Die Schweiz gehört in Finanzfragen zur absoluten Weltspitze – und das bereits seit Jahrhunderten. Eine vom Credit Suisse Research Institute publizierte Studie der London Business School zeigt nun auf, wie stark der Bankenplatz in den vergangenen fast knapp 120 Jahren abgeschnitten hat. Die Ergebnisse sind beeindruckend: Für Anleger ist die Schweiz eines der attraktivsten Länder der Welt. Seit 1900 warfen Aktien jedes Jahr eine durchschnittliche Rendite von 4,4 Prozent ab.
Seit 1900 warfen Aktien jedes Jahr eine durchschnittliche Rendite von 4,4 Prozent ab. Ein zur Jahrhundertwende in Aktien investierter Franken wäre bei stabiler Kaufkraft heute 159 Franken wert. Ein Franken in Staatsanleihen hätte bis heute 15-fach an Wert zugelegt. Gleichzeitig sind die Schwankungen an den Schweizer Börsen so gering wie in keinem anderen Land. Und mehr noch: Nirgends in den 22 untersuchten Märkten war die Inflation in den vergangenen 117 Jahren niedriger, die Währung stärker.
«Seit über 300 Jahren eine grosse Kompetenz»
«Die grosse Stärke der Schweiz ist keine Überraschung», sagt Studienautor Paul Marsh im Interview. «Das Land hat eine lange Tradition als sicherer Hafen für Geld. Das Private Banking ist seit über 300 Jahren eine grosse Kompetenz.» Dass der Schweizer Franken so stabil ist wie keine andere Währung auf der Welt kommt dem Finanzplatz zugute.
So ist der Aktienmarkt heute der siebtgrösste der Welt und zeichnet für 3 Prozent der globalen Kapitalisierung verantwortlich. Ganz vorne liegen natürlich die USA mit der Wall Street in New York, dahinter folgen Japan, Grossbritannien, Frankreich, Deutschland und Kanada. Dabei leben in der Schweiz lediglich acht Millionen Menschen. Das ist nicht einmal 0,1 Prozent der Weltbevölkerung.
Schweizer Inflation so niedrig wie nirgends auf der Welt
Was viele Nachbarländer besonders neidisch machen dürfte: Mit durchschnittlich 2,2 Prozent war die Inflation in der Schweiz niedriger als in allen anderen Ländern rund um den Globus. Auf den Plätzen folgen mit Abstand die Niederlande und die USA. «Um die Position der Schweiz als wichtiges Finanzzentrum in der Welt zu etablieren, war es natürlich sehr hilfreich, eine starke Währung zu besitzen», sagt Marsh.
Im Gegensatz zu Nachbarn wie Deutschland, Frankreich oder Österreich druckte die Schweiz nie im grossen Stil frisches Geld. Die Nationalbank und die Regierung bekannten sich zur Stabilität, was auch Unternehmen und wirtschaftlichem Wachstum zugute kam. Zum Vergleich: Weil die deutsche Hyperinflation von 1922/23 die Statistik ruiniert, liessen die Autoren diese Daten in ihrer Erhebung komplett aus. Nach Deutschland hatte Österreich die höchste Jahresinflation mit 12,6 Prozent im Schnitt seit 1900.
Urs Rohner: «langfristiger Zugang zu Spitzenkräften»
Gleichzeitig bot die Schweiz Aktienanlegern in den vergangenen Jahrzehnten mit die höchste Sicherheit: Das Land hat einen der schwankungsärmsten Märkte der Welt. Nur Kanada, Australien und Neuseeland waren sicherer.
Wie geht es für die Schweiz weiter? Für Credit-Suisse-Präsident Urs Rohner ist klar, dass der Wettbewerb schärfer wird. Um sich auch in Zukunft zu behaupten, so der Banker gegenüber handelszeitung.ch, «muss die Schweiz weiter auf einen hohen Dienstleistungsstandard sowie langfristigen Zugang zu Spitzenkräften setzen und unvorteilhafte regulatorische Anforderungen vermeiden».