielsweise Öl, nicht oder nur mit erheblichen Kosten physisch repliziert werden», begründet UBS-Sprecherin Tatiana Togni, «ausserdem können synthetisch replizierte ETF in gewissen Fällen steuereffizienter sein als physisch replizierte ETF.»«Wir setzen überwiegend auf voll replizierende ETF», sagt iShares-Sprecher Marc Bubeck. Bei iShares werden Swap-basierte ETF nur für Benchmarks angeboten, die ausschliesslich mittels Swaps darstellbar sind, wie beispielsweise Rohstoffe, oder für Benchmarks, deren voll replizierende Variante nicht effizient wäre. Von den insgesamt 173 europäischen iShares ETF bilden 19 ihren Index mit Hilfe von Swaps ab.Lediglich eine Handvoll ETF bietet die Zürcher Kantonalbank (ZKB) an. Diese Edelmetall-ETF sind alle mit physischem Gold oder Silber unterlegt. «Es gibt auch synthetisch abgebildete Instrumente mit äusserst geringen Kosten, allerdings sind dort teilweise Belehnung bzw. Ausleihe der Metalle erlaubt, was für das Produkt einen Zusatzertrag einbringt und dadurch die Kosten reduziert, aber auch die Risiken deutlich erhöht», sagt ein ZKB-Sprecher zum möglichen Derivateeinsatz bei ETF.