Die Pläne sind ebenso riesig wie die Wolkenkratzer an Dohas renommiertem Boulevard, der 7 Kilometer langen Corniche: Bis 2023 will das mit 124 000 Dollar pro Kopf materiell reichste Land der Welt die Zahl seiner jährlichen Besucher auf 5,6 Millionen steigern – im Rahmen des staatlichen Tourismusförderungsplanes in den nächsten vier Jahren also verdoppeln.

Mit guten Chancen. Katar sieht sich als Drehkreuz touristischer Interessen, wo kulturelle Authentizität auf die Moderne, die Wüste auf das Meer und der Reisende aus der ganzen Welt auf den traditionsbewussten Einheimischen trifft.

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Die angestrebte Diversifikation ist nicht selbstlos: Das Emirat am Persischen Golf weiss, dass die heutige Haupteinnahmequelle, das Fördern von Erdgas (Katar liefert einen Drittel der weltweit benötigten Flüssiggasmenge) und Erdöl, nicht auf ewig sprudelt. Der nationale Tourismusrat sieht daher viel Zukunft im Reiseverkehr, mit dem Hub Doha als Drehscheibe für die staatseigene Fluggesellschaft Qatar Airways wie auch als Ferien- und Businessdestination.

Skyline Doha

Geschäftiges Doha: Die Skyline ist sinnbildlich für das höchste Pro-Kopf-Einkommen der Welt.

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Die Scheichfamilie Al Thani ihrerseits setzt zusätzlich auf die weltweit ausgerichteten Investitionen durch den Staatsfonds Qatar Investment Authority (QIA). Dieser führt in seinen milliardenschweren Büchern unter anderem Beteiligungen an der Credit Suisse (CS), am Warenhaus Harrods, am Volkswagenkonzern, am Fussballklub Paris Saint-Germain und vielen anderen. In der Schweiz wird zusätzliche Präsenz markiert: Das Bürgenstock-Resort am Vierwaldstättersee wurde zu 100 Prozent mit Geldern aus Doha zur Zentralschweizer Hotelperle ausgebaut. Mehr als 550 Millionen Franken flossen hierfür in die Schweiz.

Zweimal täglich ab Zürich

Qatar Airways Die staatliche Fluggesellschaft fliegt zweimal pro Tag ab Zürich und einmal ab Genf nach Doha (Reisezeit fünfeinhalb Stunden). Über vier Fünftel der Passagiere der eingesetzten A350-900-Maschinen nutzen Doha als Transitstation. Wer die katarische Hauptstadt als Reiseziel wählt, dem stehen die Al-Maha Services, die eigene Flughafendienstleistung der Qatar Airways, zur Verfügung. Die Zusatzausgaben lohnen sich vor allem bei der Einreise, profitiert man doch von einer beschleunigten Zollabfertigung und vermeidet die lange Schlange am Immigrationsschalter

Fussball-Gipfeltreffen nur Zwischenziel

Von eminenter Wichtigkeit für Katars Entwicklung ist der Fifa World Cup. An und mit der Fussball-Weltmeisterschaft vom 21. November bis 18. Dezember 2022 (Final am Nationalfeiertag der Monarchie) wollen die Katari die Meisterprüfung ablegen. Der Zeitplan hierzu wird strikte eingehalten. Die acht Stadien sind 45 Monate vor dem ersten Anpfiff (ob mit 48 teilnehmenden Mannschaften ist noch offen) zu 80 Prozent erstellt; vielerorts laufen bereits die Umgebungsarbeiten und werden die Kühlanlagen der Fussballtempel ersten Einsatztests unterzogen. Der lokale Organisator will vergessen lassen, dass im Vorfeld der WM Meldungen über weit mehr als tausend tote Arbeiter und sklavenähnliche Zustände auf den Grossbaustellen die Runde gemacht hatten, dass zudem von Unregelmässigkeiten und Bestechungen bei der Vergabe die Rede war.

Vieles hat sich gebessert in den letzten zwei Jahren, die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) jedenfalls hat ihre Untersuchung gegen Katar wegen der früher verheerenden Lage der rund 2,3 Millionen ausländischen Arbeiter offiziell beendet. Dohas Regierung verweist deshalb auf die ILO-Begründung, dass die Reformen zu einer «ermutigenden Entwicklung» geführt hätten.

Deshalb darf man Katar heute auf die Liste bereisungsfähiger Destinationen nehmen, zumal das Land, die lediglich 300 Kilometer lange und knapp 100 Kilometer breite Halbinsel im Persischen Golf mit ihren 2,6 Millionen Einwohnern, sich schrittweise, wenn auch zögerlich öffnen will, trotz innerarabischer Krise und den Streitigkeiten mit Saudi-Arabien und dessen Verbündeten Ägypten, Bahrain und VAE.

Mehr Kultur als Shopping-Touren

Doha sieht sich als Alternative zu den Hotspots am Golf wie Dubai oder Abu Dhabi. Katar will zur Kulturhauptstadt des Nahen Ostens werden, mit Museen wie etwa demjenigen für Islamische Kunst (MIA) oder dem Mathaf Arab Museum of Modern Art, mit seinen auch für Nichtmuslime offenen Moscheen, mit seinen lebendigen Gassen im Souk von Doha oder seinen in knapp einer Autostunde erreichbaren Sanddünen und Binnenseen. Angestrebt wird eine gute Mischung zwischen Information und Erholung. Zu einer reinen Badeferiendestination wird Katar nicht. Wer sich hingegen für Arabien, seine Kultur und für Fussball interessiert, liegt mit einem vier- bis fünftägigen Abstecher Richtung Mittleren Osten richtig. Zudem bewegen sich Hotellerie und Gastronomie, wie das kürzlich mitten in der Altstadt von Doha eröffnete Al Najada Doha Hotel by Tivoli beweist, auf hohem Niveau.

MUSEUM KATAR

Gepflegte Tradition: Das Museum für Islamische Kunst ist auch architektonisch ein Blickfang.

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