Das Börsenphänomen nennt sich «Dead Cat Bounce». Ein makabres Bild, denn es verweist auf die Tatsache, dass auch eine tote Katze noch einen kleinen Sprung macht, wenn man sie von genügend weit oben fallen lässt. Auch wenn der Vergleich vielen Tierfreunden missfallen dürfte, ein Blick auf die Aktienmärkte zeigt, dass an der Erscheinung etwas dran ist.

Beispielhaft zeigt sich das Phänomen am Kurs von Arpida, der heutigen Evolva. Nach einem negativen Entscheid der US-Gesundheitsbehörde Ende 2008 stand die Biotech-Firma vor dem Aus. Der Kurs fiel ins Bodenlose, das Minus betrug satte 90%. Doch auch der Dead Cat Bounce liess nicht lange auf sich warten: Etwas mehr als ein Monat später zuckte der Kurs ein erstes Mal und legte kurzfristig 23% zu. Wer noch mehr Geduld und vor allem stählerne Nerven besass, konnte sich knapp ein Jahr später, mit der Übernahme durch Evolva, über eine Performance von mehr als 300% freuen.Auch bei der Genfer Addex zeigte sich ein Dead Cat Bounce. Auslöser für den Crash um über 65% war hier der Misserfolg einer Studie zu deren Hauptprodukt im Bereich Migräne-Prophylaxe. Zwei Tage nach dem freien Fall legte der Kurs gut 8% zu. Seither geht es allerdings kontinuierlich abwärts.

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Folgt bei Santhera der Bounce?

Beim jüngsten Absturz von Santhera könnte sich das Phänomen nun wiederholen. Auch der Titel der Biopharma-Firma brach um fast die Hälfte ein, weil deren wichtigster Kandidat in der Phase-III-Studie scheiterte. Der Dead Cat Bounce blieb bisher noch aus.Dass es sich bei den aufgeführten Beispielen allesamt um Biotech-Firmen handelt, hängt daran, dass deren Geschäftsmodell in der Entwicklungsphase sehr riskant ist. «Sein oder nicht sein» kann von einer einzelnen Studie abhängen. Andererseits macht der Misserfolg eines Produktes ein solches Unternehmen noch nicht zwangsläufig zur toten Katze.Santhera beispielsweise wäre wohl eher, um beim Bild zu bleiben, ein schwer verletztes Tier. Denn noch besteht Hoffnung. «Santhera arbeitet an weiteren Wirkstoffen, die potenziell funktionieren könnten. Ausserdem werden neue Ergebnisse zu Catena in weiteren Indikationen im 2. Halbjahr 2010 erwartet», erklärt Vontobel-Analystin Silvia Schanz. Kurzfristig seien die Aussichten aber trüb. Nach eigenen Angaben verfügt Santhera über finanzielle Mittel bis ins Jahr 2012, womit diese letzten Chancen genutzt werden könnten. Ansonsten bleibt der Firma nicht einmal eine Technologie-Plattform, die verkauft werden könnte. «Wie bei Arpida würde wohl nur noch der Börsenmantel übrig bleiben. Die Entwicklung neuer Wirkstoffe wurde bereits heruntergefahren», erklärt Schanz.Wäre Santhera heute folglich ein Kauf, um auf einen Dead Cat Bounce zu wetten? Philipp Jäggle, Chartanalyst der Zürcher Kantonalbank, rät ab: «Es handelt sich dabei zwar um ein spannendes Phänomen, darauf zu spekulieren wäre aber sehr riskant. Denn eigentlich ist bei diesen Werten alles möglich.» Da die Lage in solchen Situationen zumeist völlig undurchsichtig und nebulös sei, ist es sehr schwierig, den richtigen Einstiegszeitpunkt zu finden und Kursgewinne zu erzielen. Und wer die letzte Zuckung verpasst, dem droht im schlimmsten Fall gar der Totalverlust.