Der EU-Binnenmarkt wirkt sich positiv auf das Einkommen der europäischen Bürger aus. Und ausgerechnet die Schweiz - als Nicht-EU-Land über bilaterale Verträge mit dem europäischen Binnenmarkt besonders verbunden - profitiert am meisten.

Zu diesem Ergebnis kommt eine am Mittwoch veröffentlichte Studie der Bertelsmann Stiftung zwei Wochen vor der Europawahl.

Dabei fallen die in allen 28 EU-Staaten untersuchten Auswirkungen regional unterschiedlich aus. «Nicht jeder profitiert gleichermassen, aber alle gewinnen», sagte Stiftungsvorstand Aart de Geus. Der Binnenmarkt sei «grösster Treiber für unseren Wohlstand».

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EU-weit 420 Milliarden Euro mehr

Die Autoren gehen davon aus, dass insgesamt EU-weit rund 420 Milliarden Euro Einkommenszuwächse jährlich durch den 1993 eingeführten Binnenmarkt erzielt werden. Auf Deutschland entfalle das grösste Plus - zusammengerechnet etwa 86 Milliarden Euro. Grundsätzlich gehörten vor allem Länder und Regionen mit hoher Exportorientierung und starker Industrie zu den Gewinnern.

Was sind die Gründe für die Einkommensgewinne? Das Wegfallen von Zöllen und anderen Hemmnissen lasse den Handel wachsen, schildern die Autoren. Es gebe mehr Wettbewerb, was sich positiv auf Produktion und Preise auswirke. Handelskosten würden gesenkt. Der Binnenmarkt berge noch viel Potenzial für weitere Wohlstandsgewinne - vor allem beim Handel mit Dienstleistungen, so die Stiftung in Gütersloh.

Zum anstehenden Brexit prognostizierte Studien-Mitautor Dominic Ponattu, ein vollständiger Austritt der Briten aus dem Binnenmarkt würde das Land hart treffen. Das gelte besonders für den Grossraum London und die Bewohner in den industrie- und innovationsstarken Süd-Regionen.

Der grösste Wirtschaftsraum der Welt steigert demnach das Einkommen der EU-Bürger pro Kopf und Jahr im Durchschnitt um rund 840 Euro.

Die Schweiz steht dabei mit 2914 Euro Einkommensplus an der Spitze der Rangliste. Es folgen Luxemburg (2834 Euro) und Irland (1894 Euro). Unter den besonderen Gewinnern sind auch Belgien, Österreich, die Niederlande.

Griechen profitieren wenig

Frankreich (1074 Euro) und Deutschland (1046 Euro) gehören noch zu den Top-Ten-Profiteuren. Niedriger seien Zuwächse bei Staaten mit geringerer Wettbewerbsfähigkeit, etwa Spanien, Portugal oder Griechenland mit rund 600 bis 400 Euro pro Person und Jahr.

Profite EU Binnenmarkt

Pro-Kopf-Einkommensgewinne durch den EU-Binnenmarkt, nach Regionen.

Quelle: Bertelsmann Stiftung

(sda/mbü)