Das Einkommensgefälle zwischen Schwarzen, Latinos und Weissen in den USA ist gewaltig – und wurde in zahlreichen Studien bereits beschrieben. Doch beim Vermögen sind die Unterschiede besonders frappierend, zeigt eine Konsumentenerhebung der US-Notenbank Fed. Und die Gründe für die Diskrepanz sind keineswegs in gängigen Erklärungsmustern zu finden, offenbart eine neue Untersuchung der Brandeis Universität in Zusammenarbeit mit dem Demos Institut laut dem Nachrichtendienst Bloomberg.

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Gemäss Fed-Zahlen besass ein durchschnittlicher weisser amerikanischer Haushalt 2013 rund 13 Dollar Vermögen für jeden Dollar eines schwarzen Haushalts. Der Unterschied zwischen Weissen und Latinos ist demnach mit einem Verhältnis von zehn zu eins nur geringfügig kleiner. Viele Erklärungen für die Vermögensunterschiede setzen oft bei mikroökonomischen Verhalten der Menschen an.

Auch eine College-Ausbildung hilft nicht

Doch die gängigen Erklärungen greifen zu kurz, zeigt die Studie. So könnten Schwarze auch mit einer College-Ausbildung die Vermögensschere nicht schliessen. Zwar verdienten Afroamerikaner mit einer höheren Ausbildung mehr Geld und könnten mehr zur Seite legen. Doch gemäss Untersuchung sind die Vermögensunterschiede zwischen weissen und schwarzen Hochschulabsolventen mit einem Faktor von 7.2 noch immer gewaltig. In gewisser Weise zerstöre die Untersuchung die gängigen Erklärungsmythen, wird Co-Studienautorin Amy Traub von Demos zitiert.

Auch beim Vergleich von Vollzeitbeschäftigten und Familien mit zwei Kindern gibt es demnach kaum Annäherung zwischen Schwarzen und Weissen. Und: Oft werde angenommen, Schwarze sparten weniger von ihrem Einkommen und bauten damit weniger Vermögen auf. Offenbar ist jedoch das Gegenteil der Fall, die Studienautoren verweisen hier auf eine Untersuchung der Duke Universität von 2016: Auf allen Einkommensebenen sparten afroamerikanische Haushalte mehr als vergleichbare weisse Haushalte.

Weisse erben mehr als Schwarze

Wie also lassen sich die Unterschiede erklären? Ganz auflösen können die Wissenschaftler das Rätsel zwar nicht, wie sie zugeben. Doch ein Faktor springt offensichtlich ins Auge. So erhalten Weisse fünfmal mehr substanzielle Geschenke und Erbschaften als Afroamerikaner. Und die Summen sind demnach viel grösser. Das Geld könne dafür verwendet werden, neues Vermögen anzuhäufen, etwa in Form eines Hauskaufs oder Aktienerwerbs, wird die Studie zitiert. Das Ergebnis: Das Vermögensgefälle zwischen weissen und schwarzen Haushalte setzt sich von einer zur nächsten Generation fort.

Entsprechend schliessen die Studienautoren: Um eine gerechtere Gesellschaft zu erreichen, müsse im Zentrum der Analyse nicht mehr das individuelle Verhalten der Menschen stehen. Denn dem zu adressierenden Problem liege ein «struktureller und institutioneller Rassismus» zugrunde.