In der Schweiz dürfte die Arbeitslosigkeit im Herbst zwar ansteigen, doch mit einer Entlassungswelle ist laut dem Staatssekretariat für Wirtschaft nicht zu rechnen: Seco-Experte Boris Zürcher geht davon aus, dass die Arbeitslosenquote etwa im Bau, Tourismus oder im Gastgewerbe saisonbedingt nur leicht anziehen wird.
«Gemäss den uns derzeit vorliegenden Daten gibt es keine Anzeichen, dass es zu einer Entlassungswelle kommen wird», sagte der Leiter der Direktion für Arbeit beim Seco an einer Telefonkonferenz. Der Grund dafür sei die Kurzarbeit. Dieses Instrument werde von den Firmen rege genutzt und könne bei Bedarf bis ins nächste Jahr hinein verlängert werden.
Viele haben sich gut geschlagen
Unklar bleibe aber, wieviele der von Kurzarbeit betroffenen Arbeitnehmer ihren Job noch verlieren werden. «Um das abschätzen zu können, fehlen handfeste Erfahrungswerte aus der Vergangenheit». Optimistisch stimmt Zürcher, dass sich viele Firmen während der Coronakrise gut geschlagen haben. Insbesondere für am Binnenmarkt tätige Unternehme entspanne sich die Lage.
Im Monat Mai waren in der Schweiz laut Seco gut 890'000 Arbeitnehmende in Kurzarbeit beschäftigt. Im Lockdown-Monat April, dem Höhepunkt betreffend Kurzarbeit, waren es mehr als eine Million. Das Instrument kostet den Bund viel Geld: Seit März sind laut Zürcher rund 6 Milliarden Franken an Kurzarbeitsentschädigung ausbezahlt worden.
Arbeitslosenzahl leicht gesunken
Im Juli ist die Arbeitslosigkeit in der Schweiz ganz leicht gesunken. Die Arbeitslosenquote verharrte derweil mit 3,2 Prozent auf der Stelle, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Montag mitteilte. Und auch die um saisonale Faktoren bereinigte Quote blieb mit 3,3 Prozent unverändert.
Insgesamt waren in der Schweiz im Berichtsmonat Juli 148'870 Personen bei den Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) als arbeitslos gemeldet. Das waren 1419 weniger als im Vormonat. Gegenüber dem Vorjahresmonat lag die Zahl aber massiv - um 51'292 Personen - höher.
Die Quote lag damals noch bei 2,1 Prozent gelegen. Und im Monat Februar, also kurz vor Ausbruch der Pandemie, war sie immer noch bei tiefen 2,5 Prozent.
Die Quoten für den Juli lagen am untere Ende der Schätzungen. Ökonomen hatten die Arbeitslosenquote im Vorfeld im Bereich von 3,1 und 3,5 Prozent und die saisonbereinigt Ziffer bei 3,3 bis 3,5 Prozent gesehen.
Etwas mehr arbeitslose Jugendliche
Eine Zunahme gab es im Juli bei den Jugendlichen (15-24-Jährige). Dort stieg die Arbeitslosenquote gegenüber dem Vormonat jedoch nur leicht auf 3,4 Prozent nach zuvor 3,3 Prozent. Üblicherweise machen sich in den Monaten Juli und August viele Schul- und Lehrabgänger auf die Arbeitssuche.
Bei den 25- bis 49-Jährigen ging die Arbeitslosenquote auf 3,4 Prozent von 3,5 Prozent im Juni zurück. Und die Quote bei Arbeitnehmern im Alter von über 50 Jahren blieb unverändert bei 2,9 Prozent stehen.
Das Seco hat derweil im Juli insgesamt 235'762 Stellensuchende registriert, 2308 mehr als im Vormonat. Die Zahl der bei den RAV gemeldeten offenen Stellen erhöhte sich um 3376 auf 35'295 Stellen. Von diesen unterlagen 19'951 der Meldepflicht.
Weniger Kurzarbeit
Die aktuellsten Angaben zur Kurzarbeit liegen erst für den Monat Mai vor. Damals waren 890'890 Personen von der Kurzarbeit betroffen nach gut einer Million im «Corona-Lockdown-Monat» April. Daraus ergibt sich ein Rückgang von 17,3 Prozent. Mit den Lockerungen des Bundes konnten Restaurants und Geschäfte im Mai ihre Türen wieder öffnen.
Die Anzahl der von Kurzarbeit betroffenen Betriebe reduzierte sich im Mai um 21'081 auf noch 109'988 Einheiten. Die Anzahl ausgefallenen Arbeitsstunden nahmen um 36 Prozent auf knapp 58 Millionen Stunden ab.
(sda/tdr)