Die Schweizer Firmen zogen letztes Jahr 42 Milliarden Franken aus ausländischen Tochtergesellschaften ab – per saldo. Hiesige Unternehmen investierten also 42 Milliarden weniger im Ausland als sie von dort zurückzogen. Im Vorjahr 2018 hatten die Schweizer Firmen noch ein ähnlich hohes Plus: Unter dem Strich investierten sie damals 44 Milliarden Franken im Ausland.
Dies meldet die Nationalbank SNB in einem Bericht zum Thema Direktinvestitionen 2019.
Vor allem Dienstleistungsfirmen seien für die Desinvestitionen verantwortlich gewesen – und dabei insbesondere Handelsfirmen mit 27 Milliarden Franken an Rückzügen sowie Finanz- und Holdinggesellschaften mit einem Minus von 20 Milliarden Franken.
Die Abzüge seien vor allem im Rahmen von Konzernumstrukturierungen geschehen, bei denen die Unternehmen das Beteiligungskapital bei ausländischen Töchtern abbauten, so die SNB-Statistiker. Noch konkreter: Intensiv wurde Kapital aus Tochtergesellschaften an europäischen Holdingstandorten wie Luxemburg und Irland abgezogen. Die verschobenen Summen spiegeln also auch stark die Steuerpolitik.
Industriefirmen investierten derweil per Saldo 11 Milliarden Franken im Ausland.
Bestand: 1445 Milliarden Franken
Und insgesamt bauten Schweizer Unternehmen ihre Investitionen in diversen europäischen Ländern aus, am meisten in Ungarn, aber auch im Vereinigten Königreich sowie in Deutschland und Belgien.
Ausserhalb Europas überwogen die Mittelrückzüge in Mittel- und Südamerika (minus 11 Milliarden Franken) sowie in Asien (minus 8 Milliarden Franken). Nordamerika (plus 11 Milliarden Franken) und Afrika (plus 3 Milliarden Franken) waren indes Weltregionen, die per Saldo einen Zufluss an schweizerischen Direktinvestitionen verzeichneten.
Der Bestand an Direktinvestitionen im Ausland betrug am Ende 1445 Milliarden Franken.
Und wie sieht es umgekehrt aus? Da zogen ausländische Investoren erneut per Saldo Mittel aus Unternehmen in der Schweiz ab. Der Mittelrückzug belief sich auf 79 Milliarden Franken; im Jahr 2018 hatte der Betrag 67 Milliarden betragen. Auch hier sichtet die SNB «in erster Linie Konzernumstrukturierungen» als Grund. Aber auch das Beteiligungskapital wurde abgebaut: US-Mutterkonzerne setzten die von der Steuerreform der Vereinigten Staaten begünstigten Kapitalrückzüge fort.
Neuinvestitionen tätigten ausländische Investoren einzig in Form von reinvestierten Erträgen: Die Summe erreichte 18 Milliarden Franken.
Der Bestand ausländischer Direktinvestitionen in der Schweiz betrug am Jahresende 1370 Milliarden Franken. 83 Prozent davon entfielen auf Investoren aus der EU, 6 Prozent auf Investoren aus den Vereinigten Staaten. Aber das Bild täuscht: Betrachtet man nämlich nicht den formaljuristischen Standort der Investoren, sondern den Standort der letztlich Berechtigten, so kontrollierten Firmen aus den USA 48 Prozent und solche aus der EU 28 Prozent des Kapitalbestands.
(rap)