Datacolor ist aus der Eichhof Holding hervorgegangen, nachdem deren Getränkesparte an Heineken verkauft worden war. Seither konzentriert sich der ehemalige Eichhof-Chef Werner Dubach auf die Farbmanagement-Firma, die beispielsweise gewährleistet, dass die vom US-Einzelhandelskonzern Wal-Mart bestellten Textilien die richtige Färbung aufweisen. Nach seinem Ausstieg bei der Brauerei Eichhof ist Dubach ins Finanzgeschäft eingestiegen, als VR-Präsident bei Entrepreneur Partners.
In den kommenden drei bis fünf Jahren soll Datacolor einen Umsatz von 200 Mio Fr. erzielen, davon 120 Mio Fr. organisch. Wie wollen Sie dies erreichen angesichts des heutigen Umsatzes von gut 50 Mio Fr.?
Werner Dubach: Nach einer Erholung der Wirtschaft sollte Datacolor wieder auf den Umsatz der früheren Jahre von rund 80 Mio Fr. kommen. Denn wir hatten damals keinen Hype, im Gegenteil. Die Textilindustrie, vor allem die staatlich geförderten Betriebe in China, ist schon vor Ausbruch der Krise auf die Bremse getreten. Zudem haben wir die Firma noch vor der Rezession auf höhere Effizienz ausgerichtet und eine verjüngte Geschäftsleitung eingesetzt. Heute investieren wir wesentliche mehr in Forschung und Entwicklung, um mit innovativen Produkten überproportional vom Aufschwung zu profitieren.
Alleine organisch entspricht Ihr Ziel mehr als einer Umsatzverdoppelung.
Dubach: Die Pläne wurden mit der Geschäftsleitung erarbeitet, und sie sind machbar. Wir werden aber auch kleinere und mittelgrosse Zukäufe tätigen müssen. Zu denken ist dabei an ergänzende Produkte und neue Technologien. Weiter wollen wir in verwandte Märkte vordringen, in denen wir bisher noch kaum aktiv waren.
An welche Märkte denken Sie?
Dubach: In der Textilindustrie sind wir mit einem Marktanteil von gut 80% die klare Nummer eins. Auch im gesamten Pigment-, Farb- und Lackbereich sind wir stark. Dieses Segment wollen wir ausbauen. Ein neuer Markt, der derzeit noch in den Kinderschuhen steckt, ist zum Beispiel der Automobilsektor. Die Autobauer müssen in ihrer gesamten Wertschöpfungskette das Farbmanagement einführen, um ihre Arbeitsprozesse zu vereinfachen und effizienter zu machen. Jenen Prozess, den die Textilindustrie in den letzten 20 Jahren durchgemacht hat, muss die Autoindustrie heute nachvollziehen.
Gibt es konkrete Projekte?
Dubach: Wir arbeiten bereits mit BMW, Porsche und VW zusammen. Derzeit sind wir mit amerikanischen und japanischen Autoherstellern im Gespräch.
Welchen Umsatz bringt dieses Geschäft?
Dubach: Es steht noch in der Anfangsphase. Bereits mittelfristig dürfte es ein interessanter Markt sein. Wie gross dieser sein wird und wie lange die Entwicklung dauert, ist zurzeit schwierig abzuschätzen.
Welche Akquisitionen sind geplant?
Dubach: Interessant wären einzelne mittelgrosse Firmen, die in spezifischen Märkten tätig sind. Sie sind aber meistens in Familienbesitz. Daher bin ich skeptisch, ob eine Übernahme möglich sein wird. Im Bereich der neuen Technologien verfolgen wir eine Reihe interessanter Projekte. Sie sind alle eindeutig in unserem Kerngeschäft Farbmetrik angesiedelt.
Wie konkret sind die Pläne?
Dubach: Wir führen eine Reihe interessanter Gespräche. Möglich wäre auch ein Joint Venture. Viele Firmen wollen mit uns zusammenarbeiten, da sie nicht über globale Vertriebsstrukturen verfügen.
Von welcher Grösse sprechen Sie hier?
Dubach: Im einstelligen Mio-Fr.-Umsatz. Damit kommen wir unserem Umsatzziel zwar nicht sofort näher, aber wir erhalten innovative Produkte und Technologien, wodurch wir unsere Vormachtstellung weiter ausbauen können.
Wie ist dies zu verstehen?
Dubach: Der Hauptkonkurrent spart zurzeit generell massiv, vor allem im Verkauf wie auch in der Entwicklung.
Davon profitieren Sie?
Dubach: Ja, Datacolor spürt, dass die Kunden unserer Konkurrenten zum Teil verunsichert sind.
Ist die Restrukturierung bei Datacolor abgeschlossen?
Dubach: Ja. Noch vor der Finanzkrise vor einem Jahr haben wir Datacolor auf Effizienz ausgerichtet und bereits vor fünf Jahren begonnen, die Produktion nach China in unser Betriebsgebäude zu verlagern.
Die Restrukturierung hat lange gedauert.
Dubach: Zuerst mussten wir ein Zuliefernetz und die Produktion in China aufbauen. Wir haben nichts überstürzt, um die hohen Qualitätsanforderungen an unsere Produkte sicherstellen zu können.
Wie ist Datacolor ins neue Geschäftsjahr gestartet?
Dubach: Mit dem Aufschwung werden wir zulegen. Unsere Produkte führen zur Qualitäts- und Effizienzförderung. Daher müssen unsere Abnehmer in unsere Systeme investieren. Den Einbruch um 30% werden wir schnell wieder aufholen ? vorausgesetzt, die Wirtschaftserholung hält an.
Wie läuft es allgemein in der Branche?
Dubach: Der Bereich Textilindustrie wächst ohne Zweifel wieder. Der Konsumbereich hängt stark von Amerika ab. Ich hätte nie gedacht, dass der Konsum in den USA dank den immensen Fördermassnahmen der Staaten so schnell wieder anzieht.
Welche Ziele strebt Datacolor im aktuellen Geschäftsjahr per Ende September an?
Dubach: Im Moment kann niemand vorhersagen, wie die Wirtschaft in einem Jahr aussehen wird. Wir erwarten eine weitere deutliche Verbesserung gegenüber dem letzten Jahr. Das laufende Jahr hat erfreulich begonnen, wir wissen aber nicht, ob diese Entwicklung anhalten wird.
Datacolor arbeitet an einem miniaturisierten Sensor. Mit welchem Ziel?
Dubach: Wir sind überzeugt, dass wir damit die gesamte Industrie verändern werden. Auch was die Herstellkosten betrifft. Der Sensor soll in Notebooks und Drucker eingebaut werden können.
Wann wird er auf den Markt kommen?
Dubach: Es ist ein Forschungsprojekt, welches weit fortgeschritten ist. Die Laborversuche sind erfolgreich. Derzeit evaluieren wir im Markt erhältliche Standardkomponenten für den Bau des Sensors, was eine deutlich einfachere und kostengünstigere Herstellung ermöglicht.
Sie werden zu einem Computerzulieferer.
Dubach: Dieses Geschäft wäre interessant. Eine Reihe grösserer Firmen ist an unserem Sensor interessiert - Computerfirmen, Hersteller von Fernsehbildschirmen und von Druckern.
Wozu soll der Sensor gut sein?
Dubach: Wer Bilder bearbeitet, braucht einen kalibrierten Bildschirm und Drucker, ansonsten entstehen völlig falsche Ergebnisse. Beim Drucken hat man mit dem Drucker, den Farben und dem Papier drei Variablen, die kontrolliert werden müssen, damit ein gutes Ergebnis erzielt wird.
Datacolor ist aus der Eichhof Holding hervorgegangen. Im Juni eröffnet in Luzern nun eine neue Kleinbrauerei. Würde Sie das Biergeschäft nochmals reizen?
Dubach: Nein, überhaupt nicht. Ich finde es grossartig, dass Leute mit Enthusiasmus eine lokale Brauerei aufbauen. Das ist aber nichts für mich. Mit Eichhof habe ich einen Industriebetrieb geführt, für einen Start-up wäre ich nicht der Richtige.
Bei Entrepreneur Partners (Enpa) sitzen Sie jedoch im Verwaltungsrat.
Dubach: Vor zwei Jahren haben Oliver Ganz, einer der Mitgründer, und ich darüber gesprochen, eine Finanzboutique für Unternehmer und Familien aufzubauen. Das Gründerteam verfügt über langjährige Erfahrung in diesem Bereich, wollte aber nicht in den Verwaltungsrat. Daher habe ich diesen Part übernommen. Als weitere Verwaltungsräte konnten wir Rudolf Stäger und Jürgen Dormann gewinnen.
Wozu braucht es die Enpa?
Dubach: Als Vermögensverwalter für Familien und Unternehmer.
Weshalb sollen die Unternehmer gerade zu Ihnen kommen?
Dubach: Weil wir uns spezifisch und unabhängig auf ihre Bedürfnisse ausrichten. Wir funktionieren ähnlich wie ein Family-Office und bieten auch Gesamtdienstleistungen hauptsächlich im Asset Management an. Einen speziellen Fokus legen wir auf Schweizer Aktien.
Solche Dienstleistungen erbringt auch eine Privatbank.
Dubach: Wir kommen von einer anderen Seite her und sind unabhängig von Banken, weil wir immer Unternehmer beraten haben. Zudem werden wir auch Private-Equity-Aktivitäten ausüben und beratend zur Seite stehen. Wir verfügen bereits deutlich über mehr als 1 Mrd Fr. Assets under Management.